Falls es dir auch so geht und du auf der Suche nach guten Leseempfehlungen für den Herbst bist, dann ist dieser Artikel der richtige für dich. Ich stelle dir sechs unterschiedliche Bücher vor, mit denen du dich den ganzen Tag in eine Decke kuscheln kannst – und für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Simone de Beauvoir – Ich möchte vom Leben alles ist ein Graphic Novel, der von Julia Korbik und Julia Bernhard illustriert und verfasst wurde. Der im Juni 2023 erschienene Titel behandelt die Biografie der französischen Philosophin und Feministin Simone de Beauvoir. In dem Buch kannst du ihren Lebensweg von ihrer Kindheit, über ihr Studium bis hin zum hohen Erwachsenenalter verfolgen. Auch ihre Beziehung zu Jean-Paul Sartre wird thematisiert. Auch wenn ich eher selten Comics lese, war ich sehr angetan von diesem Buch. Nachdem ich in meinem Philosophiestudium im letzten Semester Simone de Beauvoir behandelt hatte, beschloss ich, dass ich mehr über sie erfahren wollte. Dieses Buch bietet einen guten und einfachen Überblick über ihre Persönlichkeit und ihren Lebensweg, ohne zu viel Vorwissen über ihre philosophischen Ansichten zu fordern. Meiner Meinung nach ist das Buch gut recherchiert und bietet eine interessante Beschreibung ihrer Lebensgeschichte. Dementsprechend darf von dem Buch auch kein tieferer Einstieg in ihre philosophischen Theorien erwartet werden. Stattdessen dient es eher dem Verstehen ihrer Biografie. Es bietet die Möglichkeit, ihren Lebensweg nachzuempfinden, indem es abbildet, wie ihre Beziehung zu Satre zu Stande gekommen ist, was bewegende Ereignisse für sie waren und wie sie zum Feminismus gekommen ist. Ich würde das Buch allen ans Herz legen, die sich über die kommenden kalten Tage mit wichtigen Persönlichkeiten und kritischen Gedanken auseinandersetzen möchten. Da das Buch noch ein wenig mehr Informationsfülle enthalten könnte, mir ansonsten aber gut gefällt, bekommt es von mir dreieinhalb von fünf Sternen.
Julia Korbik / Julia Bernhard, Simone de Beauvoir – Ich möchte vom Leben alles, 2023.
Rowohlt Buchverlag, 224 Seiten, 25,00 Euro.
ISBN-Nummer: 978-3-498-00360-9.
Falls du ein Fan von The Circle bist, dann geht es für dich jetzt weiter; wenn nicht dann kannst du trotzdem ein gutes Buch lesen! Dave Eggers schreibt mit seinem neuen Buch die Fortsetzung der berühmten Dystopie, die 2013 mit Emma Watson und Tom Hanks sogar verfilmt wurde. Zum Fan seiner Bücher wurde ich bereits nach dem ersten Band. Es sind Dystopien, die sich mit den Technologiemonopolen beschäftigen und sie haben dafür gesorgt, dass ich mich für etwa eine Woche nicht mehr an mein Handy getraut habe. Was ich an seinen Büchern besonders finde, ist, dass Eggers‘ Geschichten so nah an der Realität geschrieben sind, dass ich beim Lesen wirklich die Sorge bekomme, dass das Beschriebene so passieren wird. Während sich The Circle damals von Google inspiriert wurde, beschäftigt sich Every nun mit einer Kombination aus allen neuen Tech- Firmen, wie Facebook und Co. Im Buch wird das Unternehmen The Circle nach einer Fusion zu The Every unbenannt. Eine neue Mitarbeiterin, Delaney Wells, wird in dem neuen Unternehmen eingestellt. Im Gegensatz zu allen anderen ist sie aber sehr skeptisch gegenüber der technischen Entwicklung und hat das Ziel, das Unternehmen von innen heraus zu stürzen. Meiner Meinung nach ist das Buch diesmal ein wenig mehr an Satire angelegt als das Vorige und alles in allem schreibt Eggers ein wenig lustiger. Das Buch könnte zwar ein wenig kürzer sein, aber wenn du auf der Suche nach einer neuen Dystopie bist, dann wäre Every einen Versuch wert. Von mir kriegt das Buch vier von fünf Sternen und ich kann nur hoffen, dass sich unsere Welt nicht so entwickelt, wie hier beschrieben.
