Rassismus ist für mich, wenn du Nachteile im Leben wegen deiner ethnischen Herkunft bekommst.
Du merkst es natürlich an Aussagen als allererstes. Auch daran, wenn die Körperhaltung zum Beispiel anfeindend ist, ohne, dass du weißt, woher das kommt. Gestik, Mimik, Sprache. Du siehst ´nem Rassisten an, wenn er rassistisch ist. Der ekelt sich auch vor dir und sieht dich an wie ein Tier oder ein Mensch zweiter Klasse. Ich will das null pauschalisieren, aber du merkst das schon ein bisschen. Es ist halt eher so ein Gefühl und oft versteckter Rassismus, den man abbekommt. Offener Rassismus ist seltener der Fall. Also mir ist offener Rassismus schon begegnet, aber je älter ich wurde, desto weniger haben sich die Leute getraut offen rassistisch zu mir zu sein. Aber wenn zum Beispiel die ganze Zeit Witze gemacht werden, die eigentlich nur auf dich oder deine Ethnie aus sind, spürst du, irgendwas stimmt hier nicht.
Ein Beispiel: Stell dir vor, du sitzt chillig mit Weißen zusammen und es würden durchgehend Witze über deine Hautfarbe, Afrika oder deine Ethnie gemacht. Durchgehend. Und dann kommt „Ja ist doch nur Spaß. Ach nein, nimm das doch nicht so eng.“ Irgendwann denkst du „Das war kein Spaß“. Es wird versucht es zu verstecken, aber nein. Du kannst halt Witze nur auf deinem Nacken machen, also wenn das auf einem Niveau ist. Wenn ihr euch nicht auf einem Niveau disst, ist das was anderes. Es ist halt schwer, wenn das von Weißen kommt, weil du halt nie auf demselben Niveau sein kannst, weil es keine rassistischen Witze über Weiße gibt.
Weiße können diskriminiert werden, ja, aber es gibt kein Land auf dieser Welt, wo Weiße rassistisch benachteiligt werden. Eher im Gegenteil. Es gibt eher noch dieses kolonialisierte Denken. In Afrika wirst du fast als Gottheit verehrt und auch besser bezahlt als die Locals. Wenn du weiß bist, gehört dir die Welt. Das ist einfach so. In Lateinamerika stehen die Frauen auf dich, wenn du weiß bist. Du kannst so hässlich sein wie du willst, sie stehen immer noch auf dich. Weiß gleich Reichtum, Schwarzsein gleich Armut. Auch in Afrika. Es ist kolonialistisches Denken.
„Rassismus ist für mich, wenn du Nachteile im Leben wegen deiner ethnischen Herkunft bekommst.“
Viele fühlen sich nicht gehört, aber ich hab‘ irgendwann damit abgeschlossen, weil es keinen Sinn macht die ganze Zeit darüber rumzuheulen. Ich weiß, woran es liegt, ich weiß, wie man es ändern kann und irgendwann muss man halt weiterschauen. Trotzdem ist es wichtig einen Ort zu haben, wo das Resonanz gewinnt. Mir ist der Austausch viel wichtiger. Nicht, dass mir jemand zuhört, sondern eher der Austausch.
Ich wurde als Amerikaner gesehen. Meine Haut ist ziemlich hell für ´nen Schwarzen, deswegen werde ich meist als Mischling gesehen. Mir wurde da auch teilweise der rote Teppich ausgekehrt. In Chile, Kolumbien und Peru dasselbe. Ich fand krass, wie sehr der Hintergrund den du als Schwarzer hast, die Wahrnehmung der Menschen ändert. In Chile zum Beispiel war ich mit 18/19. Da habe ich in ´nem Hostel gearbeitet, wurde immer als Kolumbianer oder Brasilianer angesehen und habe relativ wenig Respekt bekommen. Als die dann gemerkt haben, wie ich rede und einen seltsamen Akzent habe, haben die mich gefragt, woher ich komme. Nachdem sie wussten, dass ich aus Deutschland komme – komplett andere Wahrnehmung. Ach nein wie toll und sonst was. Ich dachte mir Wow…. Peru genau dasselbe. Kolumbien auch.
Ich sehe mich als schwarzer Europäer. So weit würde ich mich aus dem Fenster lehnen, aber null als Deutscher. Und jetzt stell dir mal vor, wie es für mich war, als ich nach Südamerika gegangen bin und nur als Deutscher gesehen wurde. Ich war im falschen Film! Selbst die Deutschen haben mich als Deutschen gesehen, obwohl in Deutschland mich niemand als deutsch sehen würde. Im Ausland sind wir aber alle cool oder wie? Ich hab‘ mich krass verarscht gefühlt.
