„Denn ohne dich, kann ich nicht leben, mein kleines Herz!“

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In Herzensrepertoire verbindet Nina Meise ausdrucksstarke Worte, die aus dem Herzen kommen und lange im Kopf nachhallen, zu Gedichten.

Der Traum vom eigenen Buch bleibt für viele Menschen unerfüllt. Nina Meise jedoch hat ihren Traum mutig selbst in die Hand genommen und ihre Gedichte eigenständig veröffentlicht und verlegt. Sie hat Germanistik und Informationswissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf studiert. Danach absolvierte sie ein Volontariat bei einer regionalen Tageszeitung und ist dort inzwischen als Redakteurin tätig. Im Mai 2021 veröffentlichte die 26-Jährige ihre erste Gedichtsammlung Herzensrepertoire.

Worum geht es in deinem Gedichtband?

In meinen Gedichten geht es ums Erwachsenwerden und all die Dinge, die einen dabei bewegen: sich selbst finden, Beziehungen, Liebeskummer, Zukunftsangst und Selbstzweifel. Vieles davon ist von meinen eigenen Erfahrungen bestimmt, aber es ist nicht autobiographisch. Da spielen auch andere Einflüsse von der Familie und Freunden mit rein und all diese Dinge, die ich irgendwo aufschnappe, die ich lese oder höre und dann zu Papier bringe.

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Welches deiner Gedichte liegt dir besonders am Herzen?

Zum Beispiel mein Gedicht Liebes Ich. Das ist schon fast autobiographisch. Darin geht es darum, dass man auf sich selbst stolz sein soll und auf das, was man schon geschafft hat. Sich selbst Mut zusprechen und sich zu sagen: Du bist gut, so wie du bist. Wenn ich dieses Gedicht lese, hilft es mir in manchen Situationen mit schwierigen Dingen besser umzugehen. Das ist es, was ich mit meinen Gedichten bewirken möchte. Damit Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, an sich zweifeln und mit negativen Gedanken zu kämpfen haben, merken, dass sie damit nicht allein sind. Ich wünsche mir, dass sie das Gedicht lesen und verstehen: Ich bin damit nicht allein, denn andere haben auch dieses Gefühl. Sowas hilft mir oft schon, um mich besser zu fühlen. Ansonsten habe ich zum Beispiel ein Gedicht über mein Patenkind geschrieben, als es geboren wurde. Es geht also nicht immer nur um traurige Themen, denn ich bin immer sehr inspiriert, wenn ich besonders glücklich bin. Was ich schreibe, ist sehr stimmungsabhängig.

Hast du dich bewusst für Lyrik als Textgattung entschieden?

Ich glaube jede*r, der*die irgendwie schreibt, hat eine eigene Ausdrucksform und meine ist eben die Ausdrucksform der Gedichte. Ich habe mich nicht speziell dazu entschieden, sondern es fließt einfach in dieser Art aus mir heraus, wenn ich schreibe.

{Zweisam}
Und wenn ich dann mal einen Moment nicht an dich denke, dann fällt mir wieder ein, wie ich eigentlich bin: Stark und schön und unabhängig. Aber auch gebrochen und traurig und einsam. Ich wär‘ so gern mit dir wieder zweisam. 

Wie sieht dein Schreibprozess aus?

Ich habe mich noch nie bewusst hingesetzt, um zu schreiben. Ich glaube, es geht auch gar nicht, sich gezwungenermaßen hinzusetzen und direkt kreativ zu sein. Bei mir sind das eher so Momente wie zum Beispiel, wenn ich abends im Bett liege und über den Tag nachdenke und mir ein paar Worte oder Sätze einfallen, die ich dann irgendwo notiere. Das ist sehr spontan und nicht an eine gewisse Tageszeit gebunden und ich habe auch keine festen Tage, an denen ich schreibe.

Hast du mit Schreibblockaden zu kämpfen? Hast du bestimmte Strategien, um sie zu überwinden?

