Habt ihr euch schon mal gefragt, wie viel Zeit ihr täglich an eurem Handy verbringt? Oder wofür ihr es den Tag über benutzt? Ich habe das einmal durchdacht und dabei sind mir Apps wie WhatsApp, Instagram, Spotify und Google eingefallen, aber auch andere wie mein Wecker, meine Wetter-App, meine Handykamera oder Nachrichten Apps. Auch scrolle ich mich per Handy durch Zalando, Amazon oder andere Onlineshopping Plattformen. Tatsächlich nutze ich mein Handy überall, habe es mehr bei mir, als irgendetwas anderes das ich besitze, und es ist wirklich immer maximal eine Armlänge von mir entfernt, damit ich theoretisch danach greifen könnte. Ob beim Frühstück, beim Sport oder während ich mich mit Freund*innen treffe. Auch in der Uni, auf der Arbeit und sogar auf dem Klo habe ich das Handy dabei. Ist das nicht erschreckend? Kann ich, beziehungsweise können wir überhaupt noch ohne Handy? Auch vergesse ich welche Uhrzeit auf meinem Display angezeigt wurde, obwohl ich gerade erst draufgeguckt habe. Kennt ihr das Phänomen? Oder das Betätigen des „An-Knopfes“ um zu gucken, ob ich neue Nachrichten habe, wenn mir langweilig ist? Vielleicht auch, weil ich mich vor einer Aufgabe drücken will, oder ich einfach gerade nichts Besseres mit mir anzustellen weiß?
Das Handy ist mein*e ständige*r Begleiter*in, egal wo und egal um was es geht. Einerseits erleichtert das kompakte Gerät einiges. Es bewahrt mich durch eine kurze Nachricht vor unentschuldigtem Zuspätkommen bei einem Treffen mit Freund*innen, lässt mich alles, egal wo ich bin, nachgucken und rettet mich, wenn ich den Weg nicht kenne oder mich komplett verlaufen habe. Andererseits mache ich mich aber auch sehr abhängig von meinem Handy. Und ich glaube damit bin ich nicht allein. Fragt euch selbst: Wie oft checkt ihr euer Handy? Wie oft guckt ihr nach, ob ihr neue Nachrichten habt, ob irgendwer eure Story auf Instagram geliked hat, oder was es auf Facebook so Neues gibt? Wenn das Display eures Handys aufleuchtet, guckt ihr drauf? Verspürt ihr den Drang sofort nachzugucken? Und wenn ja, geht ihr dem nach? Oder seid ihr so vorbildlich und habt es umgedreht daliegen oder gar außer Sichtweite? Dennoch seid ihr in Gedanken immer beim Handy, oder? Ich will gar nicht anfangen aufzuzählen was und wie viel in meinem, und vermutlich auch im Leben eines jeden von euch, ohne Handy anders wäre. Die Liste wäre endlos. Vermutlich haben wir nicht die leiseste Ahnung, wie integriert unser Handy wirklich in unser aller Leben ist, bevor wir mal tatsächlich darauf verzichten mussten.
Früher habe ich meine Handyabhängigkeit auf die leichte Schulter genommen, gedacht „Ja wenn es hart auf hart kommt, kann ich natürlich auch ohne.“ Aber ist dem wirklich so? Auch habe ich WhatsApp im Grunde als mein Kommunikationsmittel mit jedem Menschen im Hier und Jetzt wie auch in der Zukunft gesehen. Letztes Jahr habe ich schließlich den Film The Social Dilemma gesehen. Seitdem bin ich mehr als bereit WhatsApp zu kippen. Auch allgemein unabhängiger von meinem Handy zu werden. Ich habe mich gefragt, was das ganze „am Handy hängen“ eigentlich mit mir macht. Mit uns macht. Inwiefern prägt und verändert es uns, unser Handeln und Verhalten? Immerhin ist es unser*e Nachrichtensprecher*in, Organisator*in, Vertraute*r und im Grunde unser*e beste*r Freund*in. Oder vielleicht doch Feind*in? Noch wichtiger, was macht es mit der nachfolgenden Generation und den Jugendlichen, die komplett mit dem Handy aufgewachsen sind und es gar nicht anders kennen? Die JIM-Studie aus dem Jahre 2019 hat mir geholfen ein wenig Licht auf die Situation zu werfen.
