Kunst für den guten Zweck

Menschen stehen vor Bild
Alexander Weinstock, Alexandra Lux, Mona Schubert und Jonas Tinius neben dem Werk von Gara Rasul. Foto: Nicole Przegendza

Um kreative Kurse für Geflüchtete zu fördern, veranstaltete die Studierendeninitiative Weitblick Köln e.V. die Auktion eines Gemäldes.

Im Wintersemester 2016/17 orga­nisierte der gemeinnützige Verein eine fünfteilige Benefiz-Vortragsreihe, welche die Sprache von Bildern sowie Flucht in Kunst und Medien thematisierte. Am 21. Februar fand in Kooperation mit FORUM Volkshochschule die Abschlussveranstaltung der Vortragsreihe statt: eine Auktion, in der ein Gemälde des Künstlers Gara Rasul aus der Serie ,,Menschenbild in Blau“ ersteigert werden konnte.

Bevor es aber zur Versteigerung kam, eröffneten Alexandra Lux (Bachelor Sozialwissenschaften) und Mona Schubert (Master Kunstgeschichte), den Abend. Die zwei Kölner Studentinnen stellten als Vorstandsmitglieder die Initiative Weitblick vor.

Es folgte ein Vortrag über ,,Die Figur des Geflüchteten“, der von dem Anthropologen Jonas Tinius (HU Berlin) und dem Literaturwissenschaftler Alexander Weinstock (Universität zu Köln) gehalten wurde. Im Vortrag wurde das Konzept von RUHRORTER, einem kollaborativen Theater- und Kunstprojekt des Theaters an der Ruhr vorgestellt, das zusammen mit Geflüchteten auf die Beine gestellt wurde.

Das Theaterprojekt – RUHRORTER

Begonnen hatte das Vorhaben da­mit, dass asylsuchende Jugendliche in Mülheim gefragt wurden, ob sie Lust hätten, beim Projekt mitzuwirken. Einige stiegen nach ein paar Monaten aus, andere blieben langjährig dabei. Auch gab es Geflüchtete, die das Projekt verlas­sen mussten, weil ihnen kein Asyl mehr gewährt wurde.

Heraus kam letztlich ein Stück, das wenig Texte beinhaltete, dafür umso mehr auf Improvisation Wert legte. Skripter Alexander Weinstock betonte, dass es gerade diese fragmentarischen Momentaufnahmen und Bilder sei­en, die am besten die Emotionen der Geflüchteten widerspiegeln würden. Auf diese Weise stelle das Stück die teils traumatischen Erlebnisse der Darsteller in der Umsetzung selber sehr treffend dar.

Ein Gemälde in blau

Der Künstler, den Mona Schubert aus einem Seminar der Kunstgeschichte kennt, hatte sich bereit erklärt, eines seiner Werke zu spenden. Bei der Vorstellung dieses Gemäldes erläuterte Mona Schubert, dass der Künstler Gara Rasul nicht wie üblich auf einer Staffelei, sondern auf dem Boden male. Damit haben nicht nur seine Motive, sondern auch seine Arbeitstechnik et­was ganz Intuitives und Situatives.

Auf dem Gemälde ist eine mensch­liche Gestalt unscharf dargestellt, die sich vom blauen Hintergrund abhebt. Vor ihr ist ein ebenfalls verschwommenes Glas Tee und ein Buch mit der arabischer Aufschrift: ,,Die Seele meiner Mutter“ sichtbar. ,,Die Verschleierung des Gesichts“, so Mona Schubert ,,lässt sich so­wohl auf eine verborgene Identität, gleichermaßen aber auch auf Zurückhaltung beziehen. Letztlich stellt sich die Frage: Wodurch wird dieser Mensch nur zur Hälfte sichtbar? Liegt das an seiner oder unserer Wahrnehmung?“ Das Gemälde eröffne laut Schubert so einen Zwischenraum, der innerhalb der Kulturen verhandle und den Blick des Betrachters herausfordere, hinter die Fassade zu schauen.

Sein Weg in die Kunst

Gara Rasul wurde 1955 im Irak geboren und immigrierte 1986 wäh­rend des ersten Golfkrieges nach Deutschland. Im ersten Flüchtlingslager im Iran besorgte sich Rasul Kreide, obwohl es verboten war. Er verwahrte jeden Fetzen Papier, um malen zu können. 18 Monate lang gelang es ihm auf diese Weise menschenunwürdige Umstände und seine ständige Todesangst zu überwinden. Das zu versteigernde Bild malte er 1994, kurz nach seiner Ankunft in Köln. Der Schlüssel des Gemäldes ist die Aufschrift: ,,Die Seele meiner Mutter“, die auf dem abgebildeten Buch zu entdecken ist. Sie verweist darauf, dass Gara Rasul seine Mutter und den Rest der Familie nach seiner Ausreise nie wieder gesehen hat: ,,Im Irak bin ich fremd, in Deutschland aber auch. Die Malerei ist meine Heimat.“

Veranstaltung
Gespannt warten die Besucher der Veranstaltung auf den Beginn der Auktion. Foto: Nicole Przegendza.

Die Auktion

Den Höhepunkt der Veranstaltung markierte die Auktion: Der Startpreis lag bei 100 Euro. Jeder Interessent bot durchschnittlich 10 Euro mehr als sein Vorgänger, bis das Gemälde schließlich für 210 Euro verkauft wurde. Dieser Preis überstieg den Schätzungspreis zwar „nur“ um 10 Euro, was aber nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass das Publikum hauptsächlich aus Studierenden bestand. Dazu kamen außerdem noch Spenden, die online gesammelt wurden und Einnahmen durch den Verkauf von Speisen und Getränken während der Veranstaltungsreihe. Der gesamte Erlös floss in die Finanzierung der kreativen Kurse mit Geflüchteten.

Weitblick Köln e.V. ist eine Studierendeninitiative von aufgeschlossenen jungen Menschen, die sich für einen gerechten Zugang zu Bildung und die Verbesserung von Bildungschancen weltweit einsetzt.

Von Regina Klass

Beitrag erstellt am: 17.01.2019 um 09:11 Uhr
Letzte Änderung am: 10.11.2019 um 00:22 Uhr