Kampf gegen den Rechtsruck – „Studis gegen Rechts“ machen mobil

Studierende der Universität zu Köln sitzen in einem Hörsaal der Uni, anlässlich eines offenen Treffens der Initiative "Studis gegen Rechts"
In einem ersten offenen Treffen vom 14. November informierten "Studis gegen Rechts" über die Ziele ihrer Initiative. Foto: Studis gegen Rechts Köln.

Wer sich in den letzten Wochen am Uni-Campus aufgehalten hat, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit schon an einem Infostand der Initiative „Studis gegen Rechts“ vorbeigekommen. Sarah Heidebrecht von „Studis gegen Rechts Köln“ erklärt die Ziele der Bewegung.

Donnerstagabend an der Uni Köln: In einem Hörsaal der Humanwissenschaftlichen Fakultät sind die Reihen so voll, dass einige Menschen auf den Treppenstufen Platz nehmen müssen – ein Anblick, der in der Mitte des Semesters in vielen Vorlesungen eher ungewöhnlich ist. Doch heute Abend findet hier keine Vorlesung statt. Der Anlass ist ein offenes Treffen der Studierenden-Initiative „Studis gegen Rechts Köln“. Über 200 Studierende sind dafür zusammengekommen, die meisten von ihnen sind zum ersten Mal bei einem Treffen der Initiative.

Ein Andrang, der die Erwartungen der Veranstaltenden übertraf und sich zu einem vollen Erfolg entwickelte: Laut der Initiative ist seit dem Treffen am 14. November ein deutlicher Zuwachs an aktiv mitwirkenden Menschen zu verzeichnen. Sie erklären sich das große Interesse durch die politischen Entwicklungen der letzten Wochen und Monate. Das wurde aus Gesprächen mit den Veranstaltern deutlich: „Die Masse an Studis zeigt, dass Rechtsruck gerade für viele ein Thema ist und viele Angst vor den Entwicklungen haben“, schildert mir Sarah Heidebrecht, aktives Mitglied bei „Studis gegen Rechts“. Auch deshalb ordnen sie auf dem offenen Treffen politisch Aktuelles wie die Trump-Wahl in den USA, das Ampel-Aus und den Erfolg der Alternative für Deutschland bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland ein.

Wer ist „Studis gegen Rechts“?

Die Initiative „Studis gegen Rechts“ hat sich zu Beginn des diesjährigen Sommersemesters in verschiedenen Universitätsstädten in Deutschland gegründet. Mittlerweile zählt die bundesweite Bewegung 35 Ortsgruppen, eine davon hier in Köln. Eine der ersten Aktionen der Initiative fand damals anlässlich des Bundesparteitags der AfD (Alternative für Deutschland) im Juni in Essen statt. „Studis gegen Rechts“ schloss sich dort dem Bündnis „Widersetzen“ an, mit dem verschiedene Einzelpersonen und Initiativen gemeinsam gegen den Parteitag in Essen demonstrierten.

Auch beim nächsten AfD-Parteitag am 11./12. Januar 2025 in Riesa ist „Studis gegen Rechts“ wieder Teil des Bündnisses „Widersetzen“. Das klare und zugleich ambitionierte Ziel ist die Verhinderung des Parteitages durch zivilen Ungehorsam: „Es gehört zum Konsens, dass es ein legitimer Teil der Demokratie ist, anti-demokratischen Parteien zu sagen: Nein, ihr dürft nicht über uns bestimmen.“ verdeutlicht Sarah Heidebrecht.

Mit Kollektivität zu Entscheidungen

Um möglichst viele Menschen rund um die Hochschulen in Köln dafür zu gewinnen, laufen gerade die sogenannten Mega-Mobi-Wochen der „Studis gegen Rechts Köln“. Mit Infoständen, einem Lastenfahrrad samt Megafon, Flyern und Plakataktionen, möchte sich die Initiative am Uni-Campus sichtbar machen und Studierende erreichen. Auch an den anderen Hochschulen in Köln ist „Studis gegen Rechts“ in diesen Wochen aktiv.

Das Ziel: Mobilisierung für das Bündnis „Widersetzen“und die studentische Stadtversammlung am 12. Dezember 2024. Diese Versammlung soll dazu dienen, im Kollektiv konkrete Forderungen an die Universität und die Politik zu stellen. Dafür möchte man so viele Studierende wie möglich zusammenbringen. „Damit man das Gefühl hat, nicht allein zu sein mit seinen Sorgen und dass wir uns gemeinsam gegen unsoziale Politik und Remigrationspläne stellen können“, erklärt Sarah Heidebrecht.

Die konkreten Forderungen werden in der Versammlung im Verbund formuliert und richten sich an die Hochschulen in Köln sowie die bundesweite Politik. Sie sollen unter anderem die klare Positionierung der Hochschulen gegen die AfD sowie einen Appell an die Politik beinhalten, die Interessen unterrepräsentierter Gruppen wie Azubis, Studierender, Migrant*innen, Geflüchteter und queerer Menschen  wieder in den Fokus zu rücken.

Die Universität ein Ort des politischen Wandels

Wichtig ist der Initiative, den Uni-Campus wieder vermehrt zu einem Ort progressiver Politik zu machen. Hier sehen sie in Köln ein großes, wenn noch ungenutztes, Potenzial. Sarah Heidebrecht merkt dazu an: „In Köln braucht es Studis gegen Rechts, weil die Uni an sich schon immer ein Ort des politischen Wandels war und sein kann. Wir wollen das an unserer Uni wieder aufleben lassen. Ob in Regensburg, Leipzig oder Köln – es betrifft uns alle, und wir sehen ein großes Potenzial in den Unis, sich mit allen Menschen dort gegen den Rechtsruck zu vereinen“ und fügt abschließend hinzu: „Köln ist eine bunte Stadt, eine queere Stadt, eine vielfältige Stadt, und wir sehen uns als Studierende in der Verantwortung, dass das so bleibt.“

Plakat, dass über die Studentische Stadtversammlung der Initiative "Studis gegen rechts" am 12. Dezember 2024 informiert.
Bei der studentischen Stadtversammlung am 12. Dezember 2024 sollen Forderungen an die Universität und die bundesweite Politik gestellt werden.  Foto: Studis gegen Rechts Köln.

Wer den Rechtsruck in der Gesellschaft mit Sorge beobachtet und Interesse daran hat, sich aktiv dagegen einzusetzen, den heißt „Studis gegen Rechts“ willkommen, an der studentischen Stadtversammlung am 12. Dezember teilzunehmen und zu den wöchentlich stattfindenden Aktiven-Treffen zu kommen. „Die Hierarchien sind flach und wir decken eine Vielzahl von politisch linken Positionen ab“, merkt Sarah Heidebrecht dazu an. Den Dialog mit „Studis gegen Rechts“ können Studierende an den vielen Infoständen suchen, die in den nächsten Wochen rund um den Campus bereitstehen.

Von Max Heinen

Beitrag erstellt am: 06.12.2024 um 16:51 Uhr
Letzte Änderung am: 06.12.2024 um 19:58 Uhr