Um mir ein faktisches Bild der Situation zu machen, habe ich mich mit der JIM-Studie 2019 des Medienpädagogischen Forschungsverbund des Südwest auseinandergesetzt, der seit 1998 jährlich die Mediennutzung von Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren in Deutschland untersucht. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Jugendliche nicht nur fast alle ein eigenes Handy haben, sondern dieses auch mehr oder weniger täglich nutzen. Je älter desto höher der Anteil der eigenen Handys wie auch der Nutzung. Sobald die Jugendlichen 18 Jahre alt sind, gibt es im Grunde keine deutschen Jugendlichen mehr, die kein eigenes Smartphone haben. Tatsächlich beschäftigen sich Jugendliche nicht nur am häufigsten in ihrer Freizeit mit dem Handy und machen es zu einem zentralen Bestandteil in ihrem Leben, sie nutzen es ebenso mit durchschnittlich 73 Prozent in jeglichen Social Media oder sonstigen Online- und Internetgeschichten. Da die meisten Haushalte einen Internetzugang haben, können die Jugendlichen ganz bequem von zu Hause aus surfen, was sie zu 91 Prozent auch tun – und das über ihr Handy. Es wird schlicht für alles genutzt. Ob es um Musik über Spotify, Videos über YouTube oder das Radio geht. Auch Navigations-Apps, Apps für den öffentlichen Verkehr oder Nachrichtensender werden vor allem von den älteren Jugendlichen häufig benutzt. Google (87 Prozent), YouTube (etwa 50 Prozent) oder anderen Suchmaschinen wird im Schnitt jede zehnte Minute der insgesamten Onlinezeit gewidmet. Das konstante und vermutlich sogar unbewusste online sein ist bedenklich, denn nur elf Prozent der Jugendlichen in Deutschland sind nicht täglich im Netz unterwegs.
Das konstante „on“ sein ist natürlich stark mit Social Media Plattformen verbunden. Wenn sich ausschließlich auf den Gebrauch des Handys in Form von App-Nutzung konzentriert wird, ist WhatsApp (88 Prozent) mit großem Abstand am beliebtesten, gefolgt von Instagram (46 Prozent). Erst anschließend mischt sich YouTube (41 Prozent) unter die Favoriten. Vor allem Instagram dient der Selbstdarstellung und wird mit dem Alter wichtiger, wohingegen WhatsApp in allen Altersgruppen relativ gleich beliebt ist. WhatsApp benutzen 93 Prozent mehrmals pro Woche, und 86 Prozent sogar täglich. Instagram liegt bei beiden Werten ebenfalls über der 50 Prozent Grenze und dient hauptsächlich der Dokumentation des eigenen Lebens und dem Folgen anderer durch das Ansehen von Stories und Posts, und deren liken, reposten oder kommentieren. Weniger um tatsächliches hin und her senden von Nachrichten. Diese Apps haben eine extreme Abhängigkeit vom Handy zur Folge. Durch die ständige Onlinekommunikation mit Anderen befürchtet jede*r vierte etwas bei ausgeschaltetem Handy zu verpassen. Interessanterweise empfinden dennoch viele Jugendliche das konstante Erhalten von Nachrichten als nervend und kurioserweise haben 71 Prozent das Gefühl, dass sie mit den ganzen Apps ihre Zeit verschwenden. Dennoch bleibt das Handy der Lebensmittelpunkt ihres Universums. Auch trotz Mobbing, Hass oder beleidigende Fotos oder Videos, was jedem Fünften bereits widerfahren ist. Hier vor allem den 16- und 17- Jährigen. Es scheint allerdings einen Hoffnungsschimmer zu geben, denn 74 Prozent der Jugendlichen treffen sich in ihrer Freizeit mit Freund*innen oder treiben Sport (66 Prozent). Die Frage welche Auswirkungen die Zeit, die wir am Smartphone verbringen, auf uns hat, bleibt jedoch offen. Verändert sie uns? Macht sie etwas mit uns? Und wieso verbringen wir überhaupt so viel Zeit mit unserem Smartphone? Früher haben die Menschen schließlich auch gewusst ihre Zeit sinnvoll und zu ihrem Vergnügen zu nutzen. Um Antworten zu finden, habe ich mir den Film Das Dilemma mit den Sozialen Medien angesehen und war gelinde gesagt geschockt.
