Mit einem Fragebogen zur perfekten Ehefrau

Buchcover
Foto: Krüger Verlag

Der Debütroman des in Melbourne lebenden IT – Berater Graeme Simsions erobert die Buchwelt.

Ein Genetikprofessor doziert über das Asperger Syndrom in wissenschaftlich höchster Versiertheit, ohne seine eigene Disposition zu erkennen. Er tappt so ziemlich in jedes soziale Fettnäpfchen, das die menschliche Interaktion zulässt. Der schönsten Frau, die man je gesehen hat, antwortet man auf die Frage, ob man sie attraktiv finde, eher nicht: „Das habe ich noch nicht bedacht“. Don Tillmann schon.

Professor Dr. Don Tillmann identifiziert sich als ein völlig normales, jedoch hochintelligentes, strukturiertes und höchst effizient lebendes menschliches Individuum. Der Protagonist hat einen festgelegten Speiseplan für jeden Wochentag, damit er keine Zeit bei der Auswahl eines Gerichtes oder mit unkoordinierten Zubereitungsabläufen während des Kochvorgangs verliert. Er treibt Sport, um seinen Körper in Form zu halten und verbindet dabei die Laufrunde mit dem allwöchentlichen Besuch auf dem Markt, wo er dem Händler schon gar nicht mehr erklären muss, was er kaufen möchte. Der weiß es eh schon. Dons Leben läuft so logisch ab, da bekommt das Wort ALLTAG eine ganz neue Bedeutung. Doch was zur totalen Perfektion noch fehlt,ist eine Ehefrau.

Deswegen startet der Genetikprofessor pragmatisch und mit wissenschaftlichem Eifer das Ehefrauen-Projekt um eine geeignete Partnerin für Tisch und Bett zu finden. Um die Fehlerquote von ungeeigneten Frauen und unökonomischen Dates von Anfang an so gering wie möglich zu halten, plant er, die in Frage kommenden Kandidatinnen mittels eines Fragebogens im Vorhinein auf ihre Kompatibilität zu prüfen. Um sie dann im Anschluss der persönlichen Examinierung zu unterziehen.

Doch wider Erwarten läuft plötzlich alles ganz anders: denn dann kommt Rosie.

Rosie, die so ganz und gar nicht Dons Vorstellungen von einer passenden Ehefrau entspricht, versucht ihren biologischen Vater ausfindig zu machen und benötigt dafür die Genetik-Kenntnisse von Don Tillmann. Das „Vater- Projekt“, nimmt seinen Lauf. Mit Rosie weichen jegliche Strukturen aus Dons Leben und sein Terminplan verwandelt sich plötzlich in das ganz normale Chaos namens Leben.

Mit trockenem Humor und viel Situationskomik, die größtenteils der sozialen Inkompetenz des Protagonisten geschuldet ist, erzählt Graeme Simsion wie das Leben des Don Tillmann gehörig auf den Kopf gestellt wird. Was für die Hauptfigur purer Ernst ist, ist für die LeserInnen zum Brüllen komisch.

Man fühlt sich durch den Sprachrhythmus in das ständig ratternde Hirn des Protagonisten versetzt und kann durch die präzise Wortwahl des Autors Dons Innenwelt nachempfinden.

Ein wortgewandter und aberwitziger Sheldon Cooper der Literatur, der ohne lästig zwischengeschaltete Publikumslacher und Werbepausen auskommt und dafür die eigenen Bauchmuskeln anstrengt, Lachfalten fördert und Mundwinkel schmunzeln lässt.

Auch wenn der Verlauf der Geschichte zum Teil recht absehbar ist und den allgemeinen Regeln einer Liebeskomödie auf Umwegen folgt, ist dieser Roman doch originell und eine leichte, freudige Sommerlektüre.

Von Franziska Kopp

Von

Beitrag erstellt am: 13.07.2014 um 17:43 Uhr
Letzte Änderung am: 02.12.2019 um 19:05 Uhr