„Ich habe da wirklich viel mitgenommen“

Ben bei einer seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten an der Uni
Gut gelaunt und motiviert: Ben im Autonomen Queerreferat. Foto: Steph Metz

CampusKaffee mit… Benjamin Roth

Es ist ein ungewöhnlich warmer Septembertag, als ich das Gespräch für die Campuskaffee-Reihe führe. Die Sonne strahlt mit ganzer Kraft vom beinahe wolkenlosen Himmel, eine Gruppe Studierender feiert vor dem Albertus-Magnus-Denkmal augenscheinlich den Abschluss einer Kommilitonin. Dieses bekannte Denkmal vor dem Hauptgebäude ist auch der Treffpunkt für meinen heutigen Gesprächspartner Ben und mich. Ben, 25, kenne ich schon seit meiner ersten Vorlesung im Studium der Medienwissenschaft. Denn da stellte Ben die Arbeit der Fachschaft Medienkulturwissenschaft vor, deren Vorsitzender er für mehrere Semester war. Doch sein Engagement umfasst neben der Fachschaftsarbeit noch vieles mehr. Und über genau dieses Engagement wollen wir heute sprechen. Und was eignet sich dafür besser als ein gemeinsames Kaffeetrinken?

Von Ostfriesland nach Köln

Nachdem Ben und ich uns an unserem Treffpunkt begrüßt haben, steuern wir zielstrebig den E-Raum an. Dort versorgen wir uns mit besagten Kaffee, und ich stelle Ben die erste, für diese Gesprächsreihe zentrale Frage, nämlich wie er seinen Kaffee am liebsten trinkt. „Am liebsten trinke ich eigentlich ganz normalen Filterkaffee mit Hafermilch“, verrät er mir. Glücklicherweise bekommt man mittlerweile in fast allen Bistros der Uni eine pflanzliche Milchalternative, sodass Ben auch heute seinen Lieblingskaffee bekommt. Nach einem kurzen Austausch über die Vorzüge von Hafermilch und das richtige Verhältnis von Kaffee und Milch erzählt Ben mir, wie er eigentlich zu seinem Studium der Medienkulturwissenschaft und Kunstgeschichte an der Uni Köln gekommen ist. Sein Interesse für Medien und Kunst entdeckte er durch die Arbeit in einem Museum in seiner Heimatstadt in Ostfriesland. Schnell war für ihn klar, dass sein Studium in diese Richtung gehen soll. Ebenso war es Ben wichtig, für das Studium seinen Heimatort vorerst zu verlassen und in eine größere Stadt zu ziehen. „Ich habe mich an mehreren Unis beworben und schließlich auch einen Studienplatz in Köln bekommen. Die Entscheidung für die Annahme des Studienplatzes habe ich schnell getroffen, da Köln meine erste Wahl war. Das bereue ich auch nicht. Ich mag die Stadt und die Möglichkeiten, die sie bietet“, erzählt Ben weiter.

Der Weg ins studentische Engagement

Ähnlich schnell traf er auch die Entscheidung, sich zusätzlich zu seinem Studium an der Uni zu engagieren und in der Fachschaft Medienkulturwissenschaft aktiv mitzuwirken. Sich zu engagieren, wenn es ihm möglich ist und etwas zurückzugeben, das war Ben schon früher wichtig. So war er schon während seiner Schulzeit in verschiedenen Bereichen ehrenamtlich aktiv, unter anderem in einem Sportverein. Da Ben sich neben der Fachschaftsarbeit auch politisch engagieren wollte, trat er im Wintersemester 2017/18 der Juso-Hochschulgruppe bei. Über die Hochschulgruppe wiederum fand er schließlich zu einer Referent*innenstelle für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation im Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität zu Köln – kurz AStA – die er für zwei Jahre inne hatte. Aber auch im Autonomen Queerreferat, verschiedenen Gremien an der Philosophischen Fakultät und dem Studentischen Wahlausschuss war beziehungsweise ist er aktiv. Respekt! Angesichts dieser großen Bandbreite seines Engagements ist Ben fast selbst ein bisschen erstaunt: „Da kommt dann doch irgendwann eine Menge zusammen, ich müsste mir das selbst mal alles aufschreiben“, sagt er lächelnd.

