Campuskaffee mit… Damian Hardung

Damian Hardung
Unterwegs auf dem Campus: Schauspieler und Medizinstudent Damian Hardung. Foto: Mariann Schneider.

Es ist Mitte April, kurz vor 13 Uhr. Die Sonne scheint, es weht ein leichter Wind. Einige Menschen sind auf dem Albertus-Magnus-Platz unterwegs, Fahrräder fahren vorüber. Vereinzelt suchen sich Student*innen ein sonniges Plätzchen für eine kurze Mittagspause und stärken sich mit Kaffee, Brötchen & Co.

Mir kommt ein Zitat von Albert Camus in den Sinn: „Das echte Gespräch bedeutet: Aus dem Ich heraustreten und an die Tür des Du klopfe.“ Ich glaube, dass es vor allem Gespräche und reale Begegnungen sind, die viele von uns in letzter Zeit vermisst haben. Neben den Lehrveranstaltungen machen doch genau diese Momente bei einem Kaffee oder Snack das Uni-Leben interessant. Aus zufälligen Begegnungen am Kaffeestand können sich spannende Gespräche entwickeln bei denen nicht nur über die besten Heißgetränke sinniert wird, sondern auch interessante Menschen samt ihrer Blickwinkel und Perspektiven entdeckt werden können und ein Austausch möglich wird. Solche Erlebnisse bereichern den Uni-Alltag meines Erachtens enorm und sind daher auch der Hintergrund für diese Gesprächsreihe.

Zugegeben, meinem heutigen Gesprächspartner bin ich nicht zufällig am Kaffeestand über den Weg gelaufen. Aber Damian Hardung, 23, ist sicherlich ein besonders interessanter wie inspirierender Gesprächspartner. Neben seinem Medizinstudium ist Damian erfolgreicher Schauspieler und in verschiedenen Produktionen zu sehen, unter anderem in der deutschen Netflix-Serie How to sell Drugs online (fast) und der internationalen Neuverfilmung von Umbertos Ecos Roman Der Name der Rose. Ich treffe ihn auf dem Campus und wir sprechen über seine Motivation im Studium, schauspielerische Freiheit und Hollywood.

Nachdem wir uns mit Snacks aus dem E-Raum versorgt haben, lassen wir uns im Schatten des Seminargebäudes nieder und starten sogleich ins Gespräch. Ich beginne mit einer ganz wesentlichen Frage, nämlich ob Damian überhaupt Kaffee trinkt und wenn ja, wie genau. Die Antwort kommt ohne Zögern, denn spätestens seit der Pandemie ist Damian Kaffee-Liebhaber: „Ganz klar, Espresso mit Hafermilch!“ Nach einer kurzen Diskussion über das Für und Wider verschiedener Snacks als Ergänzung zum Kaffee (Damian genießt sein Getränk am liebsten pur, ich hingegen brauche immer etwas mit Schokolade dazu), kommen wir auf Damians Studium zu sprechen. Denn mich interessiert brennend, aus welchen Gründen er sich als erfolgreicher Jungschauspieler für das arbeitsintensive Studium an der Uni Köln entschieden hat. Und natürlich wie es ihm gelingt, beide Aspekte miteinander in Einklang zu bringen ohne komplett auf dem Zahnfleisch zu gehen.
Ich bin da familiär vorbelastet“, verrät Damian den Hintergrund seiner Studienwahl. Die Begeisterung zahlreicher Familienmitglieder für das Fach hat auch vor ihm nicht Halt gemacht, sodass er sich im Wintersemester 2018/2019 an der Uni Köln für das Studium der Humanmedizin eingeschrieben hat. Ein anderes Fach oder auch ein anderer Studienort kamen für ihn eigentlich nie ernsthaft in Betracht. Das Studium an einer Schauspielschule hat Damian auch nie gereizt, zu gemischt waren die Rückmeldungen von Kolleg*innen, die eine klassische Ausbildung absolviert hatten. Zwar hat er sich auch in Berlin um einen Studienplatz beworben, aber seiner Heimatstadt dann doch den Vorzug gegeben. Denn dem Ausspruch „Kölle is e Jeföhl“ stimmt Damian eindeutig zu. Für ihn hält Köln genau die richtige Mischung aus Großstadtflair und Dorfcharakter bereit. „Ich empfinde Köln als extrem lebenswerte Stadt. Das beweist sich glaube ich auch dadurch, dass Köln als ein Magnet funktioniert, obwohl Köln äußerlich gesehen eher hässlich ist. Das kann ja nur über ein gutes Herz kompensiert werden. Über diesen subjektiven Wohlfühlcharakter, den man in Köln hat und die Leute, die immer wieder in den verschiedenen Karnevalsliedern besungen werden. Das stimmt einfach.“ Da konnte dann auch die Metropole Berlin, die bei Schauspieler*innen aller Altersklassen beliebt ist und die auch Damian für Castings und Promo-Termine regelmäßig besucht, nicht mithalten.

