Zwischen Online-Vorlesungen und Studi-Soforthilfen

Infozettel an einer Glastür über ein Virus
Aufgrund der Corona-Pandemie ist die Universität zu Köln bis voraussichtlich 20. April geschlossen. Foto: Klaudia Kasek

Wie verändert sich das Leben von Studierenden in der Corona Krise?

Wegen des Coronavirus haben Universitäten, samt ihren universitären Einrichtungen – wie den Bibliotheken, den Cafeterien und des Hochschulsports – geschlossen. Wie lange das noch so weiter geht und wie das Sommersemester 2020 konkret organisiert wird? Das weiß bislang niemand so recht. Offiziell heißt es, dass das Semester auf den 20. April verschoben wird. Da beginnen zumindest die grundlegenden Veranstaltungen online. Doch nicht nur das bringt Veränderungen für Studierende mit sich: Finanzielle Notlagen, Unsicherheiten bezüglich ihres weiteren Studienverlaufs oder ihres Auslandsaufenthalts an einer Partneruniversität sind für viele bereits jetzt spürbare Auswirkungen der Pandemie. Wie geht es nun für die Kölner Studierenden weiter und was tun, um die Krise bestmöglich zu überstehen? Wir haben nachgeforscht. 

Online-Portale ersetzen volle Seminarräume

Eine der grundlegenden Unsicherheiten, welche nahezu alle Studierenden beschäftigt, ist die Frage: Wie sieht es um die Organisation des Sommersemesters aus? Die Universität zu Köln hat angekündigt, Präsenzveranstaltungen werde es bis auf weiteres nicht geben. Das bedeutet: Seminare und Vorlesungen werden entweder verschoben oder zunächst digital stattfinden. Es besteht sogar die Möglichkeit, das Sommersemester nur im Online-Format stattfinden zu lassen. „Wir wollen unsere Studierenden und alle Angehörigen der Universität so gut wie möglich vor Ansteckungen schützen. (…) Außerdem muss die Universität ihre Aufgaben in Forschung und Lehre auch weiterhin so gut wie möglich wahrnehmen und ihren Grundbetrieb sichern“, erklärt Rektor der Universität zu Köln Prof. Axel Freimuth in der digitalen Rede zu der Corona-Krise auf der Universitätshomepage. So arbeiten derzeit die MitarbeiterInnen daran, angemessene Onlineportale für die Lehrenden und Studierenden an der Universität Köln zu erstellen. Die Onlineportale, die für das Abhalten von Seminaren und Vorlesungen genutzt werden sollen, sind die Videokonferenzsoftware Zoom und das Onlineportal ILIAS. Alternativ stellt die Universität den DFNcof-Dienst zur Verfügung, welcher für eher vertrauliche Nutzungsanlässe gebraucht werden kann, da die Software Zoom derzeit datenschutzrechtlich unter enormer Kritik steht. Eine einheitliche Strategie zum Ablauf des Sommersemesters gibt es nicht. Informationen zum genauen Vorgehen und dem Ablauf erhalten die Studierenden über die einzelnen Fakultäten und von ihren Dozierenden, also unser Tipp an dieser Stelle: schaut regelmäßig in euren E-Mail-Postfächern nach. 

Hilfe, ich bin plötzlich pleite!

Gastronomie und Einzelhändler schließen und viele Studierende verlieren dadurch ihre Nebenjobs. Dies führt bei einigen zu einer echten Existenzkrise, da nicht jede*r Unterstützung von beispielsweise den Eltern erhält. Mietkosten und Studienkosten können so nicht mehr bezahlt werden. Auch der BAföG-Betrag reicht bei den meisten bei weitem nicht aus, um alle Kosten zu decken. Was also tun, um dem entgegenzuwirken? Den Studierenden bleibt die Möglichkeit, zum einen als Erntehelfer auf dem Feld oder in Supermärkten zu arbeiten, die gerade dringend auf der Suche nach HelferInnen sind. Interessierte können hierbei in Online-Portalen wie www.daslandhilft.de oder www.bauersuchthilfe.de fündig werden. Allerdings sind die Felder teilweise schwer zu erreichen. Außerdem ist die Ansteckungsgefahr in Supermärkten natürlich weitaus größer. Deshalb fordert das Deutsche Studentenwerk mit der „Soforthilfe für Studies“ 3000 Euro Soforthilfe, die antragslos an alle Studierenden in finanzieller Notlage ausgezahlt werden sollen. Die bestehende Bedürftigkeit soll hierbei erst im Nachhinein ermittelt werden. Im Fall der Bedürftigkeit übernimmt der Bund die Kosten der Soforthilfe, während andernfalls die Zahlung zu einem kostenlosen Kredit wird, welcher innerhalb von 10 Jahren zurückgezahlt werden muss. Bis jetzt erhielt das Projekt des DSK von der Bundesregierung noch keine Befürwortung. Wichtig: die Petition könnt ihr immer noch unterschreiben, in der Hoffnung, euch doch noch Verhör zu verschaffen! Außerdem vergibt die Kölner Universitätsstiftung Überbrückungshilfen an Studierende, die sich, aufgrund eines verlorenen Nebenjobs, in einer finanziellen Notlage befinden. Es handelt sich dabei um eine einmalige Sofortauszahlung in Höhe von 800 Euro, an bis zu 250 Studierende. Eine Antragsstellung ist bis zum 20. April 2020 per E-Mail möglich.

