philtrat: Was sind deine Aufgaben als 1. AStA-Vorsitzender?
Christopher: Der 1. Vorsitzende ist zuerst der Vertreter der Studierenden an der Uni selbst. Dafür sitze ich in Gremien wie dem Senat oder den Lenkungsausschüssen. Auch der Austausch mit dem Rektorat und der Uni-Verwaltung findet vorwiegend über den Vorsitzenden statt. Außerdem ist man für das Personal des AStA mit knapp 50 Festangestellten verantwortlich.
Wie viel Zeit fordert das Amt bei all diesen Aufgaben von dir?
Christopher: Es ist zeitlich ein enormer Aufwand, aber es macht auch Spaß. Man lernt die Abläufe an der Universität kennen, versteht, wie Entscheidungen zustande kommen und trifft viele Menschen. Ein Studium in Regelstudienzeit ist aber nicht mehr möglich.
Also besuchst du dieses Semester nicht allzu viele Seminare?
Christopher: Ich bin sehr optimistisch mit acht Veranstaltungen eingestiegen. Inzwischen bin ich bei drei Veranstaltungen. Aber ich bedauere das nicht. Mir war schon vorab klar, dass ich kaum Zeit für die Uni haben würde. Ich studiere Germanistik und Geschichte auf Lehramt. Dort fühle ich mich wohl. Es gibt eine angenehme, entspannte Atmosphäre in den Kursen und bei den Leuten.
Du bist noch nicht lange an der Universität und in der Hochschulpolitik. Wie kommt es, dass du bereits AStA-Vorsitzender bist?
Christopher: Das war für mich selber auch überraschend. Nachdem ich im Sommer 2013 an die Uni gekommen bin, wurde ich über die Juso Hochschulgruppe bald zum Referenten für Soziales und Internationales im AStA. Das hat mir trotz des enormen Arbeitsaufwandes viel Freude gemacht, da man so ein ganz anderes Gerüst an sozialen Kontakten bekommt, als nur durch den Besuch von Seminaren. Als nach den Wahlen klar wurde, dass die alte Koalition weiter machen soll, hatten die Koalitionspartner keinen geeigneten Kandidaten für den Vorsitz. Ich habe dann gesagt, dass ich mir das vorstellen könnte und dafür Rückendeckung im gesamten AStA erhalten.
Bist du das Amt mit konkreten Zielen angetreten?
Christopher: Ehrlich gesagt nicht. Das habe ich auch bei meiner Befragung im Studierendenparlament klar gemacht. Natürlich sind das Lehramt und das Hochschulzukunftsgesetz wichtige, aktuelle Themen, aber ich habe immer gesagt, dass ich die Gremien, in denen die Entscheidungen dazu getroffen werden, noch nicht kenne. Ich will keine Luftschlösser bauen, sondern bin lieber Realist.
Was können Studierende überhaupt an der Uni bewegen?
Christopher: Eine Menge. Die Professoren, vor allem aber auch die Verwaltungsangestellten, haben eigentlich immer offene Ohren für unsere Belange und Meinungen. Bei den neu-akkreditierten Studiengängen etwa wird es viel weniger Restriktionen geben. Das wäre ohne studentisches Engagement nicht möglich gewesen.
Wieso sind so wenig Studierende aus der Phil in der Hochschulpolitik aktiv?
Christopher: Zum einen sorgt die Umstellung auf Bachelor und Master für eine veränderte Wahrnehmung bei den Studis. Man suggeriert ihnen, sie müssten schnellstmöglich fertig werden. Sie glauben nicht mehr, sich die Zeit nehmen zu können, neben dem Studium aktiv zu sein. Zum anderen ist es für viele vielleicht auch nicht so relevant, weil unsere Fakultät nicht so starke Restriktionen aufweist wie andere.
Von Peter Hacke