Wo Reibung entsteht, kann es knistern

Mann blickt in seitlicher Richtung
Christoph Danne blickt voller Vorfreude auf das interdisziplinäre Lyrikfestival. Foto: Lucas Lorenz

„Interdisziplinäre Kunst schafft Synergieeffekte und damit verstärken sich die einzelnen Künste gegenseitig“, beschreibt Christoph Danne einen interessanten Aspekt von kunstspartenübergreifenden Arbeiten. Auf genau solche Effekte hoffen die Veranstalter des ersten interdisziplinaren Lyrikfestivals in Köln, das vom 30. Juni bis zum 01. Juli in der Kölner Südstadt stattfindet. Im Vorfeld des Lyrikfestivals mit dem Titel „Satelliten“ hat sich die philtrat mit einem der Kuratoren Christoph Danne getroffen.

Wie ist das Projektthema des Literaturfestivals „Satelliten“ entstanden und warum eine interdisziplinäre Kulturveranstaltung?

Entstanden ist das Literaturfestival mit dem Gedanken ein überregionales, deutschlandweites Lyrikfestival zu veranstalten. Dincer Gücyeter und ich haben uns zusammengesetzt und wollten unbedingt solch eine Veranstaltung umsetzen. Es gibt zwar schon Lyrikfestivals, auch in Köln, aber diese begrenzen sich vermehrt auf den lokalen Raum. Unsere Idee war es von Anfang an Künstler aus dem ganzen deutschsprachigen Raum für die Veranstaltung zu engagieren und es auch als Austausch- und Kontaktplattform untereinander aufzubauen. Um so ein großes Festival zu organisieren, brauchen wir natürlich starke Partner und konnten das Literaturhaus Köln für unser Projekt begeistern. Interdisziplinarität ist gar kein neues Phänomen, sondern schon in den Ursprüngen der Kunstgeschichte zu finden. Das Wort Lyrik geht zurück auf Lyra, ein altes griechisches Saiteninstrument. Trotzdem sind kunstübergreifende Projekte immer wieder interessant, nicht für uns als Künstler, auch für Besucher und Partner, die unsere Veranstaltung mitunterstützen.

Stand zu diesem Zeitpunkt das Thema des Lyrikfestivals schon fest?

Nein, das Thema ist erst in Gesprächen mit uns und Bettina Fischer sowie Tilman Strasser vom Literaturhaus Köln entstanden. Auch die Idee eines interdisziplinären Lyrikfestivals ist in diesen Sondierungen geboren.

Mit welchen Vorrausetzungen haben Sie sich auf die Suche nach den KünstlerInnen gemacht?

Bestimmte Vorrausetzungen an die einzelne KünstlerInnen hatten wir nicht. Uns war es wichtig, dass die Gruppe der DichterInnen möglichst ausgewogen ist. Vom Geschlecht über das Alter und der Herkunft sollte es eine bunte Mischung sein. Bei den KünstlerInnen außerhalb der Dichtkunst war uns die Originalität wichtig und die Möglichkeit, Gegensätze zwischen beiden Kunstschaffenden zu erzeugen. Gerade dass was aus diesen Kontrasten neu entsteht, ist hochinteressant. Allerdings haben wir KünstlerInnen ausgesucht, deren Arbeiten wir kannten und von denen wir einschätzen konnten, ob sie zu unserem Projekt passen.

Kennen Sie die einzelnen Projekte der KünstlerInnen selbst?

Nein, nicht alle – und das ist auch ein Grund, warum ich mich genauso auf die beiden Tage freue, wie die Zuschauer. Ich bin selbst unheimlich gespannt und möchte selber sehen, was entsteht, wenn eine DichterIn und eine PuppenspielerIn oder PerfomancekünstlerIn zusammen aus einem literarischen Thema eine gemeinschaftliche Arbeit entwickeln.

Veranstaltungsplakat
 Foto: / .

Mit vier Gruppen beginnt am 30.06.2017 um 20 Uhr im Pfandhaus in Köln das Lyrikfestival. Am darauffolgenden Tag sind alle KünstlerInnen in der Südstadt verteilt zu sehen. Dabei besteht die Möglichkeit, alle Veranstaltungen zu besuchen, da die Darbietungen zeitlich gestaffelt anfangen. Den Anfang machen Sonja vom Brocke und Ron Winkler in der Buchbinderei Mensch um 12 Uhr. Maren Kames und Denise Winter beenden um 18 Uhr in der Musikkneipe Lotta den ersten Teil des Veranstaltungstags. Ausgewählt wurden die Veranstaltungsorte von Studierenden der Universität zu Köln, die mit in das Lyrikfestival eingebunden und auch für die KünstlerInnenbetreung und den Entwurf von Flyern verantwortlich sind. Eine Stunde später um 19 Uhr beginnt der abschließende Teil des Lyrikfestivals wieder im Pfandhaus. Die Karten kosten 15,40€ (Studierende und SchülerInnen zahlen 11€). Weitere Information zum Lyrikfestival „Satelliten“ findet Ihr hier:  https://literaturhaus-koeln.de/event/satelliten/

Satelliten umkreisen für gewöhnlich ein Objekt. Wie sieht das bei ihrem Lyrikfestival aus? Wer umkreist hier was, die Lyrik die anderen Künste oder umkreisen sie sich gegenseitig?

Interdisziplinäre Kunst schafft Synergieeffekte und damit verstärken sich die einzelnen Künste gegenseitig. Daher kreisen die Lyrik und die anderen Künste, die wir bei unserem Festival präsentieren, um sich selbst.

Nicht nur mit der Zusammensetzung der KünstlerInnen, sondern auch bei den Auftrittsorten gehen Sie experimentelle Wege. Ein großes Risiko?

Klar, wo Reibung entsteht, kann es knistern, aber gerade das reizt uns auch an diesem Lyrikfestival. Wir geben bewusst Dinge aus der Hand, weil jeder Mensch etwas anderes daraus macht. Und diese verschiedenen Blickpunkte erzeugen etwas Neues und ganz Besonderes. Die Studierenden der Universität zu Köln haben beispielsweise die Aufführungsorte ausgesucht, außer der Thematik haben wir den KünstlerInnen nichts vorgeschrieben. Dadurch schaffen und zeigen wir, wie ein Thema unterschiedlich wahrgenommen werden kann.

Welche Erwartungen haben Sie persönlich an das Lyrikfestival?

Natürlich freue ich mich über eine große Besucherzahl und zwei schöne, interessante und begeisterungsreiche Tage. Darüber hinaus hoffe ich, dass wir es schaffen die Lyrikszene Deutschlands in Köln zusammenzuziehen und ein interessanter Austausch untereinander entstehen zu lassen. Gerne auch längerfristig gesehen.

Soll das bedeuten, dass Fortsetzungen geplant sind?

Eine Fortsetzung und ein regelmäßiges interdisziplinäres Lyrikfestival wäre wünschenswert, hängt aber auch von dem Interesse der Besucher ab. Ich könnte mir durchaus ein Festival dieser Art alle zwei Jahre oder jährlich in Köln vorstellen.

Von Lucas Lorenz

Beitrag erstellt am: 20.06.2017 um 22:27 Uhr
Letzte Änderung am: 17.11.2019 um 01:04 Uhr

Portrait

… fährt gerne mit dem Fahrrad durch das Bergische Land und probiert sich gerne an neuen Anstiegen aus. Regelmäßig fährt er auch zur Universität. Dort studiert er Geschichte und Medienkulturwissenschaften ohne sich viele Gedanken zu machen, wie seine Laufbahn danach aussieht.