Wenn Corona das Auslandssemester sabotiert

Ebenfalls sind Erasmus Studierende von der Krise betroffen. Sie sind gezwungen, ihren Auslandsaufenthalt entweder abzubrechen oder sitzen im schlimmsten Fall in einem anderen Land fest. Durch das Kaufen von Rückflugtickets oder anderen Reisekosten fallen zusätzliche Kosten an, mit denen viele der Erasmusstudierenden nicht gerechnet haben. Ebenso muss die Miete für zum Beispiel Studentenwohnheime oft, trotz verfrühter Abreise, weiterhin bezahlt werden, da die Studierenden zu Beginn einen Vertrag für die Dauer des gesamten Semesters vereinbart haben. Dies ist für Betroffene eine zusätzliche Belastung: „Ich ärgere mich, dass ich die Miete für meine Wohnung in Helsinki weiterhin bezahlen muss, obwohl ich nicht freiwillig gegangen bin“, sagt die 23-jährige Erasmusstudentin Sarina Noe. Es kommt die Frage auf, ob trotz abgebrochenen Auslandsaufenthaltes der gesamte Förderungsbetrag ausgezahlt wird. Viele können ihre Kurse an der Gastuniversität online weiterführen und so immer noch die benötigten Leistungspunkte bekommen. Das Zentrum für Internationale Beziehungen bittet jeder*r, der/die den Auslandsaufenthalt frühzeitig beenden musste, Belege von angefallenen Kosten aufzubewahren. Bezüglich der finanziellen Förderung sollen Betroffene zeitnah gesondert per E-Mail informiert werden. Grundsätzlich können aber entstandene Kosten, „bis zur Höhe des ursprünglich vereinbarten Stipendiums geltend gemacht werden“, berichtet Stephan Geifes, Direktor der Nationalen Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit im Deutschen Akademischen Austauschdienst. Bei Fragen bezüglich der Finanzierung können sich Erasmus Studierende per Mail an das International Office wenden.

Der Bachelor digitalis

Studierende, die unmittelbar vor dem Abschluss ihres Studiums stehen, betrifft die Situation ganz besonders. Prüfungstermine und die persönliche Anmeldung zur Bachelorarbeit wurden abgesagt und es gibt noch keine klaren Anweisungen über die weitere Handhabung. Wichtige Lernplätze, wie die Universitäts- und Stadtbibliothek und die einzelnen Institutsbibliotheken, sind geschlossen. Trotz des ausgeweiteten digitalen Angebots, ist demnach der Zugang zu wissenschaftlicher Literatur beschränkt. Dies erschwert die Arbeit der Studierenden enorm. Nicht jede*r hat Zuhause ein ruhiges Umfeld, an dem produktiv gelernt werden kann – zum Beispiel dann, wenn man in einer WG wohnt. „Ins Home-Office umzuziehen ist mit so vielen Mitbewohnern gar nicht so einfach“, berichtet Lisann, die noch bis vor kurzem an ihrer Masterarbeit geschrieben hat. Zudem haben nicht wenige schon einen Masterstudiengang oder eine Arbeitsstelle in Aussicht, die sie unmittelbar nach Abschluss ihres Studiums vorhaben anzutreten. Oft sind damit auch bereits organisierte Ortswechsel und Umzüge verbunden. Die einzelnen Fakultäten der Universität bieten alternative Prüfungsformate und Einzelprüfungen vor dem 20. April an für Studierende, die kurz vor ihrem Abschluss stehen. Wie diese genau aussehen ist noch unklar. In den meisten Fällen genügt es derzeit Abschlussarbeiten ausschließlich in digitaler Form online einzureichen. Und das erfreute manche Studierende, die sich dadurch Druckgebühren sparen können.

Insgesamt erweist sich die Situation für Studierende an vielen Punkten nicht leicht und bislang nicht genügend ausgebaut. Doch so schwierig die Situation auch sein mag, hilft es wenig, in Panik zu verfallen. Daher: Kühlen Kopf bewahren und nicht vergessen sich regelmäßig auf den Universitätswebsites zu informieren.

Von Lea Brüggemann

Beitrag erstellt am: 10.04.2020 um 15:33 Uhr
Letzte Änderung am: 10.04.2020 um 15:43 Uhr