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Person sitzt vor Bildschirm mit Stellenanzeigen
Bewerbende sind sich oft nicht sicher, ob sie die verschiedenen Jobanforderungen erfüllen und ob ihre Qualifikationen ausreichen. Foto: Lucas Lorenz.

Wie Bewerber*innen Stellenanforderungen erfüllen – oder auch nicht.

Einschlägige Kenntnisse, mehrjährige Berufserfahrung, Arbeitsproben. Viele Studierende stellen sich mit Blick auf die ein oder andere Stellenanzeige die Frage: Wann und wie soll ich das alles bis jetzt gemacht haben? Es ist beängstigend, wenn ihnen bewusst wird, dass sie im Laufe ihres Studiums eventuell nicht im Ausland waren, die Noten mittelmäßig sind und sie ihren Lebensunterhalt bis dato mit Kellnern bestritten haben, sprich keine konkreten Erfahrungen in dem ausgeschriebenen Bereich sammeln konnten. Aber nicht nur die Anforderungen an Jobs, sondern auch an Praktika werfen solche Fragen auf. Eigentlich sollte ein Praktikum dazu verhelfen, praktische Erfahrung zu sammeln und nicht umgekehrt – dass praktische Erfahrung benötigt wird, um überhaupt ein Praktikum absolvieren zu können.

Keine Panik

Jessica Marx, die seit Sommer 2017 die Leiterin des Career Service der Philosophischen Fakultät ist, hat Antworten auf die vielen Fragen und Sorgen, welche Studierende beschäftigen, wenn es um ihre berufliche Zukunft geht: „Es ist wichtig, dass sich Studierende generell nicht von Stellenausschreibungen abschrecken lassen. Die Sprache ist sehr speziell, teilweise sehr formalisiert und standardisiert“. Arbeitgeber*innen gehen zunächst von sich aus und füllen eine Stellenausschreibung mit allen Anforderungen, die sie sich wünschen, was die Leiterin des Career Service mit einer Traumanzeige vergleicht. Alle Voraussetzungen zu 100 Prozent zu erfüllen, ist nicht möglich. Allerdings lässt sich aus der Reihenfolge der Stellenanforderungen eine Priorisierung erkennen: Die erstgenannten Punkte, sind die, welche am ehesten erfüllt werden sollten. Das Vorweisen von häufig erwarteter mehrjähriger Berufserfahrung ist auch mit Nebenjobs und Praktika möglich. Auch wenn Bewerber*innen die Anforderungen, die wünschenswert sind oder von Vorteil wären, nicht erfüllen, haben sie noch Chancen. Jessica Marx nennt drei konkrete Punkte, die für eine Bewerbung entscheidend sind: „Die Mischung aus Motivation, Persönlichkeit und Kompetenz/Qualifikation – die machen die Bewerbung aus.“ Arbeitgeber*innen wählen geeignete Kandidat*innen nicht nur danach aus, ob sie mit ihren Kompetenzen und Qualifikationen die Stellenanforderungen erfüllen, sondern auch, welche Motivation sie antreibt, sich für diese Position zu bewerben. Bewerbende sollten wissen, wieso sie zu der jeweiligen Stelle passen. Außerdem sollten sie ihre Persönlichkeit kennen und sich über ihre Fähigkeiten bewusst sein. Also – die Mischung macht’s.

„Die Mischung aus Motivation, Persönlichkeit und Kompetenz/Qualifikation – die machen die Bewerbung aus.“

