Der Aufbruch zu einer Reise ist ein Weg ins Unbekannte. Wir wissen nicht, wohin die Reise geht, wo sie langführt und wo sie endet. Aber was brauchen wir eigentlich so grundsätzlich?
Reisen bedeutet Abenteuer, Unbekanntes, ein Aufbruch in etwas Neues. Es ist Selbstfindung, Freiheit, Grenzenlosigkeit und das Kennenlernen neuer Menschen, Kulturen und Länder. Das Schöne: Du kannst reisen wie du möchtest. Von Low Budget bis All inclusive geht alles. Couchsurfing, Trampen, Volunteering, selbst kochen und Workaway ist so ziemlich die günstigste Methode sich durch Länder und über Kontinente zu schlängeln. Bei ein wenig mehr Budget sind meist Hostels und öffentliche Verkehrsmittel an der Tagesordnung. Hier werden Städte zum Beispiel zu Fuß erkundet. Auch der Kochlöffel wird weiterhin selbst geschwungen. Wenn wir uns auf eine Tour begeben möchte, müssen wir ein kleines Extra-Budget einplanen.
Das Airbnb ist bereits eine Option für uns, wenn wir ein wenig mehr Budget erübrigen können und vor allem unsere Privatsphäre sehr zu schätzen wissen. In dieser Preisklasse nehmen wir auch gerne bereits das Touristenshuttle, statt der öffentlichen Verkehrsmittel. Selbst kochen wird hier mit auswärts Essen gemischt. Der richtige Luxus fängt an, wenn Hotels und Touren gebucht werden. Selbstverständlich darf hier auch nicht der Guide fehlen, der uns durch die Stadt führt. Die Frage hier ist nur noch: Wird außerhalb gegessen oder steht All Inclusive auf dem Speiseplan?
Selbstverständlich können die verschiedenen Budgets wild miteinander kombiniert und gemischt werden. Schließlich müssen wir uns auch mal was leisten dürfen. Abgesehen davon, sollten wir uns unvoreingenommen auf das Abenteuer Reisen einlassen und selbst herausfinden, wie wir am liebsten reisen. Auch müssen wir wissen, wie viel wir bereit sind, während der Reise springen zu lassen. Reisen macht nur halb so viel Spaß, wenn wir nicht genauso reisen, wie es uns gefällt.
Natürlich bedarf es mehr als einem gepackten Koffer um aufzubrechen und Reisen zu gehen – viel mehr allerdings nicht. Meist ist es einfach nur der Wille loszuziehen und etwas Neues zu erleben. Zumindest wenn es um Backpacking und Low Budget Reisen geht. Für Hotels, Airbnbs, Touren, Shuttles und alle vorgebuchten Reisen, wird Geld wie auch Zeit benötigt. Vor allem, weil die meisten, die auf diese Art reisen, eher Urlaub nehmen, als einfach loszuziehen und zu gucken, wohin der Wind sie treibt.
Die Art und Weise zu Reisen, die sich Studierende oder Low Budget Reisende leisten können, benötigt kein großes Budget oder groß vorgeplante und eingeteilte Zeit. Trampen sowie Couchsurfing ist kostenlos. Auch können wir gegen Kost und Logie in Hostels oder Projekten arbeiten. Diese können über diverse Webseiten gefunden werden. Je nach Projekt gibt es auch eine Entlohnung. Wenn wir nicht trampen, Couchsurfen, volunteeren oder in einem Projekt arbeiten möchten, können wir dennoch ziemlich günstig reisen. Es gibt erschwingliche Hostels, die einen wunderbaren Service anbieten, öffentliche Transportmittel, die nicht viel kosten, einen Supermarkt, in dem alles für selbstgekochte Mahlzeiten zu finden ist und eine ganze Welt die bis auf ein paar Ausnahmen weitestgehend kostenlos oder sehr günstig erkundbar ist.
Geld ist also mehr ein vorgeschobener Grund, wenn wir uns einfach nicht trauen loszuziehen. Dennoch ist es natürlich uns selbst überlassen, ob wir den Schritt wagen möchten oder überhaupt einfach losziehen wollen.
Zeit. Im Grunde ist auch Zeit ein vorgeschobener Grund nicht Reisen gehen zu können. Entweder wir werden vom Job, vom Studium, von der*m Freund*in, den Wünschen der Familie oder Kindern oder was auch immer zurückgehalten. Hier stellt sich mir eher die Frage: Brauchst du einfach nur Urlaub oder willst du deinem Alltag längerfristig entfliehen? Ein Studium kann pausiert werden und auch der*die Partner*in wie auch die Kinder können mitkommen. Gewagt ja, aber nicht unmöglich. Es gibt Familien, die mit ihren Kindern reisen. Ihr müsst euch nur inspirieren lassen. Und wenn die Familie sich querstellt, ist das nicht euer Problem. Sie sollten hinter euch stehen und euch bei dem, was euch glücklich macht, unterstützen.
