Zwischen Humor und Melancholie

Gesprächsrunde mit Tischen
Nach neun Jahren veranstaltet das Litertaurhaus Köln wieder ein Debütantensalon. Foto Klaudia Kasek Foto: / .

Am 21.11.16 wird das alte Konzept des Debütantensalons vom Literaturhaus Köln wieder ins Leben gerufen und bietet dem Publikum gleich zwei Debüts an. Paula Fürstenberger und Isabelle Lehn ermöglichen den Besuchern einen vielfältigen Einblick in ihre ineinandergreifenden Werke.

Schon lange gab es im Literaturhaus Köln keinen Debütantensalon mehr. Der letzte dieser Art fand 2007 statt. Das Konzept ist simpel: Das Literaturhaus lädt mehrere Autoren oder Autorinnen ein, die gerade ihre Debütwerke veröffentlicht, idealerweise zum gleichen Thema. Bei einem Sekt und gedämpften Licht, lesen die AutorInnen aus ihren Werken vor und unterhalten sich mit dem Moderator über das Buch und interessante Hintergrundinformationen. Diesmal ist das Thema Identitätskrise, welches die Gäste sichtlich zum Nachdenken verleitet.

Die Stimmung im Literaturhaus ist trotz des tiefgründigen Themas locker und die Vorfreude auf die Lesung lässt sich in den Gesichtern der Gäste ablesen. Die Veranstaltung ähnelt einem Treffen mit alten Bekannten, die sich gutgelaunt bei Sekt und Bier über die bevorstehende Veranstaltung unterhalten. Nicht zuletzt liegt es wohl an dem Veranstalter Tilman Strasser, der den Abend locker und humorvoll moderiert und den Autorinnen zwischen den einzelnen Lesungen Hintergrundinformationen zu den Werken entlockt.

Die Autorinnen mischen sich bereits zu Beginn der Veranstaltung unters Volk und begrüßen charmant ihre Gäste. Stets an ihrer Seite: Tilman Strasser, der dafür sorgt, dass es den jungen Frauen an nichts fehlt. Nach der kurzen Begrüßungsrunde, versammeln sich die Besucher in einem kleinen Raum, indem gedämpftes Licht für eine gemütliche Atmosphäre sorgt. Rasch sind alle Plätze belegt und die Autorinnen, begleitend von den Veranstaltern, betreten die Bühne. Nach einer kurzen Begrüßung des Moderators, beginnt auch schon der erste Vortrag.

Den Anfang macht Paula Fürstenberger, die aus ihrem Roman „Erstling mit einer Familie der geflügelten Tiger“ vorliest. Die Autorin erzählt in dem Roman die Geschichte von Johanna, einem jungen Mädchen, das nach ihrem Umzug nach Berlin von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Ihr Vater, der die Familie kurz vor dem Mauerfall verlassen hat, meldet sich wieder bei Johanna. Die geordnete Welt des Mädchens gerät in ein Chaos aus Fragen über ihr Dasein und das Leben in der DDR. Es ist die spielerische Art der Textgestaltung, mit der es Fürstenbergers Debüt gelingt, die Zuschauer an dem Abend zu fesseln und ihnen zwischen den einzelnen Passagen ein Lachen zu entlockt. Eine Mischung aus Fröhlichkeit und Melancholie herrscht im Publikum, denn es wird ersichtlich, dass die Protagonistin neben den trockenen Witzen aus der Zeit der DDR mit tiefgründigen Fragen zu kämpfen hat.

Nach einer kurzen Pause liest Isabelle Lehn aus ihrem Debütroman „Binde zwei Vögel zusammen“. Es ist die Geschichte von dem Soldaten Aladdin, welcher eigentlich Albert heißt und ein Statist in einem bayerischen Trainingscamp für Afghanistansoldaten ist. Schnell wird klar, dass das Rollenspiel im Camp und damit die Virtuelle Realität einen enormen Einfluss auf Albert haben, denn der Protagonist verliert sich zwischen zwei Identitäten. Es herrscht Stille, als Isabelle Lehn die Besucher des Literaturhauses in die Gedankenwelt Alberts versetzt. Mit anfänglicher Neugier, über humorvolle Anekdoten aus der DDR, werden die Gäste in die Welt eines zwiegespaltenen Mannes eingeführt, der sich in ein Chaos seiner zwei Persönlichkeiten verliert.

Die Wahl gerade dieser zwei gut zusammenpassenden Werke scheint ideal für das Comeback des Debütantensalons zu sein. Die unterschiedlichen Herangehensweisen an das Thema Identitätskrise weckt das Interesse der ZuschauerInnen. Von den konfusen Gedanken eines jungen Mädchens, bis hin zur Fantasiewelt der Visuellen Realität eines erwachsenen Mannes, müssen die Zuschauer aufpassen, dass sie sich selbst gedanklich nicht verlieren. Paula Fürstenberger und Isabelle Lehn sorgen mit ihren tiefgründigen Debütromanen, der kreativ verspielten Schreibweise und ihrer sympathischen Persönlichkeiten für einen frischen Wind im Literaturhaus. Es ist eine Veranstaltung, die sicherlich viele Besucher in Erinnerung behalten werden. Nicht zuletzt auf Grund der Thematik beider Romane, die sichtlich auf die Stimmung des Abends projiziert wurde. Und so verlassen die Gäste den Abend nachdenklich, aber gewiss mit einer Vorfreude auf den nächsten Debütantensalon.

Von Klaudia Kasek

Beitrag erstellt am: 28.11.2016 um 21:21 Uhr
Letzte Änderung am: 17.11.2019 um 01:17 Uhr