Jessica Marx – Leiterin des Career Service der Philosophischen Fakultät

Ein Bewusstsein für eigene Stärken entwickeln

Bevor die Bewerber*innen eine Bewerbung schreiben, sollten sie sich Gedanken über sich selbst und ihre bisherigen Tätigkeiten machen. Dazu zählen zum Beispiel Nebenjobs, Praktika, Kurse an der Universität, aber auch, was sie im privaten Leben machen, wie Ehrenämter oder Hobbys. Eine überzeugende Bewerbung kommt zustande, wenn ein Bewusstsein für sich selbst und die eigenen Stärken geschaffen wird. Aus dieser Selbstanalyse lässt sich erkennen, welche Aspekte für die ausgeschriebene Stelle relevant sind. Schließlich gibt es einen Grund für das Interesse an der Stelle. Es gilt nur herauszufinden, ob und wie sie mit den eigenen Kompetenzen kompatibel ist. Wichtig ist zudem, die Authentizität zu wahren. Jessica Marx empfiehlt, sich die Bewerbung vorher selbst laut vorzulesen und darauf zu achten, ob sie erstens nach einem selbst klingt und zweitens eine positive Einstellung widerspiegelt. Eine Bewerbung beeinflusst die Erwartung an die Kandidat*innen und sollte deswegen mit der eigenen Persönlichkeit, genauso wie mit dem Auftreten übereinstimmen. So lässt sich eine Verbindung zwischen den Bewerbenden und der Stelle herstellen. Außerdem sollte in Bewerbungen kein Platz für unsichere Formulierungen verschwendet, sondern für eine positive Selbstdarstellung genutzt werden. Diese wirkt dann überzeugend, wenn die Bewerber*innen die eigenen Leistungen mit konkreten Beispielen untermauern – wie bei einer Hausarbeit. Dadurch können sich die Arbeitgeber*innen ein deutlicheres Bild von der Person und ihren bisherigen Leistungen machen.

Selbstverständliches nicht weglassen

Nicht nur die praktische Erfahrung sollte im Vordergrund stehen, sondern auch das Studium selbst. Obwohl es Studierenden als selbstverständlich erscheint, Hausarbeiten zu schreiben oder mündliche Prüfungen abzulegen, so sollten sie sich fragen, welche Kompetenzen daraus resultieren. Gerade in geisteswissenschaftlichen Studiengängen werden viele Hausarbeiten geschrieben, die einen guten Umgang mit Texten voraussetzen. In mündlichen Prüfungen lässt sich die Präsentationsfähigkeit unter Beweis stellen und ausbauen. Auch Tätigkeiten wie Kellnern oder Nebenjobs im Einzelhandel, die möglicherweise außerhalb des Bereichs liegen, in dem man später arbeiten möchte, sind relevant. Dadurch können Kompetenzen wie Flexibilität, Einsatzbereitschaft, Belastbarkeit, guter Umgang mit Kunden und Kommunikationsfähigkeit entwickelt werden. „Grundsätzlich sollten die Bewerbenden immer den Fokus auf das legen, was sie zu bieten haben“, so die Leiterin des Career Service.

Mut und Selbstvertrauen

Dennoch können einige Stellenanzeigen mit hohen Anforderungen ziemlich verunsichern und auf potenziell geeignete Bewerber*innen abschreckend wirken. Doch wir wissen nun, dass kein*e Bewerber*in alle Punkte einer Stellenanzeige erfüllen kann. Am besten ist es, dass sich Bewerbende nicht beunruhigen lassen und den Mut fassen, eine Bewerbung zu verschicken, wenn sie das Gefühl haben, für die Stelle geeignet zu sein. Schlimmstenfalls kommt eine Absage zurück oder erst gar keine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch, wofür es vielerlei Gründe geben kann, die nichts mit einem persönlich zu tun haben müssen. In solchen Fällen schlägt die Leiterin des Career Service vor, beim Unternehmen anzurufen und nach dem konkreten Grund für die Absage zu fragen. So lässt sich das eigene Frustrationslevel senken und die Bewerber*innen erhalten eine Information, die sie beim weiteren Bewerbungsprozess voranbringt. Wichtig ist, Klarheit über sich selbst und die eigenen Fähigkeiten zu haben und zu wissen, wieso die gesuchte Stelle zu einem persönlich passt. Hat man diese Aspekte im Hinterkopf, geht man mit einem besseren Gefühl an die Sache heran. Bewerbende sollten sich nicht unter Druck setzen, denn wie auch Jessica Marx sagt: „Mehr als das präsentieren, was jemand hat, geht ja nicht. Und Bewerbende haben viel mehr zu bieten, als sie selbst von sich zu glauben scheinen.“

Für diejenigen, die gerne mehr Informationen zum Career Service möchten oder Unterstützung beim Bewerbungsprozess brauchen:
Career Service der Philosophischen Fakultät
Frau Jessica Marx
+49 221 470-4226
career-philfak@uni-koeln.de
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Von Jelena Ćulum

Beitrag erstellt am: 30.05.2021 um 08:54 Uhr
Letzte Änderung am: 31.05.2021 um 08:54 Uhr