PARASITE – eine Film-Vorbesprechung

Foto: © Koch Films

Dieser Film ist seltsam und alles um ihn herum ebenso. Zuerst das einstimmige Echo aus Cannes, bei dessen diesjährigem Filmfestival Parasite den Hauptpreis, die goldene Palme, gewann. Dann eine Nachricht des Regisseurs Bong Joon-Ho an die Presse, in den Kritiken so weit wie möglich auf Spoiler zu verzichten. Und nach Verlassen des Kinosaals schließlich die seltsame Ahnung an etwas Besonderem beigewohnt zu haben; Bong Joon-Ho ist ein gradliniger Regisseur:  Parasite schlägt zwar mit anderer Klinge, aber dennoch in dieselbe Kerbe ein wie Snowpiercer 2013.

Aber der Reihe nach: Protagonist des Films ist die Familie Kim. Diese, wie auch der Protagonist aus Snowpiercer, gehören der mittellosen Gruppe der Gesellschaft an. Jene, die allgemein als Arbeiterklasse zusammengefasst werden kann, aber hier und dort oftmals abstrakt als Unterschicht bezeichnet wird. Die Kims, bestehend aus Vater Ki-Taek, Mutter Chung-Sook, Tochter Ki-Jung und Sohn Ki-Woo, leben in den Slums einer südkoreanischen Großstadt. Dem Lebenserhalt (ein nicht so abstraktes Wort wie Lebensunterhalt) sind alle Familienmitglieder verpflichtet und gehen diesem als Falter von Pizzakartons nach. Do-It-Yourself-Videos auf Youtube helfen dabei; das tragisch-komische der Wirklichkeit hält schnell Einzug im Film. Die Schnitzeljagd nach einem zugänglichen W-Lan-Netz in der Kellerwohnung tut ihr Übriges.

Nachdem ein ehemaliger Schulfreund Ki-Woo’s die Familie besucht und dieser ein Wohlstand versprechendes Geschenk seines Großvaters sowie eine mögliche Arbeitsstelle für Ki-Woo mitbringt, beginnt die eigentliche Handlung des Films: Der Freund überredet Ki-Woo seine Stelle als Nachhilfelehrer zu übernehmen, solange dieser im Ausland ist. Ki-Woo fälscht daraufhin einen Hochschulabschluss, um sich als Englisch-Nachhilfelehrer für die Tochter eines reichen Technologieunternehmers zu installieren. Mit Eintritt in die Villa der reichen Familie Park beginnt für Ki-Woo und später seine Schwester Ki-Jung, die durch dasselbe Verfahren als Kunsttherapeutin des jüngsten Park-Sprösslings Einzug in die Villa findet, ein neues Leben. Ein Zusammenleben mit der oberen Klasse der Gesellschaft. Ein Leben, in welchem die Widersprüche unserer gesellschaftlichen Realität nicht mehr verdrängt werden können. Es tritt alles ans Tageslicht. Und damit auch alles, was der Regisseur Bong Joon-Ho dem Erlebnis eines jeden Zuschauenden selbst überlassen möchte.

Parasite lief im Rahmen des 29. Film Festival Cologne. Das Festival findet zwischen dem 10. und 17. Oktober statt.
Filmtitel: Parasite
Regisseur: Bong Joon-Ho
Starttermin: 17.10.2019
Dauer: 132 Minuten
Genre: Tragikomödie

Von Özgün Kaya

Beitrag erstellt am: 14.10.2019 um 21:01 Uhr
Letzte Änderung am: 09.11.2019 um 11:32 Uhr

… studiert Philosophie und Geschichte. Am liebsten sieht er Filme.