Klimavollversammlung ist voller Erfolg

Studierende sitzen im Hörsaal
Ein Zeichen setzten viele Studierende mit ihrer Teilnahme an der Klimavollversammlung. Foto: Lucas Lorenz

Die Klimavollversammlung, die am Dienstag den 26. November 2019 im Rahmen der Public Climate School stattfand, fand großen Anklang und füllte gleich mehrere Hörsäle.

Es war 18.40 Uhr, als die auf 18.00 Uhr angesetzte Klima-Vollversammlung beginnen konnte. Der Andrang von ZuhörerInnen war so groß, dass sich der Zeitplan des Organisationsteams ein ganzes Stück verschoben hatte und mehrere Hörsäle eröffnet werden mussten, um der Menge an Menschen Herr zu werden. Doch das trübte die Stimmung keineswegs, ganz im Gegenteil: Es gab für sämtliche Vortragende Unmengen an Applaus und Zustimmung. Es lag wirklich Veränderung in der Luft.

Das lag nicht zuletzt am fünfteiligen Forderungskatalog, den Nadia und Mia von den Students For Future formulierten. „Wir wünschen uns, gehört zu werden. Wir wünschen uns eine lebenswerte Zukunft. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, einen Meilenstein zu setzen.“ Die Forderungen lauteten wie folgt:

  1. Die Uni Köln soll sich mit den Forderungen der Studenten solidarisieren und die Ausrufung des Klimanotstandes der Stadt unterstützen.
  2. Die Uni Köln soll auf Strom aus erneuerbaren Energien umsteigen und ihren CO2-Fußabdruck analysieren sowie öffentlich auf ihrer Website zugänglich machen.
  3. Die Uni Köln soll ihre Stimme auf kommunaler Ebene für die vermehrte Nutzung klimafreundlicher öffentlicher Nahverkehrsmittel erheben und ihre Nutzung erleichtern.
  4. Die Uni Köln soll ein dauerhaftes und kostenloses Bildungsangebot zum Thema Klimaschutz entwickeln und kostenlos zugänglich machen. Außerdem forderten die beiden methodische und theoretische Pluralisierung in allen Fachbereichen mit gesellschaftlichen Bezügen.
  5. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen soll weiterhin finanzielle Unterstützung für den wissenschaftlichen Forschungsbetrieb leisten. Es soll dauerhafte adäquate Finanzierung gewährleistet werden, außerdem soll die Grundfinanzierung durch den landespolitischen Bildungsetat gedeckt werden.

Diese Forderungen könnten jedoch nicht durchgesetzt werden, wenn die Versammlung nicht beschlussfähig ist. Es musste also eine gesamte Teilnehmerzahl von 1591 HörerInnen zusammenkommen. Auch nach Beginn der Veranstaltung strömten immer mehr Interessierte in die Säle, sodass dieses ambitionierte Ziel gegen Ende auch erreicht wurde. Die Veranstalter lagen sich in den Armen, brachen teils sogar in Freudentränen aus.

Die weiteren Vortragenden, das waren Vertreter der AStA, der Students und Fridays for Future sowie Prof.‘in Dr.‘in Jutta Stahl, die sich allesamt für den Klimaschutz an der Universität zu Köln aussprachen. Den Anfang machten Nina und Jonas vom Allgemeinen Studierendenausschuss, die mit zahlreichen Vorschlägen und „Mutmachern“ gekonnt das Publikum auf das Thema einstellen konnten. So sollen zum Beispiel die Fahrradzonen um die Uni herum, ähnlich wie am Beispiel der Zülpicher Straße erweitert werden oder beim Mensaessen auf den ökologischen Fußabdruck geachtet werden. Letzteres wurde im Rahmen der Public Climate School bereits umgesetzt und fand großen Anklang. Schließlich appellierten sie noch, sich dem Problem Klimaschutz gemeinsam zu stellen und sich nicht zu fürchten: „Klimaschutz darf nicht aus Angst gemacht werden, denn Angst lähmt.“

Auch zwei Kölner Vertreter der Bewegung Students For Future richteten einige Worte an die prall gefüllten Hörsäle. Die beiden informierten hauptsächlich über die schrecklichen Verhältnisse in Bezug auf die Klimapolitik, die einigen möglicherweise immer noch nicht bewusst sind: „Wenn alle Menschen so leben würden wie wir Deutschen, bräuchten wir mehr als zwei Erden.“ Eben dieses Unwissen ist es auch, welches die zwei bekämpft sehen wollen. Sie forderten ein finanziell uneingeschränktes Bildungssystem, denn nur durch Aufklärung könne Unwissen und der daraus resultierenden Untätigkeit vorgebeugt werden. Denn auch wenn es bei schockierenden Aussagen wie diesen nicht so scheinen mag: „Eine Abwendung der Klimakrise ist immer noch sinnvoll und möglich.“ Ähnliches hatten auch zwei Schülerinnen zu sagen, die die Fridays For Future repräsentierten: „Wir brauchen Klimagerechtigkeit, weil wir eine Zukunft brauchen.“ Diese eindeutige Forderung sorgte für Standing Ovations im gesamten Hörsaal.

Als Gastrednerin wurde Prof.‘in Dr.‘in Jutta Stahl eingeladen, die versuchte, den Klimawandel und die Einstellung bestimmter Personengruppen dazu anhand psychologischer Aspekte zu ergründen. Am Beispiel des sogenannten Marshmallow-Tests, bei denen Kindern ein zweiter Marshmallow versprochen wurde, sollten sie den Marshmallow vor ihnen nicht anrühren (was sie natürlich nicht schafften), verdeutlichte Jutta Stahl das Verhalten der Gesellschaft. Wir sollten lieber auf den Coffee to go heute verzichten, damit wir morgen den „zweiten Marshmallow“, also ein gesundes Klima, auch noch genießen können. Besonders wichtig war ihr auch, dass jeder Einzelne dabei etwas bewirken kann: „Wir müssen nicht auf das System warten, sondern selbst handeln.“ Doch dabei dürfen wir keine Panik bekommen, denn Panik könne zu Ohnmacht führen, was das Problem nur verschlimmern würde. Wir sind nicht allein, wir müssen unsere Verantwortung gemeinsam erkennen und übernehmen, um unseren Planeten zu retten. Dabei seien besonders realistische Ziele wichtig, um Erfolgserlebnisse und somit einen Ansporn zu haben, weiter zu machen.

Es sind diese engagierten Vortragenden, die uns allen ein Beispiel sein sollten. Der Klimawandel geht uns alle etwas an, und nur gemeinsam haben wir die Kraft, etwas zu bewirken. Entsprechend Mut machend war auch der Schlussappell der Veranstalter: Man darf nicht im Angesicht dieser schier unlösbaren Aufgabe verzweifeln, denn man ist nicht allein. Es ist nicht schwer, etwas zu bewirken, wenn alle mithelfen. Die Klimavollversammlung am Dienstag, den 26. November endete mit Worten, die sowohl eine Kampfansage als auch eine Vorschau auf das sind, was sein könnte: „Die Universität ist da, sie ist laut und sie mischt sich ein.“

Von Jonas Hellrung

Beitrag erstellt am: 16.12.2019 um 09:25 Uhr
Letzte Änderung am: 16.12.2019 um 09:25 Uhr