Es gibt vermutlich noch tausend andere Gründe, Ausflüchte und Skepsis, die wir uns selbst suchen, finden und zurechtlegen können. Im Endeffekt ist aber nur eine Frage wichtig: Willst du reisen gehen, ja oder nein? Wen die Antwort ja lautet, worauf wartest du dann noch? Der*die Einzige, der*die dich aufhält, bist du selbst und all die Barrieren, die von der Gesellschaft in deinem Kopf errichtet wurden und dir vermitteln, du könntest nicht einfach abhauen, sondern bräuchtest Geld und Zeit. Damals bin ich einfach gegangen und es war die beste Entscheidung meines Lebens. Ich würde es sofort, heute und auch in Zukunft wieder tun. Ohne mit der Wimper zu zucken.
Am Anfang meiner Reise wusste ich nicht was kommen, wie lange ich wegbleiben oder was mich erwarten würde. Ich hatte nicht die geringste Ahnung. Noch nie war ich alleine so weit von zu Hause weg gewesen. Dennoch hatte ich keine Wahl. Ich musste einfach raus, weg, etwas Neues sehen und erleben – am besten so weit weg von zu Hause wie möglich. Tatsächlich wäre ich in meiner ersten Woche beinahe wieder nach Hause geflogen. Noch gut erinnere ich mich an all das Neue, was mich vollkommen überfordert hat. Neue Leute, neue Sprache, jeden Tag in einem Hostel schlafen und aufwachen, die Hitze, die Zeitumstellung, das andere Essen, die Mücken – Gott wie habe ich sie verflucht!
Ich war mutterseelenallein auf einem fremden Kontinent am anderen Ende der Welt, der so gar nichts mit der Kultur und der Welt gemein hatte, die ich kannte. Die gesamte erste Woche habe ich heulend, verschwitzt, noch nicht wirklich angekommen und mit so vielen Mückenstichen verbracht, dass ich irgendwann aufgehört habe zu zählen. Es war furchtbar. Statt nach Hause zu fliegen, habe ich mich zusammengerissen und bin geblieben. Ich wollte schlicht nicht zurück nach Hause fliegen, gescheitert, klein gekriegt und Reisen für immer mit Versagen verbunden habend, wo ich mir doch so sehr vorgenommen hatte es, zu lieben. Es war die einzige und beste Entscheidung, die ich hätte treffen können.
„Ich persönlich war nie freier als zu dem Zeitpunkt als ich reisen war“
Es wurde besser. Ich habe jeden Tag genommen, wie er kam, keine Erwartungen an mich oder das Reisen gestellt und meine perfekten Vorstellungen in Offenheit für das was kommt verwandelt. Irgendwann nach sechs oder neun Monaten wurde mir bewusst, dass ich geschafft hatte, was ich mir nie hätte erträumen lassen. Ich war in die Schuhe einer waschechten Backpackerin hineingewachsen. Das war tatsächlich nie mein Vorhaben gewesen. Aber genau das ist passiert. Hätte ich allerdings nicht meinen Mut zusammengenommen, wäre nicht einfach losgezogen und hätte mich nicht trotz meiner ersten wirklich beschissenen Woche dazu entschieden zu bleiben, hätte ich nie die Freude, die Freiheit und all die Lehren mitgenommen, die das Reisen zu bieten hat.
Reisen gibt dir Selbstbewusstsein, lehrt dich alles was du über das Leben wissen musst und noch viel mehr über dich selbst. Meine größten Lehren waren mich selbst mit meinen Schwächen zu akzeptieren, mich zu lieben, wie ich bin und das Leben so zu nehmen, wie es kommt. Denn es ist absolut und vollkommen unplanbar – völlig egal was dir Andere erzählen. Es ist eine der schönsten und beängstigendsten Dinge, die du machen kannst – vor allem wenn du dich entscheidest, alleine reisen zu gehen. Und es ist jede Sekunde wert. Bereits währenddessen hast du das Gefühl, du könntest mit allem zurechtkommen. Du kannst tun und lassen was, wo, wann und wie du willst. Es ist wie eine Befreiung der Ketten und Vorstellungen der Gesellschaft. Ich persönlich war nie freier als zu dem Zeitpunkt als ich reisen war. Daher ist das Einzige was wirklich zum Reisen benötigt wird Mut, Durchhaltevermögen und Vertrauen in sich selbst. Mehr nicht.
Von Katrin Steinhausen
Beitrag erstellt am: 14.08.2022 um 10:00 Uhr
Letzte Änderung am: 14.08.2022 um 10:00 Uhr
Über Katrin Steinhausen
… ist eine leicht verrückte Labertasche voller Energie. Wenn sie nicht gerade in ihrer geliebten Heimat Köln ist, reist sie als Weltentdeckerin umher und macht die Welt zu ihrem Zuhause. Sie tanzt leidenschaftlich gerne auf Latino-Rhythmen und fühlt sich in anderen Sprachen und Mentalitäten am wohlsten. Auch wird sie hinter der Kamera zum Paparazzo und denkt sich in ihrer Freizeit Geschichten aus, die sie auch gerne zu Papier bringt. Der Journalismus hat sie schon immer begeistert und bietet ihr die Möglichkeit zu hinterfragen, zu berichten und ihr wichtige Themen anzusprechen.