Damian fühlt sich also in Köln im Allgemeinen und an der Uni Köln im Besonderen sehr wohl. Der Austausch und das gemeinsame Lernen mit Kommiliton*innen sind für ihn große Motivationsfaktoren im lernintensiven Medizinstudium. „Ich habe in meinem Studium einfach supernette Kollegen. Keiner missgönnt dem Anderen was, alle arbeiten zusammen, es wird sich geholfen wo es nur geht. Es ist einfach eine supertolle Atmosphäre“. Die Kaffeepause im Olivieris oder eine Runde Spikeball auf der Uni-Wiese nehmen auch wichtige Rollen in seinem Alltag als Student ein. Daneben kann Damian sich ganz grundlegend für die Inhalte des Studiums begeistern. „Es macht mir einfach super viel Spaß den Körper zu verstehen“, erklärt Damian mir. Die vielen Zusammenhänge zu durchdringen, sich medizinisches Wissen anzueignen um ein tiefer gehendes Verständnis auszubilden, üben auf Damian eine große Faszination aus und helfen ihm, im Studium am Ball zu bleiben. Wichtig ist es ihm noch klarzustellen, dass auch Mediziner nur mit Wasser kochen und es keinen Grund gibt, sich vor Studienbeginn Sorgen zu machen: „Man muss sich nicht so einen großen Kopf vorher machen. Ich hab mir vor dem Studium mehr Stress gemacht als letztlich nötig.“ Im Vorfeld seines eigenen Studiums hätte er sich über das ein oder andere ermutigende Wort gefreut. „Ich hätte mir das als Botschaft gewünscht, das der ein oder andere einfach mal sagt: klappt schon irgendwie alles, wird schon irgendwie gut.

Schnell kommen wir dann auf Damians zweite Leidenschaft zu sprechen, die Schauspielerei. Das eher faktenbasierte, rationale Studium und die Emotionalität des Schauspielberufs ergänzen sich für ihn in idealer Weise: „Ich genieße es total, diese beiden Welten zu haben. Für mich ist es eigentlich wie bei einer Waage, wo sich die beiden Seiten die Hand geben.“ Daneben gelingt es Damian, durch gute Organisation und Kommunikation beide Tätigkeiten miteinander zu koordinieren. Wichtig ist es ihm trotz seines vollen Terminkalenders, sich auch selbst Freiräume zu schaffen. Auch nach einem langem Dreh- oder Uni-Tag versucht er, Sport zu machen um seine Akkus aufzuladen: „Das gibt mir immer mehr Kraft, als es mir nimmt.
Ich frage Damian, wie er eigentlich zur Schauspielerei gekommen ist. Die Karriere als Schauspieler war kein lang gehegter Kindheitstraum, sondern hat sich vielmehr zufällig ergeben. Über die Mutter eines Klassenkameraden kam er zu seinem ersten Casting für ein Filmprojekt. Auch wenn die Rolle damals anderweitig vergeben wurde, verfolgte Damian das neue Interesse weiter und wirkte in zahlreichen Abschlussfilmen von Student*innen der Internationalen Filmschule sowie der Kunsthochschule für Medien in Köln mit. So konnte er in jungen Jahren wertvolle Erfahrungen sammeln, die für seinen weiteren Weg als Schauspieler wichtig waren. Damian führt dazu aus: „Jeder will jemanden mit Erfahrungen, aber keiner ist bereit einem die erste Erfahrung zu geben. Und diesen Teufelskreis muss man ja irgendwie unterbrechen. Daher war das meine Chance.“ Wie wahr!

