Viele, die sich schon mal für ein Praktikum beworben haben, dürften dieses Problem kennen: Man möchte praktische Erfahrungen in einem Berufsfeld sammeln, wird jedoch aufgrund fehlender Vorkenntnisse abgewiesen. Ein Teufelskreis. Für viele Unternehmen sind vorherige Praktika ausschlaggebend, um für eine Stelle nach dem Studium interessant und geeignet zu sein. Und auch für die eigene Selbstfindung sind sie elementar. Doch wie sollen Studierende Erfahrungen sammeln und herausfinden, was ihnen gefällt, wenn man selbst für ein Praktikum bestenfalls das Studium schon abgeschlossen haben sollte?
Beispielsweise ist es im Bachelorstudium Medienkulturwissenschaften, welches eher theoretisch ausgerichtet ist, schier unmöglich, sich ohne praktische Erfahrungen in die Medienwelt einzugliedern. An sich kein Problem, wenn nicht schon die einfachen Praktikumsausschreibungen nur so vor Voraussetzungen strotzen würden. Seien es erworbene Sprach- und IT-Kenntnisse, dutzende Arbeitsproben oder im Vorfeld absolvierte praktische Erfahrungen. Doch wie soll man diese Voraussetzungen erfüllen, wenn es häufig nicht möglich ist, ohne Vitamin B überhaupt einen Fuß in die Medienwelt zu bekommen? Wie sollen Studierende dann erste praktische Erfahrungen und Kenntnisse sammeln? Davon abgesehen, dass vor allem mehrere kurze Praktika schwierig mit der Regelstudienzeit vereinbar sind, werden sie meist nicht vergütet, weshalb sie nicht für alle Studierenden möglich sind. Wie sollen Studierende mit diesem Problem umgehen?
Um zu verstehen, wie solche Anforderungen überhaupt zustande kommen, lohnt sich ein Blick aus der Unternehmerperspektive. Häufig sind Bewerbungsvoraussetzungen als „Maximalausschreibung“ zu sehen. Arbeitgeber wissen auch, dass sie den perfekten Studenten vermutlich nicht finden werden. Sie haben eine Vorstellung davon, wie viele sich etwa auf einen Praktikantenplatz bewerben. Mit den Praktikumsvoraussetzungen möchte ein Großteil der Unternehmen die breite Masse an Interessenten schon mal aussieben. Die, die sich von diesen verunsichern lassen, bewerben sich erst gar nicht. Der erste Tipp ist somit, sich nicht von den Praktikumsvoraussetzungen entmutigen zu lassen und sich trotzdem zu bewerben. Im nächsten Schritt werden die Bewerbungen lediglich quer gelesen und davon nur die Interessanten und Außergewöhnlichen registriert. Diese können auffallen durch beispielsweise Persönlichkeit, Erlebnisse oder humoristische Schlagfertigkeit. Und erst diese Bewerbungen werden aufmerksam gelesen und bestenfalls zum Vorstellungsgespräch gebeten. Daraus folgt Tipp Nummer zwei, anders zu sein und dabei herauszustechen.
Die Quintessenz ist somit, die Hoffnung nicht aufzugeben und sich trotz der utopischen Voraussetzungen immer weiter zu bewerben. Wichtig ist dabei, kreativ zu sein und sich etwas zu trauen. Sich vorzustellen, wie es auf der anderen Seite des Schreibtisches aussieht und auf seine eigenen Stärken zu vertrauen. Aller Anfang ist schwer. Doch Studierende können sich ruhig bewusst sein, dass sie ungeschliffene Diamanten sind. Das ist kostbar, denn die ersten Erfahrungen sind ausschlaggebend für die folgende berufliche Zukunft. NeueinsteigerInnen sind zwar unerfahren, jedoch motiviert und unvoreingenommen. Dies kann für Unternehmen durchaus von Vorteil sein, da sie die ersten Erwartungen und Erfahrungen prägen. Der ungetrübte Blick auf die Branche ist somit eine Art Geschenk, welches die Studierenden nicht leichtsinnig an die nächstmögliche Bewerbungszusage vergeuden sollten. Wenn man sich das bewusst macht und mit diesem Selbstverständnis an die Bewerbung (und bestenfalls später ins Vorstellungsgespräch) geht, ist der halbe Kampf gewonnen. Schließlich soll nicht irgendjemand einen in eine Richtung schubsen.
P.S.: Meinen ersten Praktikumsplatz bekam ich, weil in meinem Lebenslauf stand, dass ich guten Kaffee kochen kann. Mein Plan B, da ich bis dato keinerlei Erfahrungen vorweisen konnte.
Von Katharina Faßbender
Beitrag erstellt am: 18.11.2017 um 13:00 Uhr
Letzte Änderung am: 10.11.2019 um 22:34 Uhr