Ich habe erkannt, dass ich anders aussehe, als ich ´ne Schlägerei mit ´nem kleinen dicken Jungen in der Grundschule hatte und der Vater dazwischen gegangen ist und gesagt hat „Lass meinen Sohn in Ruhe du N***“. Das war das erste Mal. Da war ich sechs. Keiner der Lehrer hat eingegriffen, keiner. Es war ein größerer Kerl, der mich geschubst hat und ich bin auf meinem Popo gelandet. Das war das erste Mal, dass ich gemerkt habe „Ich bin anders“.
Es gab viele schlimme… Aber ja es gibt eine. Weil ich mich so machtlos gefühlt habe. Ich war 14 oder 13 und war auf dem Weg von der Schule nach Hause. Da stand so ein kleiner PKW mit drei Männern drin. Ich bin vorbeigelaufen und die haben mir zugerufen „Ey Junge warte.“ Also hab‘ ich gewartet und die meinten so „Nein, nein komm mal her.“ So drei erwachsene Männer, in ihren 30er 40er Jahren. Dann haben die halt N***-Witze gerissen. Ich weiß nicht mehr was genau, aber es war hochrassistisch. Die haben vor mir gelacht und das Krasse war nicht nur, was sie gesagt haben, sondern wie sie es gesagt haben und, dass sie durch ihr Lachen mich so indirekt quasi aufgefordert haben, mitzulachen. Ich fand das aber gar nicht lustig und war ehrlich gesagt ziemlich verletzt. Trotzdem habe ich das überspielt, hab‘ mitgelacht und bin dann nach Hause gegangen. Die Straße war halt komplett leer. Die hätten mir sonst was antun können. Ich hab‘ mich noch nie in meinem Leben so hilflos gefühlt. In dem Moment hab‘ ich mir vorgenommen, dass sich nie wieder jemand so offen und unverblümt über mich lustig macht.
Ja, ja gibt es. Man wird immer als Kiffer wahrgenommen oder Minimum wird angenommen, dass man Gras dabeihat. Immer. Ich hab‘ deswegen mit dem Kiffen aufgehört, weil ich dieses Vorurteil nicht unterstützen wollte. Es wird immer angenommen, dass man gut singen kann, gut tanzen, dass man besonders gut in Sport ist… Schwarzen, also generell Ethnien, wird halt immer eine feste Art von Gruppenbezeichnung gegeben. Also der Asiate, der Latino und so.
Damals in der Schule musste jeder seine Träume erzählen und mir wurde immer gesagt „Ja du wirst doch safe Sportler“. Ich dachte mir so „Ey vielleicht will ich ja auch Doktor werden!“ Mir wurde gar nicht die Wahl gelassen. Als wäre es für mich unmöglich einen intellektuellen Beruf zu erlangen, aber so Sportliches oder Musik, wo man nicht großartig den Kopf einschalten muss, das wurde mir sofort zugetraut und zugeschrieben. Man wird direkt in eine Schublade gesteckt. Die Gespräche sind dann so dem Motto nach: „Geh doch mal Basketball spielen“ – „Du hast mich noch nie Basketball spielen sehen“ – „Du kannst das bestimmt gut“ – „Bruder woher willst du wissen, dass ich das gut kann?!“ – „Ja weil, ja du weißt schon. Ihr könnt das doch alle“. Ich dachte mir immer nur „Alter…!“ Klar haben wir eventuell einen genetischen Vorteil, aber Veranlagung bedeutet nicht, dass du gut darin bist oder dass du es machen musst. Selbst wenn du gut bist, musst du trotzdem Training und Fleiß reintun. Ich habe genauso viel Anerkennung dafür verdient wie jemand Weißes. Wenn Leute meine Rhetorik loben, wird zum Beispiel gesagt „Ja logisch er war ja nur unter Weißen, er hatte nur weiße Freunde und war auf dem Gymnasium. Genau deswegen kann der das.“ Es wird so gedreht, als hätten sie mich perfekt integriert und nicht, dass ich den Willen hatte, integriert zu werden, und ich diesen Effort gemacht habe.
