Zwischen Tatendrang und Bürokratie – Ein Jahr im Studierendenparlament

Auf einem hellbraunen Tisch steht im Vordergrund eine Glocke sowie schwarz-rote Stimmkarten. Im Hintergrund unscharf zu sehen ein dunkles zugeklapptes Notebook.
Fein säuberlich aufgereiht: Die Stimmkarten für die Mitglieder des Studierendenparlamanents. Eher selten im Einsatz, die Glocke um Ordnung in Debatten zu bringen. Foto: Lucas Lorenz.

Im letzten Winter sind Lisa Karsten und Carolina Grgic zum ersten Mal ins Studierendenparlament gewählt worden und sich mit voller Freude und Erwartungen die Arbeit im Parlament begonnen Hochschulwahlen im Wintersemester 2023/2024 stehen an und beide fragen sich, ob sie nochmals für das StuPa (Studierendenparlament) kandidieren wollen. (Dies ist der zweite Teil über die Erfahrungen von Carolina Grgic und Lisa Karsten im StuPa. Den ersten Teil findet ihr hier.)

Eingelebt im Studierendenparlament haben sich die beiden Studentinnen Lisa und Carolina allemal. Während Lisa, die Politikwissenschaften im Master im dritten Semester studiert, als Teil des Präsidiums die Sitzungen des Studierendenparlamentes vorbereitet und moderiert, beteiligt sich Carolina Grgic, die im dritten Semester Sozialwissenschaften im Bachelor studiert, als Teil der Opposition im Studierendenparlament bei der Mitarbeit und Diskussionen um Anträge und Beschlüsse im Parlament. Am Anfang war Lisa noch sehr aufgeregt gewesen, „nun bin ich in diese Aufgabe hineingewachsen“, bilanziert sie und hebt den respektvollen Umgang des Parlamentes hervor. Dem stimmt auch Carolina Grgic zu: „In den ersten Sitzungen ist die Stimmung noch etwas angespannter, gerade bei der AStA-Wahl (Allgemeiner Studierenden Ausschuss). Da werden sich auch mal die Hörner abgestoßen, aber danach gibt es ein äußerst konstruktives Umfeld“. So käme es auch vor, dass Anträge der Opposition bewilligt werden. Es scheint, als ob im StuPa eine Zusammenarbeit herrscht, die man sich auf Landesebene wünschen würde. Dort, wo grundsätzlich Anträge der Opposition abgelehnt oder in stark abgeänderter Form neu verhandelt werden, damit die Opposition keine Erfolge erzielen kann.

Ein weiteres Jahr im Amt des Präsidiums strebt Lisa nicht an, sie würde sich aber freuen als normales Mitglied ins Parlament wiedergewählt zu werden und Carolina ist sich noch nicht sicher, ob sie sich wieder zur Wahl stellen möchte. Wie kommt es dazu?

Erste Erfolge und neue Perspektiven

Wenn Carolina und Lisa auf das Jahr zurückblicken, können sie auf ein erfolgreiches Jahr schauen. So hat Carolina die aufwendige Projektplanung der Semesterstartparty des AStA übernommen. „Die Aufgaben im Parlament sind vielfältig und da manchmal das Personal fehlt, unterstützen wir uns gegenseitig, wo wir können“, berichtet sie von der Erfahrung.

Die aktive Teilhabe an Projekten war auch Lisa von Beginn an sehr wichtig. So arbeitet sie gerne an dem neu ins Leben gerufenen Instagram-Kanal des StuPa oder der Umsetzung des Live-Streams der Parlamentssitzungen. Dort überprüft sie die Inhalte auf Richtigkeit und gibt allgemeines Feedback. Und der Einsatz von Carolina und Lisa findet Anklang: Freunde sprechen sie auf Themen an oder folgen dem Instagram-Account, um die Arbeit zu verfolgen: „Lisa, es gibt keine Steckdosen in der Bibliothek. Kannst du da nicht etwas machen?“, heißt es dann zum Beispiel. Frustrierend wird es, wenn den Studentinnen die Hände gebunden sind und sie nicht helfen können. „Oft liegen die Themen nämlich außerhalb unseres Zuständigkeitsbereiches. Um das Deutschlandticket kümmert sich beispielsweise das LAT NRW (Landes-ASten-Treffen Nordrhein-Westfalen)“, erklärt Carolina Grigic Herausfordernd ist auch die Geduld, denn manche Dinge benötigen Zeit. Da sei es wichtig, lange dranzubleiben, so die Studentin.