Schließlich verrät Damian mir, was für ihn das Schönste an der Schauspielerei ist: „Wenn man sich wirklich fallen lassen hat in eine Rolle oder eine spezielle Szene und das abends dann wieder loslässt. Man lässt die Rolle und die Geschichte gehen, ist aber noch nicht bei sich angekommen. Das ist ein kurzer Moment kompletter Freiheit“ In diesem kurzen Schwebezustand sei er frei von jeglicher Last. „Kann ich nur empfehlen“, fügt er lachend hinzu. Außerdem erzählt er mir, was für ihn bei der Rollenwahl entscheidend ist. Betrachtet man sein bisheriges Rollenportfolio, fällt vor allem eines auf: nämlich die enorme Bandbreite! Von ernsten Rollen wie der des krebskranken Jonas in der Serie Club der roten Bänder oder des Höppner in der Romanverfilmung Auerhaus bis zu komödiantischen Darbietungen wie als Rick in Das schönste Mädchen der Welt – Damian hat unglaublich vielfältige Figuren dargestellt. Das ist aber nicht weiter verwunderlich, denn das Neue und die Herausforderung in Hinblick auf Rollen sind für ihn reizvoll. „Ich schätze es einfach, wenn ich weiß dass ich eine Rolle noch nicht gemacht habe. Was mich am meisten reizt sind Rollen, vor denen ich erst mal Angst habe. Wo ich mir denke, ich weiß nicht ob ich das kann.“ Diese anfängliche Unsicherheit in Bezug auf eine Rolle sind für ihn immer gute Indikatoren, Spaß bei der späteren Arbeit an ebendieser zu empfinden. Die vielfältige Mischung von Figuren und Genres macht die Arbeit als Schauspieler für ihn besonders interessant. Kreative Freiheit ist Damian beim Dreh wesentlich wichtiger als das Label, das eine Produktion trägt. Daher würde er ein Engagement in Hollywood sicherlich nicht ablehnen, aber der Ort einer Produktion spielt für ihn nur eine untergeordnete Rolle.

Gegen Ende des Gesprächs möchte ich unbedingt noch Näheres über Damians Expedition mit Greenpeace in die Antarktis wissen. Ich bin nämlich bisher noch keiner Person begegnet, die diesen Ort schon besucht hat. Er erzählt, dass die Reise mit dem internationalen Team an Bord des Expeditionsschiffes eine spannende Erfahrung war: „Es war so schön zu sehen, wie aus der ganzen Welt Leute zusammen kamen, die sich alle versuchen für das Thema einzusetzen und die es alle auch aktiv tun, indem sie da runter fahren.“ Auch wenn er sich selbst ausdrücklich nicht als Influencer sieht ist er dankbar, dass er mit seiner Reichweite in den sozialen Netzwerken viele Menschen erreichen und zur Unterzeichnung einer Petition zugunsten eines globalen Meeresschutzabkommens motivieren konnte.

Schließlich frischt der Wind auf und ich merke, dass es Zeit für die letzte Frage ist, auch wenn ich zunächst etwas zögere, sie tatsächlich zu stellen. Aber Damian konnte schon einen Blick auf meinen Fragenkatalog erhaschen, den ich während des Gesprächs vor mir auf dem Tisch platziert hatte, also frage ich ihn zum Abschluss: „Wo siehst du dich in 10 Jahren?“ Nach einem kurzen Innehalten sagt Damian lachend: „Genau hier, zum Gespräch für eine neue Ausgabe der philtrat!

Damian Hardung, Jahrgang 1998, ist ein deutscher Schauspieler. Mit der Rolle des Jonas in der Vox-Serie Club der roten Bänder erlangte er 2015 größere Bekanntheit. Weitere Rollen in deutschen, aber auch in internationalen Produktionen folgten. Aktuell dreht er neben Katja Riemann und Anna Maria Mühe die 2. Staffel der Reihe Unsere wunderbaren Jahre, die 2023 in der ARD zu sehen sein wird. Seit 2018 studiert Damian an der Uni Köln Humanmedizin.

Von Mariann Schneider

Beitrag erstellt am: 29.05.2022 um 09:47 Uhr
Letzte Änderung am: 29.05.2022 um 09:47 Uhr

... studiert im Master Medienwissenschaft und Medienrecht. In ihrer Freizeit ist sie gerne im Kino oder in einem der zahlreichen Cafes in Köln. Genau so gerne flaniert sie durch den Stadtwald oder liest ein gutes Buch auf dem Balkon, am liebsten von Agatha Christie.