Um sich auf den Abschluss seines Studiums konzentrieren zu können, hat Ben sich aktuell weitestgehend aus den verschiedenen Gruppen zurückgezogen. Aber auch der Gedanke, anderen Kommiliton*innen die Möglichkeit zu geben, bestimmte Posten zu übernehmen und sich einzubringen, spielte bei diesem Entschluss eine Rolle. „Es ist immer gut, nicht zu lange auf einer bestimmten Position zu verharren. Das kann sonst auch für die Strukturen einer Gruppe nachteilig sein. Neue Impulse finde ich deswegen super wichtig“, erläutert Ben den Hintergrund für seine Entscheidung.

Das Engagement an der Uni hat Ben vor allem persönlich weitergebracht und viele schöne Erinnerungen beschert, wie er mir im weiteren Verlauf des Gesprächs erzählt. Die Möglichkeit, durch sein vielfältiges Engagement verschiedene Dinge kennenlernen zu können, schätzt er sehr: „Ich konnte mich super viel ausprobieren und in verschiedene Bereiche reinschnuppern. Wie ist es zum Beispiel, Veranstaltungen zu organisieren? Wie ist es, Finanzpläne dafür aufzustellen und Anträge zu schreiben? Ich habe da wirklich viel mitgenommen.

Die Referatsstelle für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation beim AStA hat Ben etwa gezeigt, dass ihn dieses Tätigkeitsfeld besonders anspricht. Daneben war und ist es ihm ganz allgemein wichtig, verschiedene Menschen und ihre Perspektiven kennenzulernen. Den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus empfindet Ben als sehr wertvoll und als persönliche Bereicherung.

Ben bei einer Veranstaltung mit dem Instagram Account Mädelsabende, die er 2019 im Rahmen der Diversity Woche organisiert hat. Foto: AStA Uni Köln / .

Zu wissen, dass man Kommiliton*innen mit seiner Arbeit das Studium erleichtert, hat ihn immer besonders motiviert. Vor allem die letzten zwei Jahre haben gezeigt, wie bedeutsam studentisches Engagement ist und was gemeinsam erreicht werden kann. Zeitgleich zeigte sich aber auch, dass es schwierig ist, Menschen ganz ohne physische Begegnungen zu erreichen. Als ein Kennenlernen und das Beraten in Präsenz nicht möglich war, stellte Ben gemeinsam mit den Mitgliedern der Fachschaft Medienkulturwissenschaft einen Discord-Server auf die Beine und richtete eine digitale Sprechstunde ein, in der Studierende dringende Fragen in einem Gespräch stellen konnten. Diese Angebote wurden schließlich auch rege genutzt.

Als ich Ben nach seinen schönsten Erinnerungen aus der Zeit des studentischen Engagements frage, fallen ihm vor allem drei Erlebnisse ein. Zunächst ist es die Ersti-Fahrt 2019, die von der Fachschaft Medienkulturwissenschaft für die Erstsemester organisiert wurde. In den Vorjahren musste die Fahrt meist aufgrund zu geringer Anmeldezahlen entfallen, 2019 sah das aber ganz anders aus. Innerhalb kürzester Zeit waren die verfügbaren Plätze vergeben. „Wir haben damals innerhalb weniger Minuten sehr viele Anmeldungen erhalten, ich konnte das erst selbst nicht ganz glauben. Aber ich habe mich natürlich sehr gefreut, als ich gesehen habe, dass unsere Arbeit so gut angenommen wird,“ führt Ben dazu aus. Auch die Medienstudierendentagung (MeStuTa), die in diesem Jahr an unserer Uni ausgerichtet und von Studierenden der Medienkulturwissenschaften organisiert wurde, wird Ben nachhaltig im Gedächtnis bleiben.

