Ein Abend im Circus Roncalli

Tickets am Büro abholen
Tickets am Büro abholen. Foto: Joana Niloufar Sanei.

Ein Abend mit einigen der besten Artist*innen der Welt.

Vergangene Woche haben eine Freundin und ich den „Circus Roncalli“ am Neumarkt besucht, dessen Plakate wir schon vor einiger Zeit in Köln hängen gesehen haben. Als wir dann am Neumarkt während des Aufbaus am Zirkuszelt vorbeikamen, dachten wir, dass wir unbedingt mal zu einer Aufführung gehen sollten. Ich war bereits seit Ewigkeiten nicht mehr in einem Zirkus, hatte aber tatsächlich recht hohe Erwartungen, da das letzte Erlebnis echt gut gewesen war. Der Zirkus trat dieses Jahr bereits das 21. Mal in seiner Heimatstadt auf und ich war gespannt, was uns geboten werden würde.

Am Tag der Aufführung waren wir etwa 60 Minuten früher da um unsere Tickets abzuholen und und konnten uns so noch etwas umschauen. Bis zur Aufführung gab es auf jeden Fall genug zu sehen! Noch am Platz gibt es ein schönes Café, in welches man sich hineinsetzen und etwas essen und trinken kann. 

Das Café d'Artiste
Das Café d'Artiste. Foto: Joana Niloufar Sanei.

Nach der Ticketkontrolle öffnete sich ein Zelt und wir standen in einer gut duftenden großen Halle mit Snacks, wie gebrannten Mandeln und frischem Popcorn, Softdrinks und Souvenirs. Hier konnten wir uns einiges für die Vorstellung kaufen, bevor wir zum eigentlichen Zirkuszelt gegangen sind. An dessen Eingang wurde uns direkt der Weg zu unserem Platz gezeigt und wir sahen zum erste Mal das Innere des Zeltes. Wir waren sehr überrascht davon, wie groß es war. Auch hatten wir Sorge wegen der Temperatur,da es ein regnersicher Abend war. Das Zelt wurde jedoch gut beheizt, weshalb uns während der gesamten Aufführung warm war.

Einlass und Ticketkontrolle
Einlass und Ticketkontrolle. Foto: Joana Niloufar Sanei.

Das große Zirkuszelt war sehr einladend und in unterschiedlichsten Rottönen dekoriert und es wirkte als hätten alle Sitzplätze eine gute Sicht auf die Bühne. 

Begrüßung der Artist*innen. Foto: Joana Niloufar Sanei.

Um 19:30 Uhr ging die Vorführung los und eine Vielzahl von unterschiedlichen Künstler*innen trat auf.

Zunächst wurden wir von allen Artist*innen begrüßt und der Jongleur Noel Aguilar begann mit seiner Show.  Er stammt aus einer mexikanischen Zirkusfamilie und ist preisgekrönter Jongleur. Dies merkte man seiner Vorführung auch an, denn er jonglierte mit Unmengen von Gegenständen und in einer Art, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Zwischen den Artist*innen traten immer wieder die drei Clowns auf, die oft auch die Umbauzeiten überbrückten und die für mich ein absolutes Highlight des des Abends waren. Mit ihrem Humor wickelten sie das ganze Zirkuszelt um den Finger!
 
Es folgte eine Dance Crew, die mit einer starken Körperbeherrschung roboterartig tanzte – unter ihnen auch der weltweit bekannte Robotertänzer Atai Omurzakov. Es folgte ein Duo aus Frankreich, welches einen Perch-Balanceakt in mutigen Höhen vorführte. Anschließend führte „Professor Wacko“, der 2015 durch Britain’s Got Talent berühmt wurde, eine beeindruckende Slapstick Vorführung auf dem Trampolin auf.

Perch-Balanceakt des französischen Duos. Foto: Joana Niloufar Sanei.

Nach diesen Aufführungen gab es eine kurze Pause, bevor es mit einer für mich nochmal beeindruckenden zweiten Hälfte weiterging. Obwohl der Zirkus auf Tiere verzichtet, zeigten Elefanten einige Kunststücke. Diese waren jedoch lediglich eine Lichtshow, die an eine Wand gebeamt wurde. Das war eine schöne Alternative zu den damaligen Tierauftritten. 
In der zweiten Hälfte trat zunächst eine Illusionistin mit einer Zaubershow auf. Diese führte meiner Meinung nach nichts besonders „Neues“ auf, da es alles Sachen waren, die ich schon gesehen hatte. Unterhaltsam anzuschauen war es aber trotzdem und die Tricks wurden gut umgesetzt. Auch der Verbiegungskünstler Andrey Romanovski erstaunte mich durch seine Verrenkungen sehr. Die jüngste Tochter Roncallis Lili Paul-Roncalli trat mit ihrer eigenen Kontorsionsnummerebenfalls auf.
 