„Es ist oft versteckter Rassismus, den man abbekommt.“
Beschissen. Gemischt. In der Kita und der Grundschule hatte ich eigentlich ´ne schöne Zeit. Dann wurde ich in Erftstadt auf die Hauptschule geschickt. Das war komisch, weil alle Kinder mit Migrationshintergrund bei uns an die Hauptschule geschickt wurden und alle Deutschen, die relativ viel schlechter waren, an eine Realschule oder das Gymnasium. Ich hatte einen Schnitt von 2,3. Man bekommt eine Hauptschulempfehlung aber erst ab 3 Komma. Auf der Hauptschule bin ich dann in der fünften und sechsten extremst angeeckt, weil ich mich nicht wohl gefühlt habe und das Niveau definitiv zu einfach war. Das ging so weit, dass ich zum Schulpsychologen geschickt wurde, der das nicht verstanden hat, weil ich keine Auffälligkeiten in meinem Wesen oder meinem Verhalten hatte. Meine Eltern sind zum Schulministerium gegangen und es wurde ein Schulinspektor zur Hauptschule geschickt, der meinen Eltern recht gegeben hat, dass es ein Diskriminierungsfall war. Daraufhin wurde beschlossen, dass ich einen Probemonat in der Realschule direkt neben meiner Hauptschule machen sollte.
Das war so gut, dass aus einem Probemonat ein Probejahr wurde. Ich hab‘ mich so gut eingefügt und so gut im Unterricht mitgemacht, dass gar nicht aufgefallen ist, dass ich von der Hauptschule war. Auf der Realschule hatte ich dann ´ne coole Zeit bis auf kleine Ärgereien zwischen Mitschüler*innen wegen meiner Hautfarbe wie zum Beispiel, dass ich später wohl im Phantasialand bei Black Mamba arbeiten würde. Kinder sind fies. Oder das Spiel Wer hat Angst vorm schwarzen Mann. Es wurden Affengeräusche gemacht, sich über meine Heimat Kamerun lustig gemacht und generell über Afrika gesagt, dass es arm sei und verwildert. Auch von Lehrer*innen teilweise. Nachdem ich meine Quali geschafft habe, bin ich auf‘s Gymnasium und da gab´s relativ wenig Anfeindungen.
Ja natürlich. Ich konnte es halt nie beweisen, aber klar. Es war immer komisch bei den mündlichen Noten. Mir wurde immer ein Abzug gemacht, weil ich angeblich so laut wäre und den Unterricht störe, obwohl es alle gemacht haben. Wenn ich meinen Mund aufgemacht habe, war das omnipräsent für alles. Immer direkt Minuspunkte oder eine B-Note. Das ist klar struktureller Rassismus. Du musst halt lernen mit dem System spielen zu können. Manchmal hab‘ ich gesagt „Sie haben mir jetzt nur ´ne schlechtere Note gegeben, weil ich schwarz bin“. Klar war das immer die letzte Waffe, aber ab dem Moment habe ich keine Scheiße mehr gemacht und dann waren die meisten Lehrer*innen gezwungen, mir eine bessere Note zu geben. Ist scheiße, wenn man sich selber in die Opferrolle stellen muss, aber irgendwann lernst du aus dem Ganzen und kannst es anwenden. Und warum sollte man das Recht nicht einfordern? Du weißt, du bekommst es nicht von allein, also mach es einfach selbst.
Meistens total schockiert: „Nein ich, niemals! Das kann doch nicht sein!“ Die häufigste Reaktion war Aggression. Das ist komisch, weil dann hat es ja einen wahren Kern, wenn du deswegen angepisst bist. Wenn ich das aus dem Nichts raus gesagt hab‘, kannst du das ja auch aus dem Nichts abhaken. Selbst wenn du das anders siehst, kannst du trotzdem erst mal fragen „Ach fuck das tut mir leid, wenn du dich so belästigt gefühlt hast. In welchen Aktionen hast du dich denn rassistisch behandelt gefühlt?“ Dann ist das geklärt. Selbst, wenn es nicht so gemeint war. Fehler machen wir alle. Wir können doch auch dazu lernen. Sogar Tiere sind da weiterentwickelt als wir. Wenn du ein Tier gut behandelst, interessiert es das Tier nicht, ob du schwarz, weiß, grün oder gelb bist.