Lisa blickt durchaus skeptischer auf die Möglichkeiten des StuPa: „Das Studierendenparlament ist nicht weisungsbefugt gegenüber der Universität“, erklärt sie. Auch in anderen Gremien seien studentische Vertretungen strukturell benachteiligt, sodass der direkte Einfluss der Studierenden davon abhängig ist, wie ernst die anderen Vertreter*innen studentische Belange nehmen. „Dazu kommt noch die hohe Fluktuation von in der Hochschulpolitik engagierten Studierenden, sodass ständig Wissen verloren geht“, führt Lisa weiter aus. Dagegen möchte sie etwas tun und arbeitet an einem Übergabeleitfaden für das Präsidium.

Alles eine Frage der Zeit

Aufgrund eines Auslandssemesters wird Lisa Karsten das Präsidium schon vor dem neuen Wintersemester verlassen. Auch Carolina Grgic ist noch nicht sicher, ob sie bei der nächsten Wahl antreten möchte. Zu wenig Zeit habe sie bislang in ihr Studium stecken können, berichtet sie. Zwei Stunden investiert sie in der Woche für die Vor- und Nachbereitung für das Studierendenparlament. Dazu zählen auch gemeinsame Fraktionstreffen, bei denen die kommende Sitzung besprochen wird. „Diese Sitzung helfen sehr, da wir uns innerhalb der Fraktion untereinander austauschen und beraten können“. Hinzu kommt die Zeit, welche sie bei einzelnen Projekten investiert. Hierbei möchte sie sich aber zukünftig weiter einbringen. Die Arbeit im Parlament macht zwar viel Spaß und schafft wichtige Grundlagen und Voraussetzungen für die Universität. Ein Beispiel ist die Verbesserung der Studienbedingungen von Menschen mit Sehbeeinträchtigungen. Aber die praktische Arbeit erfüllt Carolina mehr.

Eine Bereicherung war die Erfahrung auch im Hinblick auf die politische Hintergrundarbeit: „Ich habe nun ein viel besseres Verständnis für die Entscheidungsfindung in der Politik“, erzählt Carolina und berichtet über die Gründe, warum Entscheidungen länger dauern, als sich das die Menschen wünschen und vorstellen: „Manche Gremien oder Arbeitsgruppen schaffen es, sich nur einmal im Semester zu treffen, um Aktionen zu planen oder Schwerpunkte und Ziele für die Zukunft festzulegen“, so die Studentin. Carolina betont, dass sich dabei leider auch hin und wieder die Themen verlaufen würden. So gleiche die Univerwaltung manchmal der Szene aus Asterix und Obelix als diese den Passierschein A38 suchen.

Mit kleinen Erfolgen zum besseren Unialltag

Die Welt und auch die Universität haben beide in ihrem Jahr im Studierendenparlament nicht verändern können, aber kleine Veränderungen konnten die Abgeordneten erzielen. So erreichten die Studierenden unter anderem, den Semesterbeitrag um elf Euro zu senken. Außerdem haben sie in Gesprächen mit dem Studierendenwerk erreicht, dass wieder halbe Portionen in der Mensa angeboten werden. Nicht vergessen werden darf die finanzielle Unterstützung von Autonomen Referaten und Projekten sowie Angeboten des AStA, welche das StuPa in seinem Haushalt genehmigt und damit über die Studierendenbeiträge an den AStA mitbestimmt. Lisa und Carolina haben mit ihrem Einsatz einen nicht zu unterschätzenden Beitrag geleistet, die Studierenden der Universität zu vertreten. Sie dienen als Ansprechpartnerinnen für Studierende, sammeln Anliegen und Probleme dieser, können Lösungen ausarbeiten und in Gesprächen mit der Universität auf diese einwirken. Dabei nehmen Lisa und Carolina ihre Arbeit verantwortungsvoll war und es bleibt zu wünschen, dass die Universität diese Arbeit und studentische Belange wertschätzt.

Internetauftritt des StuPa: www.stupa.uni-koeln.de/
Instagramprofil des StuPa: www.instagram.com/stupa_uzk/

Von Lucas Lorenz

Beitrag erstellt am: 24.01.2024 um 08:52 Uhr
Letzte Änderung am: 24.01.2024 um 08:54 Uhr

Portrait

… fährt gerne mit dem Fahrrad durch das Bergische Land und probiert sich gerne an neuen Anstiegen aus. Regelmäßig fährt er auch zur Universität. Dort studiert er Geschichte und Medienkulturwissenschaften ohne sich viele Gedanken zu machen, wie seine Laufbahn danach aussieht.