Marie Gutschalk hat lange auf einen Studienplatz für Soziale Arbeit an der Technischen Hochschule Köln gewartet und konnte es kaum erwarten, sich ins Uni-Leben zu stürzen. Die 22-Jährige hat sich bereits lange vor ihrem Studienstart ausgemalt, wie sie in Vorlesungen sitzt, mit neuen Freunden in der Mensa essen geht und sich in der Bibliothek durch den Lernstoff kämpft. Doch dann kam Corona. Eine Studieneinsteigerin erzählt uns, wie sich dadurch ihr Studienstart verändert hat.
Schwierig. Meine Uni hat das Semester online gestartet und ich als Ersti hatte überhaupt keine Ahnung, was auf mich zukommt und wie alles an der Uni funktioniert. Ich hatte keine Einführungswoche und keine Chance Kontakte zu knüpfen. Außerdem war alles erschwert, weil ich nicht die Möglichkeit hatte, persönlich Leute zu treffen, um Fragen zu stellen. Das Online-System mit den Kursen hatte ich auch noch nicht so richtig verstanden. Ich bin davon ausgegangen, dass ich in der Uni Leute treffe, die mir dabei helfen können oder dass ich auch generell nach einer Vorlesung über ein Thema quatschen kann. Es gibt tatsächlich sogar Foren, in denen man seine Kommilitonen kennenlernen kann, aber ich finde, das ist einfach nicht das gleiche wie wenn man jemanden persönlich gegenübersteht. Die Hemmschwelle ist da irgendwie größer.
Ich finde, die Uni regelt das alles schon ziemlich gut. Wir haben jetzt zu jedem Kurs Online-Vorlesungen und das Material wird auch online hochgeladen. Darüber hinaus gibt es in jedem Kurs ein Forum, in dem wir Studierenden uns austauschen können. Die Dozierenden versuchen sogar uns in kleinere WhatsApp Gruppen aufzuteilen, um den Austausch noch besser zu ermöglichen. Im Allgemeinen muss ich sagen, dass die Dozierenden sich sehr verständnisvoll zeigen und sich bemühen, gute Alternativen zu schaffen.
Vielleicht in ein oder zwei Modulen, ansonsten bekommen wir alles Mögliche an Materialien und Inhalten, die wir sonst auch bekommen hätten. Da ich ja Soziale Arbeit studiere ist es ein bisschen schade, da wir uns eigentlich auch als Kurs verschiedene Institutionen und Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit vor Ort angeschaut hätten, was jetzt natürlich nicht möglich ist. Darüber hinaus habe ich zum Beispiel einen Kurs, bei dem es um Beratungsgespräche geht und wir in Gruppen geübt hätten, wie so ein Gespräch abläuft. So gesehen sind es schon Nachteile, die ich im Moment in meinem Studium aufgrund von fehlenden Präsenzveranstaltungen habe.
Zu Beginn war es komisch und ungewohnt, aber jetzt komme ich eigentlich ganz gut damit zurecht. Ich finde es besonders cool, dass die Vorlesungen alle online sind und ich mir alles so oft angucken kann wie ich möchte. Teilweise muss ich mir die Vorlesungen nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt anschauen, sondern dann, wann es mir gerade passt. Außerdem werden Kommentare und Fragen von Studierenden aufgezeichnet, was im Nachhinein beim Lernen sehr hilfreich sein kann. Wenn man sich einmal an das ganze System gewöhnt hat und sich einen Überblick verschafft hat, finde ich es im Großen und Ganzen sogar ganz gut.
Durch Corona habe ich meinen Nebenjob in dem Restaurant verloren, in dem ich ein paar Mal die Woche arbeitete. Ich denke aber, dass ich nach der Krise dort wieder anfangen kann – zum Glück. Außerdem arbeite ich noch als Erlebnispädagogin in Schulen, was zurzeit natürlich auch nicht möglich ist. Dadurch hatte ich vom einen auf den anderen Tag gar kein Einkommen mehr.
Ja, mein Vater unterstützt mich finanziell. Er zahlt meine Miete und greift mir auch darüber hinaus unter die Arme. Ich habe vorher ziemlich viele Schichten im Restaurant gehabt und habe deshalb auch noch etwas Geld übrig für den Monat.
Ja, ich hätte tatsächlich gerne als Erntehelferin gearbeitet. Letztendlich habe ich mich dann doch dagegen entschieden, weil es nicht so leicht ist, von der Innenstadt dort hinzukommen und ich habe leider auch kein Auto hier. Meine Freunde und ich hatten dann erst überlegt, eine Fahrgemeinschaft zu gründen, aber so wäre man wieder mit mehreren Menschen auf engem Kontakt. Durch die finanzielle Unterstützung meines Vaters bin ich aber zum Glück nicht darauf angewiesen.
Ja, auf jeden Fall. Dadurch, dass ich gerade nicht arbeite, kann ich mich ganz auf mein Studium konzentrieren. Ansonsten finde ich es generell schön, mal mehr Zeit für mich zu haben, vor allem um Dinge zu tun, für die ich sonst eher selten Zeit gefunden hätte. Zum Beispiel habe ich wieder angefangen zu malen, was mir gerade sehr viel Spaß macht. So bringt man einfach wieder ein bisschen Ruhe in sein Leben.
Von Lea Brüggemann
Beitrag erstellt am: 10.04.2020 um 15:42 Uhr
Letzte Änderung am: 10.04.2020 um 15:42 Uhr