Ich habe tatsächlich zurzeit mit Schreibblockaden zu kämpfen. Das habe ich bemerkt, nachdem ich die Gedichtsammlung veröffentlicht hatte. Wenn man wie ich selbst verlegt, dann steckt da sehr viel Arbeit drin und ich habe neben meinem eigentlichen Job als Journalistin sehr viel Zeit investiert. Jetzt merke ich, dass mir die Inspiration fehlt und ein bisschen die Luft raus ist. Aber ich glaube, das ist auch normal. Das hat jede*r Autor*in mal. Man darf in solchen Situationen nicht den Kopf in den Sand stecken und sich einreden, dass das alles schlecht ist, sondern sollte den Glauben an sich selbst weiter festhalten. Für mich ist Musik eine große Inspirationsquelle. Das können Texte oder auch Melodien sein, die mich in eine bestimmte Stimmung versetzen oder mich an irgendwas erinnern. Es hilft mir auch, wenn ich in der Natur spazieren gehe. Das sind meine Quellen, die ich benutze, um neue Inspiration zu bekommen. 

Warum hast du dich für Self-Publishing entschieden?

Ich hatte Anfang des Jahres meine Gedichte als Gedichtsammlung zusammengefasst und wollte eine professionelle Meinung dazu haben, ob das nicht kompletter Quatsch ist, was ich hier schreibe. Ich habe es an verschiedene Verlage geschickt und zwei von ihnen wollten es auch verlegen. Allerdings war der Selbstkostenanteil bei diesen Verlagen sehr hoch. Das lag im dreistelligen Bereich und war mir einfach zu teuer, weil ich nicht hauptberuflich Autorin sein möchte und mit meinem Job als Journalistin sehr zufrieden bin. Dann habe ich mich informiert, was es noch für andere Möglichkeiten gibt und habe Books on Demand kennengelernt. Das ist im Prinzip ein Verlag, der das Buch druckt, aber du machst die gesamte Gestaltung des Buchs selbst. Da zahlst du wirklich nur dafür, dass du im Buchhandel registriert wirst. Du kannst verschiedene Pakete buchen und theoretisch auch sehr viel Geld loswerden. Ich habe für mein Buchprojekt 20 Euro bezahlt und kann das ein Jahr lang nutzen. Man kann auch noch ein Lektorat oder ähnliches hinzubuchen, aber ich habe alles allein gemacht: das Lektorat, die Covergestaltung, das Layout und bin damit ganz zufrieden.

{Die schönste Kombination}
Ich bin aus euch die schönste Kombination, habe eine wertvolle Funktion in eurer Liebeskomposition. Ich war nie nur irgendeine Option in eurer Liebesdisposition, bin eine wichtige Sektion in unserer Familienorganisation.

Wie hast du mit dem literarischen Schreiben angefangen und was bedeutet dir das Schreiben?

Das Schreiben bedeutet mir sehr viel, weil ich eigentlich schon immer geschrieben habe. Dadurch dass es mein Beruf ist, nimmt das Schreiben einen sehr großen Teil in meinem Leben ein. Ich schreibe sehr gerne, weil es eine schöne und kreative Arbeit ist. Zur Lyrik bin ich gekommen, als ich vor ein paar Jahren begonnen habe, meine Gedanken in Gedichtform zu gießen, weil es eine kurze, prägnante und schöne Ausdrucksform ist. Seitdem bin ich dabei hängen geblieben und habe gemerkt, dass das mein Ding ist.

Hast du Ratschläge für junge Nachwuchsautor*innen?

Macht es einfach und denkt nicht zu viel darüber nach! Ich hatte schon ein bisschen Respekt vor dem Feedback, was einen logischerweise erwartet, wenn man an die Öffentlichkeit geht. Aber ich glaube, man sollte davor keine Angst haben. Wenn man wirklich Lust darauf hat, sollte man mutig sein und es einfach wagen. Es gibt auch Menschen, denen es reicht, nur für sich selbst zu schreiben, aber wenn man es gerne veröffentlichen möchte, dann sollte man den Schritt gehen. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass ich es nicht bereut habe und es immer wieder machen würde, von daher kann ich es nur jedem empfehlen.

Infobox:
Nina Meise: Herzensrepertoire
Books on Demand, Mai 2021, 56 Seiten, 9 €, ISBN 978-3-753-49973-4

Von Eileen Michalski

Beitrag erstellt am: 12.11.2021 um 09:00 Uhr
Letzte Änderung am: 12.11.2021 um 21:28 Uhr