Einer meiner Highlights war definitiv das Duo Turkeev mit ihrer Luftakrobatik, die mich in eine andere Welt entführte. Sie führten an Strapaten einzigartige, schwindelerregende und wunderschöne Tricks vor, die mich verwundert, emotional berührt und sehr beeindruckt zurückließen. Das Duo trat neun Jahre lang im Cirque du Soleil auf und gewann 2021 als erste Zirkusnummer Got Talent Espana. Diese Qualität merkte man dem Duo an!

Duo Turkeev an den Strapaten. Foto: Joana Niloufar Sanei.

 Ein weiteres Highlight des Abends war für mich Alisa Shehter am Luftring. Auch sie führte in schwindelerregenden Höhen ohne Sicherung Unmengen an Tricks auf, bei denen ich ab und zu vor Angst um sie doch kurz wegschauen musste. So hing sie beispielsweise lediglich an ihren Füßen in einigen Metern Höhe kopfüber an dem Ring. 

Alisa Shehter am Luftring. Foto: Joana Niloufar Sanei.

Auf Platz eins, zusammen mit dem Duo Turkeev, war für mich Zhenyu Li. Er bot eine akrobatische Darbietung an zwei schwankenden Stäbchen-Türmen, die für mich unfassbar war. Knapp zehn Minuten machte er in wahnsinnigen Höhen Akrobatik in Form von Handständen, Klimmzügen und Liegestützen in artistischster Art und Weise und das, ohne zu zittern. Man sah ihm die Mühe so wenig an, dass ich öfter dachte, das das Sicherungsseil ihn stütze. Doch als ich genau hinsah, merkte ich, dass dieses immer locker, also zu keiner Sekunde irgendeine Hilfe, war. Wie das geht, verstehe ich bis heute nicht und sein Auftritt hat mich wirklich im positivsten Sinne fassungslos zurückgelassen. Zhenyu Li übte bereits mit sechs Jahren in der berühmten China National ArcobaticTroupe in Peking und konnte dort viel lernen. Seit 2008 führt er die Nummer auf, die wir an dem Abend sehen durften. 

Zhenyu Li an schwankenden Stäbchen-Türmen. Foto: Joana Niloufar Sanei.

Der ganze Abend wurde von dem Roncalli Royal Orchestra unter der Leitung von Georg Pommer musikalisch live begleitet und trug ebenfalls zur guten Stimmung bei!

Alles in allem war es ein magischer Abend, der die Zuschauenden für einige Stunden in eine fremde Welt entführen konnte. Der Zirkus war super organisiert. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt bei dem, was den Zuschauenden geboten wird, auf jeden Fall und es gab fast nur Höhepunkte für mich. Ich blieb beinahe durchgehend mehr als beeindruckt und verließ das Zirkuszelt beeindruckt von dem Talent der vielen Künstler*innen. 
 
Den Zirkusbesuch kann ich wirklich jedem ans Herz legen, der darüber nachdenkt – ihr werdet auf jeden Fall einen unvergesslichen Abend haben! Bis zum 26.05 gibt es beinahe täglich zwei Aufführungen (meistens um 15:00 und um 19:30 Uhr) am Neumarkt und Studierendenrabatt auf alle Preisklassen. Zu tief müsst ihr also auch nicht ins Portemonnaie greifen. Die ermäßigten Preise fangen bei 13,50€ an und es gibt Tickets bis 74,70€! Viel Spaß!

Schlussmomente mit den Clowns. Foto: Joana Niloufar Sanei.

Der Perch-Balanceakt ist eine akrobatische Darbietung, bei der eine Person auf einer langen, vertikal gehaltenen Stange balanciert, während eine andere Person artistische Figuren auf dem oberen Ende der Stange ausführt.

Bei einer Kontorsionsnummer demonstriert eine Person (Kontorsionist*in) ihre Flexibilität und Beweglichkeit, indem sie extreme körperliche Verrenkungen und Beugungen durchführt, die oft unglaublich erscheinen.

Strapaten sind spezielle Gurte oder Riemen, die von der Decke hängen, an welcher Luftakrobat*innen Kunststücke und Figuren in der Luft ausführen. Diese Performance erfordert große Kraft, Präzision und Ausdauer, da die Akrobat*innen oft spektakuläre Posen und Übergänge in der Luft vollführen.

Von Joana Niloufar Sanei

Beitrag erstellt am: 11.05.2024 um 21:04 Uhr
Letzte Änderung am: 11.05.2024 um 21:04 Uhr

Joana Niloufar Sanei

... studiert Germanistik und Philosophie auf Lehramt. Neben Deutsch interessiert sie sich auch sehr für andere Sprachen und versucht ein Teil von ihnen zu lernen wann immer es geht. Nach einem vollen Uni-Tag gibt es für sie nichts schöneres als einen ruhigen Lese- oder Netflixabend und ein kleines Treffen mit Freunden. Und auch einer guten Playlist kann sie nicht wiederstehen. Begeistert vom Schreiben war sie bereits von klein auf. Während sie früher gerne Kurzgeschichten schrieb, macht sie sich nun zur Aufgabe, durch den Journalismus den Lesern aktuelle und ihr wichtige Themen nahe zu bringen.