Dave Eggers (übersetzt von Klaus Timmermann, Ulrike Wasel), Every, 2023.
Kiepenheuer & Witsch, 592 Seiten, 15,00 Euro.
ISBN-Nummer: 978-3-462-00442-7.
Hast du schon mal darüber nachgedacht, was gewesen wäre, wenn du nur eine Sache anders gemacht hättest? Wo wärst du heute? Und wie hätte sich diese eine kleine Entscheidung auf dein gesamtes Leben ausgewirkt? Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig beschäftigt sich mit dieser Frage. Die Protagonistin des Buches, welches 2020 veröffentlicht wurde, bereut vieles in ihrem Leben und beschließt deshalb, sich umzubringen. Doch anstatt zu sterben, gelangt sie in die Mitternachtsbibliothek, in der sie jede bisherige Entscheidung verändern und dadurch jedes ihr mögliche Leben ausprobieren kann – egal ob Popstar, Olympiaschwimmerin oder Barbesitzerin. Doch am Ende muss sie sich für eins entscheiden, in dem sie wirklich glücklich ist – oder sie stirbt. Ich finde, dass man gerade in den düsteren Herbst- und Wintertagen dazu neigt, die getroffenen Entscheidungen zu hinterfragen. Das Buch zeigt auf, welchen Einfluss kleinste Entscheidungen haben können und unterstützt mit vielen Lebensweisheiten das Nachdenken über die Herangehensweise an ein glückliches Leben. So ist die Hauptfigur beispielsweise in ihrem „echten“ Leben eine Mitarbeiterin in einem Musikgeschäft, in dem sie gekündigt wird, ändert aber in der Mitternachtsbibliothek eine Lebensentscheidung, in der sie beschließt, nie mit dem Schwimmen aufzuhören. Dieses Buch bekommt von mir vier von fünf Sternen. Es hat viele schöne Ideen, die zum Nachdenken über das eigene Leben einladen und eine hoffnungsvolle Perspektive auf die Zukunft geben. Meiner Meinung nach sind die Lebensweisheiten jedoch ein wenig zu deutlich verfasst, sodass der Leser nicht eigenständig darüber nachdenken und sie für sich entdecken muss, um somit eigene Schlüsse zu ziehen. Abgesehen davon gefällt mir der Schreibstil aber sehr gut. Das Buch ist perfekt, um beim regnerischen Herbstwetter ein wenig die bisherigen Lebensentscheidungen zu reflektieren und über die eigene Zukunft nachzudenken.
Matt Haig (übersetzt von Sabine Hübner), Die Mitternachtsbibliothek, 2023.
Droemer TB, 320 Seiten, 12,99 Euro.
ISBN-Nummer: 978-3-462-00442-7.
Wer ein Fan von Podcasts ist, hat den Namen des Autors dieses Buches vielleicht schon mal gehört. Jay Shetty verfasst in seinem neu veröffentlichten Buch 8 Rules of Love – Vom Finden, Bewahren und Loslassen der Liebe acht Regeln, mit denen man lernt, seine eigenen Gefühle besser nachzuvollziehen, um so die Qualität seiner Liebe zu erhöhen. Bevor es darum geht andere lieben zu lernen, beschäftigt sich der Autor mit den Fragen der Selbstliebe. Das anschließende Kapitel handelt davon, durch Konflikte lieben zu lernen, bevor er sich schlussendlich damit beschäftigt, wie man alle lieben lernt. Weil ich ein großer Fan seiner Podcasts bin – die ich ebenfalls sehr empfehlen kann – hatte ich große Erwartungen an das Buch. Ich wurde nicht enttäuscht und gebe dem Buch viereinhalb Sterne. Besonders haben mich die kleinen Aufgaben überzeugt, die einen dazu anleiten, das Gelesene aktiv auf sein Leben anzuwenden. So gibt es beispielsweise zum Kapitel der Selbstliebe eine Liste mit Dingen, von der man sich einige aussuchen soll, um sie alleine zu machen. So kann man beispielsweise ohne Begleitung ins Kino oder ins Restaurant gehen und „lernen“ allein zu sein um sich selbst lieben zu lernen. Meiner Meinung nach können alle Leser*innen, unabhängig von ihrem Beziehungsstatus, vieles aus diesem Buch mitnehmen. Insbesondere wenn es um die Qualität der Selbstliebe und der Liebe (der Beziehungen) zu anderen geht. Damit ist das Buch eine perfekte Vorbereitung für die Winterzeit – denn bald steht Weihnachten vor der Tür und die ganze Welt dreht sich dann besonders um die Liebe.