Ja. Auf jeden Fall. Alleine schon das wir in der Schule Trennungen haben, also ein Schulsystem mit verschiedenen Formen. Wenn du mal guckst, wie viele Leute Abitur schaffen, wie viele davon haben Migrationshintergrund? Nur 10 Prozent. Allerhöchstens. An der Realschule sind dann auf einmal 20 bis 30 Prozent und auf der Hauptschule gibt‘s fast nur noch Leute mit Migrationshintergrund. Du wirst aussortiert und jeder weiß, nach der Hauptschule hast du keine Perspektive. Die Lehrer*innen sagen nicht „Du schaffst das. Du kannst dein Abi hinbekommen“ nein, die sagen „Guck doch lieber nach ´ner Ausbildung“. Erst auf der Realschule haben die Lehrer*innen anders geredet. „Du kannst deine Quali schaffen und dann kommt das Abitur.“ Auf dem Gymnasium wird nicht über Ausbildung geredet. Du machst Uni, du studierst. Die Lehrer*innen reden auch anders mit dir. Du wirst gesiezt. Es gibt intellektuelle Diskussionen über Soziologie, Geschichte… Das gab‘s auf der Hauptschule gar nicht. Am Gymnasium wurdest du mit Aufgaben wie Hausarbeiten für die Uni vorbereitet. Es gab Praktikumsbörsen, wo Top-Unternehmen da waren – Bayer, die Bundeswehr, Siemens. Es wurde direkt angedockt. Auf der Haupt – und Realschule war höchstens mal ein Handwerksbetrieb. Ich kann halt alle drei Formen vergleichen, weil ich alles erlebt habe. Deswegen weiß ich, auf der Schule fängts an. Da wird direkt aussortiert.
Ich hab‘ direkt angefangen zu studieren und an der Uni war bis jetzt gar nichts. Wenn du an der Uni rassistische Aussagen tätigst, ist das ziemlich problematisch glaube ich. Also grade bei uns in Köln. An der Philo wirst du wahrscheinlich erhängt, wenn du irgendwas Rassistisches sagst.
„Ich sehe den Rassismus gegenüber Schwarzen nicht als Problem an sich, sondern als Teil des Problems.“
Die Frage ist schwer, weil ich das ja nicht immer auf Rassismus schieben kann. Klar habe ich schon viele Absagen bekommen, aber hab‘ trotzdem ´nen Job, der meinen Qualifikationen und meinem Können entspricht. Natürlich gibt es das häufig, dass Bewerbungen nicht angenommen werden oder dass Leute meinen Namen sehen, aber ich kann es einfach nicht beweisen. Es kann halt sein, dass ich einfach schlechter qualifiziert war als die andere Person. Natürlich kann es sein, dass ich bei vielem rausgefallen bin, weil ich schwarz bin, aber du kannst es nicht hundert Prozent darauf schieben. Wenn ich mir jedes Mal Kopfschmerzen machen würde „Oh fuck, der hat mir nur abgesagt, weil ich schwarz bin.“ Glaubst du, ich würde mich noch einmal in meinem Leben bewerben? Ich will die Antwort gar nicht wissen ehrlich gesagt. Es ist halt so. Mir ist bewusst, dass ich durch mein Aussehen und durch meinen Namen eher Nachteile habe als Vorteile.
Klar. Es ist arschwichtig sich mit der Geschichte von Rassismus zu beschäftigen. Gerade für eine schwarze Person, weil du erst dann verstehst, wo der Hass herkommt. Du kannst nichts bekämpfen, was du nicht verstehst. Der heutige Rassismus ist ein Produkt der Armut, der damalige Rassismus, auf dem der heutige Rassismus fundiert, ist ein Positivismus. Das war eine Wissenschaft. Im 15. und 16. Jahrhundert haben sie mit den Sklavenschiffen angefangen. Der Sklavenhandel damals war anders. Das Volk – egal welches – wurde besiegt und dann versklavt. Das war ganz normal. Es gab alle möglichen Sklaven, aber ohne rassistische Stigmatisierung. Humanistisch gesehen immer noch scheiße, aber es war anders. Die Leute damals haben bewusst Indigene und Schwarze versklavt, die nach Europa geschickt und in Zoos gesteckt, damit sich dann über die lustig gemacht wird. Wie willst du aber einer christlichen Gemeinschaft diese unfassbaren Menschenverletzungen erklären? Mit welcher Grundlage? Du kannst nicht sagen wir machen das alles für Cash, du musst ein bisschen Wissenschaft und Religion reinholen. Positivismus ist die Lehre, dass man alles an naturwissenschaftlichen Maßstäben miteinander vergleichen kann. Heißt, die Engländer haben geguckt, welches System läuft demokratisch gesehen am besten. Die haben ihre „perfekte Gesellschaft“ mit anderen Gesellschaften verglichen und dabei gemerkt, die sind ja viel weniger intellektuell in ihren Ansprüchen als wir. Also sind das ‚Untermenschen‘. Wenn wir aber unser System zu denen bringen, helfen wir denen ja eigentlich nur. Ihr System entwickelt sich zum Positiven. Deswegen Positivismus. Damit haben Geisteswissenschaftler versucht zu erläutern, warum es Menschen zweiter Klasse gibt. Das hatte so viel Zuspruch, dass viele lateinamerikanische Länder das adaptiert haben, weil Europa der große Bruder war. Die Herrscher vor Ort haben dann von ihren Reisen nach Europa dieses rassistische Denken mitgebracht und das in ihren Heimatländern weitergeführt. Das ist der Ursprung. Eine verkannte Wissenschaft, die eigentlich schon seit dem 19. Jahrhundert keinen Boden mehr hat, aber immer noch angewandt wurde.
