Rosinen mit Akzent

Menschen sitzen dicht in der Kneipe auf Stühlen
Bis zum letzten Platz gefüllt war die letzte Land in Sicht-Lesung. Foto: Mario Frank

Mit Prosa und Lyrik ging die neue Lesereihe für junge AutorInnen Land in Sicht am 11. Dezember im Café Fleur in die zweite Runde.

Klein, eng, gemütlich. So ist das Café Fleur, in dem sich die kleinen verschnörkelten Stühle für den literarischen Abend aneinander schmiegten. Eine ruhige, fast schon weihnachtliche Atmosphäre machte sich bei den vielen Besuchern breit. Bei Wein, Bier oder auch heißem Zimt-Apfelsaft füllte sich das Café in kürzester Zeit und ein gespanntes Warten begann.

André Patten und Kevin Kader, zwei der sechs OrganisatorInnen der Lesereihe Land in Sicht, eröffneten den Abend mit einer kleinen Rede. Sie stellten die noch junge Lesereihe sowie die AutorInnen des Abends vor. Den Anfang machte Sven Schaub. Dieser wurde 1986 in Wilhelmshaven geboren, lebt in Berlin und ist Veranstalter der Berliner Lesereihe Kabeljau & Dorsch. In seiner Kurzgeschichte „Dinge, die rieseln“, schreibt der Protagonist seinem Bruder Florian diverse SMS mit fraglichem Sinn. Eine Geschichte, die die Zuschauer im Café Fleur nachdenklich stimmte.

Zum Nachdenken anregen, sollten auch die Gedichte von Simone Scharbert. Die 1974 in Bayern geborene Autorin studierte Politikwissenschaft, Literatur und Philosophie und wohnt heute in der Nähe von Köln. Ihre Texte wurden unter anderem in Sachen mit Wörtern veröffentlicht. Im Café Fleur las Scharbert mit zarter Stimme mehrere lyrische Werke über Themen wie Strom oder Dunst. Die Metaphern-reichen Gedichte auf Anhieb zu verstehen fiel zwar schwer, eine spannungsgeladene Atmosphäre entstand aber auf Anhieb.

Nach einer kurzen Pause las Malte Abraham. Er wurde 1988 in Hamburg geboren und lebt mittlerweile in Berlin. Auch er ist Veranstalter bei Kabeljau & Dorsch und Redakteur beim Literaturmagazin STILL. Abraham kann einige Veröffentlichungen in namhaften Zeitschriften wie Bella Triste oder Lichtungen nachweisen. Seine Erzählung „Weil wir so sind, sagen wir schön“ kam besonders gut beim Publikum an. Eine amüsante Geschichte, die Abraham charmant und clever geschrieben hat und ebenso gekonnt und lässig im Café Fleur vortrug.

Joshua Groß, der letzte Autor, der an diesem Abend die Bühne eroberte, ist erst 25 Jahre alt und hat gerade sein drittes Buch veröffentlicht. Sein Debütroman „Der Trost von Telefonzellen“ wurde mit drei Literaturpreisen ausgezeichnet, unter anderem dem bayerischen Kunstförderpreis. Aus seiner neuen Novelle „Magische Rosinen“ las Groß nun in Köln einige Kapitel in seinem fränkisch-freundlichen Akzent vor. Das Buch handelt von dem Rapper Mascarpone und seinem Verhältnis zu einer bekannten Politikerin – eine eher untypische Beziehung.

So fand ein spannender Abend sein Ende. Vier sehr unterschiedliche AutorInnen lasen aus ihren Werken vor und brachten das Publikum zum Nachdenken und Lachen. Am 15. Januar findet Land in Sicht mit vier weiteren jungen AutorInnen ab 20 Uhr im Café Fleur statt.

Von Vera Kleinken

Beitrag erstellt am: 19.12.2014 um 18:45 Uhr
Letzte Änderung am: 02.12.2019 um 19:04 Uhr