Jay Shetty (übersetzt von Stefanie Kremer, Ursula C. Sturm, Sabine Hohenester, Harriet Fricke), 8 Rules of Love, 2023.
Rowohlt Verlag, 384 Seiten, 18,00 Euro.
ISBN-Nummer: 978-3-499-01258-7.
Hast du schon mal von dem Begriff „Ikigai“ gehört? Bis ich das Buch Ikigai von Ken Mogi in die Hand genommen habe, war mir der Begriff völlig unbekannt, doch als ich den Klappentext gelesen hatte, wollte ich auch das Buch unbedingt lesen. Das japanische Konzept Ikigai beschäftigt sich mit der Suche nach der Berufung eines jeden. Dabei geht es nicht darum, reich oder berühmt zu werden, auch wenn es Hand in Hand damit gehen kann. Stattdessen sollen Menschen nach etwas suchen, was ihnen den Grund zum Aufstehen gibt. Anhand von Beispielen aus verschiedenen Lebenswegen erklärt Ken Mogi in seinem im Jahr 2020 erschienen Buch in 5 Säulen, wie auch wir unser Ikigai finden können. Diese sind „Klein anfangen“, „Loslassen lernen“, „Harmonie und Nachhaltigkeit leben“, „Die Freude an kleinen Dingen entdecken“ und „im Hier und Jetzt sein“. So beschreibt er zur ersten Säule des Kleinanfangens die Lebensgeschichte eines Sushi-Sternekochs. Während er zu Beginn seiner Karriere lediglich ein sehr kleines Restaurant hatte, konnte er sich durch sein Ikigai so verbessern, dass letztlich daraus ein Sternerestaurant entstand. Ich finde seinen Schreibstil sehr angenehm zu lesen und die Beispiele gut ausgewählt. So beschreibt er beispielsweise, wieso ein älterer Mann noch immer jeden Morgen sehr früh aufsteht, um zum Fischmarkt zu gehen. Die Beispiele untermalen seine Aussagen noch deutlicher und sorgen dafür, dass man alle Säulen lebensnah angewendet sieht. Mich haben die Beispiele letztlich umso mehr inspiriert. Das Buch ist auch sehr kurz, sodass das Anfangen keine Hürde darstellt. Mir hat das Buch sehr gefallen und ich freue mich darauf, noch weitere Bücher von Ken Mogi zu lesen. Wenn auch du im Winter dein Leben umkrempeln willst, dann bietet dieses Buch einen guten Ansatz dafür. Von mir gibt es fünf Sterne.
Ken Mogi (übersetzt von Sofia Blind), Ikigai, 2018.
DuMont, 176 Seiten, 22,00 Euro.
ISBN-Nummer: 978-3-8321-9899-2.
Von Joana Niloufar Sanei
Beitrag erstellt am: 28.09.2024 um 09:00 Uhr
Letzte Änderung am: 28.09.2024 um 09:00 Uhr
Über Joana Niloufar Sanei
... studiert Germanistik und Philosophie auf Lehramt. Neben Deutsch interessiert sie sich auch sehr für andere Sprachen und versucht ein Teil von ihnen zu lernen wann immer es geht. Nach einem vollen Uni-Tag gibt es für sie nichts schöneres als einen ruhigen Lese- oder Netflixabend und ein kleines Treffen mit Freunden. Und auch einer guten Playlist kann sie nicht wiederstehen. Begeistert vom Schreiben war sie bereits von klein auf. Während sie früher gerne Kurzgeschichten schrieb, macht sie sich nun zur Aufgabe, durch den Journalismus den Lesern aktuelle und ihr wichtige Themen nahe zu bringen.