Ich sehe den Rassismus gegenüber Schwarzen nicht als Problem an sich, sondern als Teil des Problems. Homophobie, Sexismus, Diskriminierung generell, Rassismus gegenüber anderen Ethnien. Das ist für mich alles dasselbe. Ich will mich nicht bewusst auf eine Seite stellen, auch, wenn es meine Probleme anspricht. Wenn man das Problem lösen will, muss man die Wurzel rausziehen. Man kann nicht nur auf dem Recht pochen, dass Schwarze besser behandelt werden, wenn auch Asiaten oder Juden rassistisch beleidigt werden.
Ich hab‘ zum Beispiel kein Feindbild gegenüber der Polizei. Polizisten müssen einfach besser geschult werden. Gleichzeitig ist es so einfach, Polizist zu werden, hier in Deutschland. Ich hab‘ mal ein Praktikum bei der Polizei gemacht. Du musst einen körperlichen Test bestehen, dann einen kleinen psychologischen, fertig. Für diesen psychologischen Test gibt‘s Musterlösungen. In dem Moment, in dem du verbeamtet bist, kannst du dir dann alles erlauben. Das ist das Problem. Es gibt intern zu wenig Polizisten, die auf ihre Kollegen achten. Es gibt rechtsextreme Polizisten, die Kontakt zur rechten Szene haben, und sogar die Obrigkeiten wissen davon, versuchen es aber zu vertuschen. Dann gehen fünf Jahre ins Land, alles kommt raus und dann ist die Überraschung groß.
„Wenn man das Problem lösen will, muss man die Wurzel rausziehen.“
Aufklärung. Ganz viel Aufklärung. Gerade zum Kolonialismus. Es wird gar nicht in der Schule betätigt. Wir hatten das ein bisschen mal, während wir fünf Mal über den Ersten Weltkrieg und zehntausend Mal über den Zweiten Weltkrieg gesprochen haben. Auch in Politik muss man das aufarbeiten. Man kann das auch in den Englischunterricht einbinden. Es gibt so viel Literatur zu Sklaventreiberei. Da kann man super Aufsätze drüberschreiben. Auch Erdkunde. Du kannst gucken, wie sich die Erdbevölkerung verändert hat. Wenn man Spanien behandelt, kann man auch die Kolonialisierungsgeschichte von Südamerika reinnehmen. Es wird halt gar nicht thematisiert in der Schule, aber Gedichte müssen wir uns viermal angucken. Aktuell musst du entweder Interesse haben, dir erzählt es jemand oder du schreibst darüber zwei Klausuren und dann musst du‘s lernen. Es muss ein Zwang entstehen, dass du dich damit befassen musst.
Von Katrin Steinhausen
Beitrag erstellt am: 26.08.2021 um 11:00 Uhr
Letzte Änderung am: 26.08.2021 um 11:00 Uhr
Über Katrin Steinhausen
… ist eine leicht verrückte Labertasche voller Energie. Wenn sie nicht gerade in ihrer geliebten Heimat Köln ist, reist sie als Weltentdeckerin umher und macht die Welt zu ihrem Zuhause. Sie tanzt leidenschaftlich gerne auf Latino-Rhythmen und fühlt sich in anderen Sprachen und Mentalitäten am wohlsten. Auch wird sie hinter der Kamera zum Paparazzo und denkt sich in ihrer Freizeit Geschichten aus, die sie auch gerne zu Papier bringt. Der Journalismus hat sie schon immer begeistert und bietet ihr die Möglichkeit zu hinterfragen, zu berichten und ihr wichtige Themen anzusprechen.