Der Film Das Dilemma mit den Sozialen Medien (im Original The Social Dilemma) zeigt, was passieren wird, wenn wir unser Handy und die damit zwangsläufig verbundenen Social Media Plattformen weiterhin zu unserem Lebensinhalt machen. Er stellt dar, auf welch erschreckende Weise Soziale Medien in den Prozess unserer Meinungsbildung, der Strukturierung unserer Persönlichkeit und teils sogar in unser Handeln eingreifen. Dabei interessiert es niemanden, dass wir immer abhängiger und abhängiger werden. Aber von vorn.
Für die meisten sind Plattformen wie Facebook oder Instagram schlicht Plattformen, auf denen wir unseren Freunden folgen, ihre Stories oder Posts liken und kommentieren, sowie eigene Fotos und kurze Videos hochladen können. Google brüstet sich eine nützliche Suchmaschine zu sein und WhatsApp eine wunderbare Plattform, um sich mit Freund*innen kurzuschließen, Videos und Fotos im Privaten zu teilen oder um Gruppenkonversationen führen zu können. Social Media scheint uns das Leben nur zu erleichtern und zu vereinfachen und kann sogar Menschen, die an zwei vollkommen verschiedenen Orten der Welt leben, zusammenbringen. Auch das Design ist ansprechend und es gibt sogar Emojis, die eine simple Textnachricht scheinbar mit Emotionen füllen. In Wirklichkeit allerdings will jede einzelne dieser Plattformen ausschließlich unsere Aufmerksamkeit und kämpft um diese. Das Business Modell all dieser Plattformen (Facebook, Snapchat, Twitter, Instagram, YouTube, TikTok, Google, Pinterest, Reddit, LinkedIn und allen aufgekauften, beziehungsweise Tochterunternehmen wie WhatsApp) ist einfach: Menschen am Bildschirm halten. Und das um jeden Preis. Aber wie kriegen diese Plattformen Menschen dazu, so viel Zeit wie nur irgend möglich vor dem Bildschirm zu verbringen? Die Antwort ist Werbung. Bei dieser Stelle im Film habe ich geschnaubt und gedacht: „A reagier ich da nie drauf und B ist das jetzt nicht wirklich was Neues. Es ist schließlich Werbung. Natürlich will diese mir etwas verkaufen.“ Aber ich bin drangebelieben, habe weitergeguckt und verstanden, dass es hier nicht um das geht, was wir im klassischen Sinne unter Werbung verstehen. Es geht um Videos, die dir auf YouTube vorgeschlagen werden und die du daraufhin anklickst. Es geht um eine Person auf Instagram, deren Profil du besucht hast, wie auch um sonstige Reaktionen auf vorgeschlagene Seiten und Inhalte. Natürlich geht es auch um subtile Werbung von Sachen, die du magst und dir „netterweise“ immer wieder angezeigt und vorgeschlagen werden. So natürlich auch um klassische Werbung, also unterschwellige Anreize zu Themen oder auch Kaufgegenständen. Allerdings geht es nicht um das tatsächliche Kaufen von etwas an sich, um das es in einem herkömmlichen Werbespot geht, sondern um den Klick, der signalisiert „es hat mich interessiert was mir gezeigt wurde“. Es geht um deine Aufmerksamkeit, die auf viel subtilere, unbewusstere und gemeinere Weise als herkömmliche Werbung geradezu eingefordert und schlicht verkauft wird.
Um dieses Vorhaben zu erreichen, muss die Social Media Plattform allerdings wissen, wie du tickst und was du magst. Dafür braucht sie Daten, Daten und noch mehr Daten. Es wird beobachtet, nachverfolgt und aufgenommen. Und zwar jede Handlung, die du am Handy tätigst, welches Bild du dir ansiehst, für wie lange du es tust, in welcher Stimmung du gerade bist, alles. Diese Firmen wissen von deinen Fehlern und Macken, haben deinen Persönlichkeitstyp, und kennen dich im Grunde besser als du dich selbst. Alles wird konstant gespeichert und gesammelt. Je mehr Daten gesammelt sind, desto besser kennt dich das System.
