Corona hat unser aller Leben ganz schön durcheinandergewirbelt. Von heute auf morgen sollten wir alle zuhause bleiben. Uni fand vorerst online statt. Soziale Kontakte haben wir heruntergeschraubt. Jeder Tag war eine einzige Ausnahmesituation. Trotzdem wurde von uns erwartet, dass wir unser Leben irgendwie weiterleben. Auch wenn gefühlt die ganze Welt stillstand, mussten sich viele von uns entscheiden: Studiere ich weiter, wechsle ich vielleicht trotzdem mein Fach, bleibe ich in Köln oder verlasse ich die Stadt für ein Masterstudium?
Zunächst dachte ich: Glück gehabt, mich hat es nicht so schlimm erwischt. Bevor Corona begann, hatte ich gerade mein erstes Mastersemester hinter mir. Ich kannte die Uni und die Dozent*innen bereits aus meinem Bachelorstudium. Das Ganze ist jetzt zwei Jahre her. Wer hätte gedacht, dass diese Pandemie ein solches Ausmaß annehmen würde und ich nun vor völlig anderen Fragen stehe: Wo geht es beruflich hin? Werde ich einen Job finden? Wie geht es mit Corona weiter? Tja, wohl doch nicht so viel Glück gehabt.
Da ich sicher nicht die Einzige war, die sich solche Gedanken gemacht hatte, habe ich in unserem Redaktionsteam nachgefragt und mit Jelena gesprochen. Sie hat ihren Master in English Studies und Komparatistik während Corona begonnen, sich aber ganz bewusst und unabhängig davon dazu entschieden in Köln zu bleiben. Besonders positiv war für sie, dass sie in English Studies auch trotz Online-Lehre abschätzen konnte, welche(r) Dozent*in welche Anforderung stellt und wie Lehrveranstaltungen aufgebaut sind. Nützlich war auch zu wissen, mit welchem Themenschwerpunkt sie besonders gut zu einer bestimmten Person gehen konnte. Vorteile, die unseren neuen Mitstudierenden nicht gegönnt waren. Den Masterstudiengang Komparatistik hat sie jedoch bis jetzt komplett digital erlebt.
Es geht bergauf, die Zahlen sinken, mehr Leute werden geimpft. Wir können wieder zur Uni gehen … also zumindest manche von uns. Die Uni schlägt eine Art Hybrid-Lehre vor. Einige Veranstaltungen können wieder in Präsenz stattfinden, andere nicht. Jelena und ich bleiben weiterhin zu Hause. In unseren Fächern wird wenig bis nichts in Präsenz angeboten. Andere Kurse wählen wir dementsprechend. „Das Hin und Her zwischen Präsenzveranstaltungen und Online-Veranstaltungen, vor allem an einem Tag, wollte ich vermeiden.“, erklärt Jelena.
Mir geht es ähnlich, ich habe mich mittlerweile wieder in meiner Heimat einquartiert und spare mir so den Weg nach Köln. Zu Prüfungen über Zoom muss ich mir kaum Gedanken machen, ich schreibe nur Hausarbeiten. Jelena dagegen machte andere Erfahrungen. Um nicht zusätzlich zur normalen Aufregung vor einer Prüfung in Not zu geraten, schmiedet sie einen Online-Prüfungs-Plan:
Ich bekomme schon schwitzige Hände, wenn ich mir Jelenas Situation nur vorstelle. Mit Technik habe ich mich vor Corona nicht wirklich ausgekannt. Jetzt sieht das anders aus.
„Klar, auch das Home-Office hat dazu beigetragen, dass ich mich mehr mit Digitalisierung auseinandergesetzt habe. Ich habe gelernt, mit Programmen wie Zoom umzugehen. Doch nicht nur im Uni-Kontext, auch im sozialen Umfeld hat das Vorteile gebracht und neue Möglichkeiten eröffnet, um Zeit miteinander zu verbringen. Doch den persönlichen Kontakt und Austausch ersetzt das noch lange nicht“, schreibt mir Jelena, als ich sie frage, ob Corona denn auch etwas Positives gebracht hat. Und ich muss ihr zustimmen.
Jetzt stehen wir vor völlig neuen Herausforderungen. Ich selbst werde mein Studium vermutlich noch dieses Jahr abschließen. Aber was kommt dann? Wie schwer wird es sein, einen Job zu finden, vor allem während einer Pandemie? Bin ich im Nachteil oder habe ich sogar Vorteile, dass ich zum Beispiel schon an das Home-Office gewöhnt bin? Oder hat das ständige Zuhause sitzen mir Möglichkeiten genommen? Das Praktikum, das ich zum Beispiel in einer anderen Stadt machen wollte, wurde durch ein Praktikum in Remote ersetzt. Auch wenn ich dort sehr lehrreiche Erfahrungen gemacht, nette Menschen kennengelernt und ein tolles Arbeitsumfeld genossen habe, stelle ich mir oft die Frage, wie es wohl in einem Büro gewesen wäre.
„Ich kann gar nicht abschätzen, wie der Arbeitsmarkt durch die Pandemie beeinflusst wurde/wird und was das für meine berufliche Zukunft bedeutet“, rätselt Jelena. Auch ich kann noch nicht abschätzen, wohin es mich nach meinem Master verschlägt. Aber es tut gut zu hören, dass ich mit diesen Gedanken und Sorgen nicht alleine bin. Und auch wenn wir uns denken können, dass alle Studierende in ähnlichen Situationen sind und viele noch weitaus mehr Probleme und Sorgen haben, so tut es gut, auch einmal davon zu lesen.
Von Ann-Kathrin Feldmann
Beitrag erstellt am: 09.07.2022 um 05:42 Uhr
Letzte Änderung am: 09.07.2022 um 05:42 Uhr