Grüne Partizipation und Teilhabe

Grüße aus dem CampusGarten. Foto: Lucas Lorenz.

Ein Besuch im von Studierenden organisierten CampusGarten der Universität zu Köln.

Unzählige verschiedene Pflanzen wachsen in kleinen, etwa ein mal ein Meter großen, Kisten heran. Aufgestellt in mehreren Reihen weisen die kleinen Beete den Weg durch das Areal des CampusGartens, einem Gemeinschaftsgarten, der vom AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss) organisiert wird. Es wird langsam Frühling und in vielen der Kisten wächst schon einiges heran. Robert und Lotta sind an diesem Frühlingstag auch in den CampusGarten gekommen, um nach ihren Pflanzen zu sehen. Jede*r Gärtner*in bekommt eine Kiste zugewiesen, welche nach Lust und Laune bepflanzt werden darf.

Die 25-jährige Lotta plant in diesem Jahr ihre Beete mit Kräutern, roter Beete, Karotten, Knoblauch, Rucola und Ringelblumen zu bepflanzen. „Diese Artenvielfalt ist einfach wunderschön. Ich freue mich immer darauf, im Sommer in dem CampusGarten herumzugehen und die verschiedenen Arten zu bestimmen“, erklärt die Masterstudentin im Lehramt, die sich seit zwei Jahren im CampusGarten engagiert. „Als ich mein Masterstudium hier in Köln begann, habe ich aktiv nach einem Gemeinschaftsgarten gesucht und bin auf dieses Projekt gestoßen“, erzählt Lotta. Sie ist etwa alle zwei Wochen im CampusGarten, um nach ihren Kisten zu schauen und den gesamten Garten zu gießen. Dies ist nämlich eine Regel im Gemeinschaftsgarten: Einen gemeinsamen Gießplan zu befolgen, sodass alle Pflanzen von allen Gärtner*innen gegossen werden, um vor allem in den heißen Sommermonaten die Pflanzen vor dem Austrocknen zu schützen. Darüber hinaus gibt es noch einen Beetplan. Dieser zeigt, welche Beete gemeinsam genutzt und welche von bestimmten Personen bepflanzt werden, um Missverständnisse vorzubeugen. „Wegen der Bienen, die hier von einem Imker angesiedelt wurden, dem generellen Insektensterben und dem Verlust der Artenvielfalt, verzichten wir auf Insektenschutzmittel“, fügt Lotta noch hinzu.

Zwei Personen vor einem Beet
Lotta und Robert vor einem der mobilen Beete im CampusGarten. Foto: Lucas Lorenz.

Immer mobil

Den CampusGarten gibt es seit nahezu zehn Jahren. 2013 wurde das Projekt ins Leben gerufen. Zunächst am heutigen Cologne Center for Science im Weyertal angelegt, erlebte der CampusGarten 2018 seinen Umzug ein paar Meter weiter in die Gyrhofstraße neben einer großen Serverhalle. Hier sollte er maximal die nächsten vier Jahre stehen, weswegen der CampusGarten mobil geblieben ist und alle Pflanzen in Kisten gepflanzt wurden. Mittlerweile sind vier Jahre vergangen und der CampusGarten steht immer noch da. Die Betreiber*innen stehen immer wieder im Kontakt mit dem Baudezernat, aber bislang gäbe es keine aktuellen Umzugspläne. Ein Standortwechsel ist also mittelfristig nicht in Sicht, aber weiterhin nicht ausgeschlossen. Knapp 20 Gärtner*innen pflegen den kleinen Garten mit einer Fläche von knapp 400 Quadratmetern.

Der Genetik-Doktorand Robert hat neben seinem Beet einen Kartoffelsack hingestellt und möchte diesen in dieser Gartensaison zum ersten Mal ausprobieren. „Durch ein verschließbares Loch im unteren Bereich des Sackes lassen sich die Kartoffeln einfach herausnehmen“, zeigt er die Funktion des Kartoffelsacks. Bislang ist allerdings noch keine Kartoffelpflanze eingepflanzt. „Erst mal muss ich noch mehr Erde hineinfüllen“, bemerkt Robert und schließt das Loch am unteren Teil des Sackes. Neben Kartoffeln plant der 32-jährige Brokkoli, Salat, Bohnen, Sonnenblumen und Prunkwinden anzupflanzen. „Selbst ernähren kann ich mich davon nicht, vielleicht eine Woche, aber mir geht es um die Erfahrung und die Freude daran, den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen“, lächelt Robert.