Die drei Grundsäulen dieser Firmen sind meist: Interaktion (für eine gesteigerte Nutzung), Wachstum (du sollst natürlich wiederkommen und am besten noch Freunde mitbringen), und Werbung (möglichst viel Profit während der Interaktion). Um diese drei Ziele auf einmal zu erreichen, gibt es Algorithmen. Die Algorithmen sind nicht dazu da, dir zu geben, was du willst, sondern um dir Videos oder sonstige Inhalte zu zeigen, die nahe an deinen eigentlichen Interessen liegen und sie dir so lange anzuzeigen und zu empfehlen, bis du irgendwann draufklickst. Die Werbetreibenden wollen schließlich, dass du ihnen folgst. Im Grunde heißt das, dass du zwar glaubst Videos zu sehen die du gucken willst, zu liken was du magst, die Freund*innen zu akzeptieren oder den Menschen zu followen die du interessant findest, das ist aber alles Schwachsinn. Sobald du reagierst, zeigen sie dir dann immer mehr und mehr Videos oder andere Inhalte an und nähern dich immer weiter an das an, was Sie wollen das du dir anschaust, magst und konsumierst. Sie zeigen dir etwas, womit sie glauben dich am Bildschirm zu halten und versuchen währenddessen dich in eine gewisse Richtung zu lenken, welche auch immer und mit welcher Intention auch immer das sei. Ohne, dass du es mitbekommst. Wenn du reagierst, wird das System versuchen dich, mit allem was es an Wissen über dich hat, am Bildschirm zu halten. Darin wird der Algorithmus jeden Tag besser. Und das exponentiell. Unsere Aufmerksamkeit wird zum Produkt, was verkauft wird.
Ein kleines Beispiel: Dir wird angezeigt, dass du auf Facebook oder Instagram auf einem Bild getaggt wurdest. Selbstverständlich guckst du dir das Foto an. Da ist an sich nichts Schlimmes dabei. Du solltest dich aber fragen, warum das Foto nicht direkt sichtbar ist und du stattdessen erst Instagram oder Facebook öffnen musst, um es sehen zu können. Taggen und getaggt werden sind gleichzeitig die perfekte Möglichkeit, den User vor dem Bildschirm zu halten. Dann wird kommentiert und selbstverständlich auch angezeigt, dass dein „Gegenüber“ auf den Kommentar antwortet. Du sollst das Handy ja bloß nicht weglegen. Und ja, das alles geschieht generiert durch das System. Nur um dich weiter am Bildschirm zu halten. Es ist Beeinflussung von Verhalten und Emotionen, die wir, als User, nicht mitbekommen. Mit uns wird experimentiert, wer wie auf welche Reize anspricht, um später unterbewusst gezielt das gesammelte Wissen anwenden zu können. Irgendwann kann dann vorausgesagt werden, wohin sich deine Interessen entwickeln werden, an was du Gefallen finden wirst und zu welcher Person du werden wirst. Das System weiß, wie deine Handlungen aussehen werden, welche Inhalte du anklickst, und was du bei jeglichen Fotos, Videos oder Liedern fühlen wirst. Sich freisprechen davon können weder Facebook, Instagram, WhatsApp, Snapchat, noch Twitter. Im Grunde setzen Soziale Medien deine eigene Psyche gegen dich ein. Und dabei setzen sie auf Sucht und Manipulation, denn da du es eigentlich nicht brauchst, muss dich das System verführen und manipulieren, damit es bekommt was es von dir will.
Ein jeder von uns unterliegt tagtäglich dem biologischen Drang sich mit anderen Menschen zu verbinden. In dieser von Sozialen Medien „neu erschaffenen“ Welt ist die Onlineverbindung unerlässlich. Vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene, aber auch für Kinder. Eltern kämpfen um die Aufmerksamkeit ihrer Kinder, denn die Algorithmen der Sozialen Medien halten auch Kinder vor dem Bildschirm. Selbst sie werden nicht geschützt. Sicher kann man versuchen den Konsum oder den Inhalt zu kontrollieren, im Endeffekt ist aber alles zugänglich. Wenn nun infolgedessen Kinder und Jugendliche ihre wichtigsten Entwicklungsjahre vor dem Bildschirm verbringen, übernimmt das System Selbstwertgefühl und Identität. Und das birgt ein großes Problem. Der Mensch wird dazu herangezogen, dass ihm wichtig ist, was die Außenwelt von ihm hält. Wir sind allerdings nicht dafür geschaffen alle fünf Minuten soziale Anerkennung zu erhalten. Das ist aber genau das, was passiert. Die Welt, aus der wir unsere soziale Anerkennung bekommen ist bis obenhin gefüllt mit gefühlter Perfektion. Und nicht nur Kinder oder Jugendliche verwechseln diese Anerkennung mit echten Werten. Wir alle bekommen Popularität, die nicht echt ist und uns leerer zurücklässt als wir uns vorher gefühlt haben. Da wir nur kurzfristig belohnt werden, lechzen wir schnell nach mehr, was unsere Benutzerzeit in die Höhe schnellen lässt.