Schließlich nennt Ben noch die Gestaltung der AStA-Beutel, die er während seiner Arbeit im AStA übernommen hat, als besonders schöne Erfahrung. „Es ist immer wieder ein schöner Moment, wenn man Menschen auf dem Campus begegnet, die einen dieser Beutel nach wie vor tragen.“ Das kann ich mir gut vorstellen und denke an meinen Beutel mit dem Defend Democracy-Schriftzug, der mich regelmäßig zum Einkauf begleitet.

Das Archiv der AStA-Zeitung VORLAUT, die Ben mehrere Semester im AStA betreut hat. Foto: Benjamin Roth / .

Kraftquellen und ein Appell zum Schluss

Mit einem dumpfen Knall werden die Fenster im E-Raum geschlossen und läuten langsam auch das Ende unseres Gesprächs ein. Die verbleibenden Minuten nutzen wir, um über einen weiteren wichtigen Punkt zu sprechen. Was hat Ben bei den verschiedenen ehrenamtlichen Aufgaben geholfen, seine Motivation zu wahren und Kraft zu schöpfen? Als Nordlicht helfen ihm vor allem lange Spaziergänge in Wassernähe, um sich zu entspannen und einen Ausgleich zu turbulenten Zeiten an der Uni zu schaffen. Außerdem lässt er sich nicht so schnell entmutigen, wenn er merkt, dass Angebote nicht so wahrgenommen werden, wie ursprünglich gehofft. „Ich habe eine hohe Frustrationstoleranz entwickelt“, sagt er mit einem leichten Schmunzeln. Eine negative Erfahrung musste Ben zuletzt bei den Hochschulwahlen im Vorjahr machen. Trotz mehrerer innovativer Angebote wie Erklärvideos, der Einrichtung eines Instagram-Accounts und dem großen Engagement der Hochschulgruppen konnte leider nur eine geringe Wahlbeteiligung verzeichnet werden. Dabei sind diese gar nicht so weit vom Studierendenalltag entfernt, wie viele vielleicht denken. „Was viele nicht wissen: Das Semesterticket wird nicht von der Uni selbst, sondern vom AStA verhandelt. Es ist nicht viel Arbeit sein Kreuz bei der Wahl zu setzen, aber es macht einen großen Unterschied und hat direkten Einfluss auf das eigene Studium.“, sagte Ben dazu.

Zum Schluss ist es ihm wichtig, noch einen Appell zu formulieren. Für ihn gestaltet Studentisches Engagement maßgeblich das Studium an der Universität zu Köln mit. „Sei es in einer Fachschaft, in der Hochschulpolitik oder in einer der zahlreichen studentischen Gruppen an der Uni – es gibt viele Möglichkeiten sich auszuprobieren, auszutauschen und zu engagieren. Natürlich ist es eine privilegierte Position, das Studium bewusst zu verlängern, um sich nebenher zu engagieren.“, sagt Ben. Er konnte sich das finanziell durch Nebenjobs und Unterstützung von der Familie leisten. Sein Appell: „Wenn es euch möglich ist, dann schaut euch in der Studierendenschaft um, nutzt eure Möglichkeiten, bringt euch ein und macht das Studium für euch und eure Kommiliton*innen ein kleines bisschen besser.“

Von Mariann Schneider

Beitrag erstellt am: 17.10.2022 um 17:22 Uhr
Letzte Änderung am: 21.06.2023 um 07:30 Uhr

... studiert im Master Medienwissenschaft und Medienrecht. In ihrer Freizeit ist sie gerne im Kino oder in einem der zahlreichen Cafes in Köln. Genau so gerne flaniert sie durch den Stadtwald oder liest ein gutes Buch auf dem Balkon, am liebsten von Agatha Christie.