Beide haben auch auf ihrem Balkon Pflanzen. Dort ziehen sie diese vor, die sie später in die Beete einsetzen. Während Lotta schon seit ihrer Kindheit gärtnert und mit acht Jahren ein kleines Gemüsebeet pflegte, keimte die Lust am Gärtnern bei Robert erst im Laufe der Zeit auf. „Eigentlich wollte ich schon immer gärtnern“, erzählt er, „aber ohne Erfahrung oder Wissen habe ich mich schwergetan damit anzufangen“. Vor gut einem Jahr hat ihn eine CampusGärtnerin zu dem Garten mitgenommen und ihn für das Projekt begeistert. Seitdem hat er auch ein eigenes Beet und an Erfahrung und Wissen scheint es ihm nun aber nicht mehr zu fehlen, wenn Robert über das Anpflanzen und Pflegen der verschiedenen Pflanzen spricht.

Mobile Beete in einem Garten
In jedem der Beete wachsen andere Pflanzen und anderes Gemüse. Was angepflanzt wird entscheide jede*r selbst. Foto: Lucas Lorenz.

Für die Zukunft

Auch wenn über dem CampusGarten durch den provisorischen Standort immer eine gewisse Unsicherheit steht, so mangelt es nicht an Zielen der CampusGärtner*innen. In diesem Sommer steht der Ausbau eines Gartenhauses sowie die Erneuerung der mobilen Beete an. Einzelne Kisten sind schon erneuert worden, andere werden nun sukzessive ersetzt. Das neue Gartenhaus soll sowohl als Lagerhaus als auch als Gewächshaus – besonders für Tomaten – dienen. Daneben soll es wieder mehr gemeinschaftliche Aktionen wie ein Sommerfest geben, welches aufgrund der Corona-Pandemie die letzten beiden Jahre ausfallen musste.

Auch Robert und Lotta haben Ideen für den CampusGarten, während sie es sich auf den Gartenstühlen und einem Tisch bequem machen. „Ich fände es schön, wenn wir es noch gemütlicher hier machen,“ findet Lotta, während Robert sich vorstellen kann, dass auch Schulklassen an dem CampusGarten teilhaben können. In den Reihen der Mitglieder besteht auch ein großes Interesse daran, Workshops zu verschiedenen Themen wie Ernährung, Nachhaltigkeit, Fermentation anzubieten, um den CampusGarten auch in einen Ort des Austausches von Wissen, Erfahrung und Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Teilhabe und Partizipation ist ein wichtiges Merkmal dieses Projektes, die soziale Gemeinschaft unter den Gärtner*innen wird geschätzt. „Ich habe sogar meine aktuelle WG-Mitbewohnerin hier im Garten kennengelernt“, erzählt Lotta begeistert über ihre Freundin im CampusGarten, mit der sie auch ein Beet zusammen pflegt. Wie viel sich die interessierten Personen mit der Pflanzenwelt und dem Gärtnern auskennen, hat dabei keine große Relevanz: Jede*r ist herzlich willkommen, sich am CampusGarten zu beteiligen, und Wissen und Erfahrungen werden dort gerne weitergegeben. Erste Tipps haben beide auch schon parat: „Rucola lässt sich die ganze Saison pflanzen und Tomaten wachsen gut und die Erträge sind hoch,“ erklären Lotta und Robert.

Ein Hochbeet auf einer Palette.
Eines der neuen mobilen Hochbeete, die der CampusGarten angeschafft hat. Foto: Lucas Lorenz.

An diesem Tag sind sie kurz in den Garten gekommen, um ihre Beete zu überprüfen. Lotta hat Tennessee Wiggler – eine Regenwurmart – mitgebracht, die besonders schnell Bioabfall in Kompost umwandelt. Vorsichtig setzt die Studentin einzelne Regenwürmer ins Beet, während die anderen in dem Kompost des CampusGartens ihre Arbeit verrichten sollen. Bald beginnt das Einsetzen der vorgezogenen Pflanzen und das Aussähen der Saat. Arbeiten für die Gärtner*innen stehen also noch bevor, damit im Sommer die Blüten in bunten Farben erstrahlen und das Gemüse und die Kräuter gut gedeihen. Noch ist es nicht so weit. Lotta und Robert schließen das Tor des Zauns, der den CampusGarten umgibt, und gehen nach Hause. Eins ist klar: Wenn sie mit genauso viel Enthusiasmus und Elan ihre Beete pflegen wie sie von dem CampusGarten erzählen, dann steht einer erfolgreichen Gartensaison nichts im Wege.

Wenn ihr im CampusGarten mitmachen wollt, meldet euch per Instagram (https://www.instagram.com/campusgartenkoeln/) oder direkt per Mail an: h.daniel[at]asta.uni-koeln.de.  Bei einem Schnuppertreffen könnt ihr vor Ort den CampusGarten kennenlernen.

Von Lucas Lorenz

Beitrag erstellt am: 10.05.2022 um 06:46 Uhr
Letzte Änderung am: 10.05.2022 um 21:47 Uhr

Portrait

… fährt gerne mit dem Fahrrad durch das Bergische Land und probiert sich gerne an neuen Anstiegen aus. Regelmäßig fährt er auch zur Universität. Dort studiert er Geschichte und Medienkulturwissenschaften ohne sich viele Gedanken zu machen, wie seine Laufbahn danach aussieht.