Für Teenager kann es Depressionen und Angstzustände zur Folge haben. Die Generation Z, die nach 1996 geboren und damit mit den Sozialen Medien großgeworden ist, kennt keine Welt ohne Handy, ohne Soziale Medien, ohne täglich on sein. Eine Welt ganz ohne Handy und Soziale Medien – unvorstellbar. Sie sind im Umgang mit der Welt ängstlicher, psychisch zerbrechlicher und werden leichter depressiv. Die Eltern fragen sich verständlicherweise was mit ihren Kindern los ist. Sie flüchten sich ans Handy wenn sie sich unwohl, einsam, unsicher oder ängstlich fühlen und haben vollkommen verlernt Langeweile zu haben oder sich unangenehmen Gefühlen zu stellen. Im Film schlägt Sozialpsychologe Jonathan Haidt drei Grundregeln für Eltern vor, um das Problem Handy zu lösen. Erstens: ab einer festgelegten Zeit kein Handy mehr am Abend. Außerdem muss das Handy für die Nacht raus aus dem Schlafzimmer, und das mindestens 30 Minuten vor der Schlafenszeit. Zweitens: kein Social Media bis zur Mittelschule und am besten nicht vor 16 Jahren. Drittens: ein Zeitbudget mit den Kindern entwickeln, wie viel Zeit sie täglich an ihren Handys sitzen dürfen. Hier haben viele Kinder laut Haidt tatsächlich meist relativ vernünftige Vorschläge. Ein Timer besiegelt schließlich den Deal.
Nichtsdestotrotz muss sich etwas grundsätzlich tun, denn die Technologie und die Sozialen Medien werden nicht plötzlich weniger integriert sein in unserem Leben. Weder im Leben von Kindern und Jugendlichen noch in unser aller Leben. Den Algorithmus interessieren unsere Probleme nicht, er ist auf Profit aus und lernt stetig dazu, bessere Vorhersagen zu machen. Und Gesetze oder Regeln gibt es im Wettbewerb um unsere Aufmerksamkeit nicht. Warum sollten die Firmen auch etwas ändern, wenn sie weiterhin Profit mit uns machen?
Es braucht Regeln für einen guten Schutz unserer digitalen Privatsphäre. Gleichzeitig können auch wir selbst uns wehren. Wir können Apps deinstallieren, die einfach nur unsere Zeit fressen, oder auch gleich ein paar oder all unsere Social Media Apps. Wer dazu nicht bereit ist, kann stattdessen die Benachrichtigungen seiner Social Media Apps ausschalten. Zumindest die, die nicht wichtig sind. Wir können alternative Suchmaschinen wie Qwand benutzen, bei der der Suchverlauf nicht gespeichert wird, oder, wer YouTube nicht zuspielen möchte, keine vorgeschlagenen Videos anklicken, sondern stattdessen immer selbst wählen. Sofern zum Beispiel ein Video offensichtlich auf Emotionen zielt, hat es mit Sicherheit eine gewisse Absicht. Im Endeffekt stimmt der Klick ab. Er ist was dem System verrät, was wir mögen, worauf wir reagieren und wohin wir uns entwickeln. Somit können wir uns also entscheiden zumindest weniger beeinflusst zu werden und Sachen gucken, die uns tatsächlich interessieren. Wir können uns entscheiden unser Leben zu leben und unsere Ziele zu verfolgen, statt konstant auf unsere Bildschirme zu starren und unsere Lebenszeit zu vergeuden. Wir können uns dazu entscheiden uns unserem eigenen Leben zu widmen.
Von Katrin Steinhausen
Beitrag erstellt am: 19.10.2021 um 08:38 Uhr
Letzte Änderung am: 19.10.2021 um 21:18 Uhr
Über Katrin Steinhausen
… ist eine leicht verrückte Labertasche voller Energie. Wenn sie nicht gerade in ihrer geliebten Heimat Köln ist, reist sie als Weltentdeckerin umher und macht die Welt zu ihrem Zuhause. Sie tanzt leidenschaftlich gerne auf Latino-Rhythmen und fühlt sich in anderen Sprachen und Mentalitäten am wohlsten. Auch wird sie hinter der Kamera zum Paparazzo und denkt sich in ihrer Freizeit Geschichten aus, die sie auch gerne zu Papier bringt. Der Journalismus hat sie schon immer begeistert und bietet ihr die Möglichkeit zu hinterfragen, zu berichten und ihr wichtige Themen anzusprechen.